Die Kritiker

Sehnsuchts-Kutter ohne Sorgen

von

«Das Traumschiff» an Ostern: Grauhaar-Dackel und eine Hauptrolle.

Okay, jetzt muss man eines gleich mal sagen (schreiben): Collien Ulmen-Fernandes als neue Schiffsärztin Dr. Jessica Delgado ist neben den Sehnsuchtsorten das Schönste seit Langem an oder abseits des Bootes. Hoffentlich die Langzeit-Lösung für alle Seekranken, nachdem Nick Wilder das Schiff verlassen hat. Davon gibt es allerdings keine in der Ostersonntags-Folge, wenn Kapitän Max Parger zur großen «Traumschiff»-Reise lädt zum Thaa Atoll, eine tropische Insel im Indischen Ozean.

Parger: Florian Silbereisen, der angenehm bescheiden seinen Kreuzer steuert und die ersten 20 ZDF-Minuten gar nicht vorkommt, danach wohlwollend dosiert. Und der in die drei Handlungsstränge außer am Ende so gut wie gar nicht verwickelt ist. Die Rolle der Hauptdarsteller übernehmen diesmal überwiegend zwei andere Männer. Christoph M. Ohrt («Edel & Starck»), als Grauhaar-Dackel nur der zweitattraktivste Mann nach Staff-Kapitän Martin Grimm alias Daniel Morgenroth, und der enorm erfrischende Ferdi Özten als Kornelius Busch.

Story eins: Ohrt als Dauer-Schiffsgast Frank Baum bekommt überraschend Besuch von seinem Bruder Thomas (Heinrich Schafmeister) - und beide balgen sich nicht wirklich so richtig um eine frisch geschiedene Passagierin. Eine eher maue Geschichte, die langweiligste der Folge, man hätte sie sich durchaus schenken können.

Die mit Abstand beste: Ferdi Özten als Kornelius und Begleiter der blinden Nele Berghaus verliebt sich in die Bordtänzerin Mia Wagner. Wenn Darstellerin Victoria Swarovski lacht, die «Let´s Dance» und «Superstar»-Moderatorin, dann schmelzen die Eisberge, an denen das «Traumschiff» nur vorbei fahren würde bei der Last enormer Umwege. Die beiden kriegen sich am Ende und küssen sich sogar. Mehr Erotik geht gar nicht. Für das katholische Osterfest eigentlich zu viel für die Generation 60+ vor dem TV-Apparat.

«Das Traumschiff»: Kann es sein, dass die beiden Winter-Folgen zum Jahresende am Weihnachtsfeiertag und an Neujahr irgendwie deshalb das Mehr an Reiz entfachen, weil es draußen kalt und dunkel ist? Weil Bilder einer Kreuzfahrt dann Sehnsüchte wecken, die kurz nach dem Frühlingsanfang und dem Uhrvorstellen einfach nicht mehr in dem Maße vorhanden sind, wenn um 20.15 Uhr noch Reste der Sonne scheinen nach einem Tag mit bis zu 25 Grad?

Kann sein. Vielleicht wäre eine Sommerreise zu den Färöer-Inseln für den Mega-Kahn mal ein wenig Abwechslung. Oder 90 Minuten Querliegen im Suezkanal, solange Florian Silbereisen nicht singt – und auch weiterhin eher im Hintergrund bleibt. Man muss schon sagen, dass «Das Traumschiff» drei Mal im Jahr der gleiche Aufguss ist. In Zeiten von Merkels “Osterruhe“ vielleicht aber eine Alternative abendlichen Grillen am Park des Vertrauens.

Zurück zu Collien Ulmen-Fernandes: Die trifft gleich beim Schiffsdebüt auf einen ehemaligen Patienten: Den sich selbst ständig bemitleidenden Ex-Fußballprofi Lars Meyer, dessen Karriere endete nach ihrer Behandlung. Sie hat keine Schuld, aber ihr Neffe Timo, der Fußballer werden will, ist mit an Bord, freundet sich an mit Lars, der Dr. Delgado hasst. Kurz vor dem Abspann und geläutert nach ein paar warmseichter Worte vom Kapitäns-Flori ist alles wieder gut. Ist halt «Traumschiff», der Kutter ohne Sorgen.

Die Torten mit den Wunderkerzen zur Musik von James Last beim Kapitänsdinner konnte noch nicht mal Victoria Swarovski schmelzen lassen. So endet stets, was genau so zu erwarten war. Und zum Schluss noch ein Quiz: Welcher der Darsteller dieser «Traumschiff»-Folge spielte auch mal in der «Lindenstraße» mit? Kleiner Tipp: Es war nicht Barbara Wussow.

Das ZDF strahlt «Das Traumschiff» am Ostersonntag, den 4. April 2021, um 20.15 Uhr aus.

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