Hingeschaut

Kegelabend mit nur wenigen Hunden

von

«Die Rote Kugel» auf VOX: Der TV-Sender setzt sein Logo in Szene.

Ist das innovatives Fernsehen? Naja, es erweckt zumindest den Anschein, wenn VOX «Die Rote Kugel» ankündigt und damit ein neues Quiz mit nicht nur Fragen und Antworten, sondern auch einen offensichtlichen Riesen-Technologie-Apparat im Studio. Das macht neugierig. Da will man mal reinschauen. Weil ja vielleicht auch ein Hund reinkläfft, wenn schon Martin Rütter moderiert. Geben wir der ganzen Sache doch einfach eine Chance.

Der Modus für die jeweils zwei zusammen spielenden Kandidaten ist einfach erklärt. Und je einfacher sowas ist, desto besser. Zehn Fragen, immer schwerer werdend, mit zu Beginn 1.000 Euro und am Ende 30.000 Euro als Gewinnchance. Das ist der eine Teil von «Die Rote Kugel», als bekanntes VOX-Symbol nun auch greifbarer Mittelpunkt einer Spielshow.

Frage eins: Eigentlich ein Witz und für Svenja (39) und Hannah (38), Alpaka-Schwestern aus Pfullendorf unweit des Bodensees, eine Frechheit. Sie müssen aus vier Möglichkeiten auswählen, was auf eine Schwarzwälder Kirsch-Torte kommt. Fast entscheiden sich beide für Erd- oder Brombeere. Aber nur fast. Schwupps - schon kommt von oben über eine sündhaft teure Apparatur eine erste Rote Kugel nach unten gerollt. Die bleibt zum Zocken vorerst ungenutzt.

Frage zwei für (weitere) 2.000 Euro: Thomas Anders wird gezeigt, zu seiner mähnigen Zeit bei Modern Talking. Welcher Name hing mal an seinem Halskettchen? Dieter war´s nicht, natürlich Nora. Puh, noch immer suchen wir die Innovation dieser Quizshow. Die Damen rätselten, sind aber auch nicht mit der Gnade der frühen Geburt gesegnet. Halb Deutschland stöhnt auf, aber sie loggen richtig ein. Kugel zwei rollt über die 100.000 Euro-Laufbahn. Noch eine Zockerkugel.

Bild drei: Die Queen. Und schwupps, statt Kugeln kommen schnell die Hunde ins Spiel. Welche Rasse hält die Königin von England? Bulldog? Spitz? Beagle? Nö, Elisabeth hat einen Corgi. Wuffi aus Wales, kennt niemand, macht aber nix. Die Damen raten falsch, keine Kugel kommt, eine von den beiden zum Zocken zurückgelegten muss nun über eine 50.000 Euro teure Minigolfanlage in ein Loch gekegelt werden. Der zweite und letzte Versuch klappt. Es kann weiter gehen.

Frage vier, weitere 4.000 Euro sind möglich: Wie sieht das Veterinärzeichen aus? Ein V, klar. Darüber Hundepfoten? Natürlich nicht, sondern eine Schlange an einer Stange. Richtig geraten. Kugel. Zocken. Pro Frage wird die Distanz zum Loch aber größer. Für 5.000 Euro: Ein tanzendes Paar auf dem Filmplakat «La La Land». Hat den jemand gesehen? Und wer weiß, welches Kleid Emma Stone trug? Vor allem: Wer will das wissen? Rot? Blau? Gelb? Grün? Die Damen sagen: Blau. Es war Gelb. Keine Kugel. Die gezockte muss nun ins Loch. Klappt aber nicht! Zurück nach Pfullendorf mit null Euro!

So richtig spannend ist das nicht, innovativ auch nur insofern, als dass sich die gezeigten Fotos interaktiv beim Austesten der jeweils vier Lösungsvorschläge verändern. Und was auch fraglich gut ist: Martin Rütter, der locker als Jörg Pilawa durchgehen würde und höchst souverän durch die Sendung lenkt. Die hat gerade mal rund eine halbe Stunde hinter und noch über eine Stunde vor sich. Weil nur zwei Kandidatenduos angekündigt waren, dürfte nun klar sein: Kai (47) und Thomas (54), Berufsfeuerwehrmänner aus Duisburg, werden ganz, ganz weit kommen.

Rütter erklärt alle Regeln nochmal. Das nervt. Und dann wird gewusst, geraten, gekegelt. Es geht um Pipi Langstrumpfs Pferd (hatte sie nicht auch einen Hund?), um Freddy Mercurys Gebiss (schon wieder die Queen...), um Günther Jauchs Hochsprungkünste, den Uhrenturm des Westminster-Palace, das Plakat vom «Weißen Hai», den Monarchfalter, Bastian Schweinsteigers WM-Platzwunde, den Nintendo-Controller, um die Voyager und um die Gebärdensprache. Millimeter vorbei an 70.000 Euro schrammten die beiden Männer, brachten es punktgenau bis zur zehnten Frage. 25.000 Euronen nehmen sie mit in den Ruhrpott.

Und ja: Mit der Zeit gewinnt das Format an Format. Nur: Zwischen Fragestellung und Auflösung hat die Millionärssuche bei Günther Jauch ihre Stärken, genau da aber schwächelt das Ding mit der Kugel ein wenig. Ein bisschen zu zäh dehnt sich das Ganze so in die Länge. Und bei vielen der Fragen ist man nicht wirklich heiß darauf, die Antwort zu wissen. Durchfallen tut die Quizshow deshalb aber nicht. Martin Rütter darf wieder kommen. Dann auch gerne wieder mit ein paar Hunden.

«Die Rote Kugel», eine Eigenproduktion von VOX in Zusammenarbeit mit Endemol Shine Germany, läuft an den kommenden drei Mittwochabenden.

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