Frau Dwyer, vielen Dank für Ihre Zeit. Trotz ihres überschaubaren Alters reicht Ihre Karriere ins Jahr 1999 zurück. Damals standen Sie im Kinofilm «Anna Wunder» vor der Kamera. Wer den Film kennt, weiß, dass sie bereits in jungen Jahren nicht vor schwierigen Themen zurückschreckten. Auch sonst sind Sie überwiegend in Krimis zu sehen. Hätten Sie auch mal Lust auf eine Komödie?
Ich habe schon eine Affinität zu schwereren Stoffen. Meistens finde ich die nicht so einfachen Geschichten spannender zu erzählen. Aber ich bin der Komödie gegenüber auch sehr aufgeschlossen, deshalb habe ich mich besonders gefreut «Herr und Frau Bulle» zu drehen, weil bei uns Krimi mit viel Humor erzählt wird.
Yvonne Wills hat eine eher dunkle Vergangenheit. Ist es wichtig, einer Hauptheldin nicht nur positive Eigenschaften zu geben?
Unabhängig von positiv oder negativ reizt mich eine Figur, wenn eine Vielschichtigkeit spürbar ist, wenn sie Konflikte mit sich oder ihrer Vergangenheit verarbeiten muss, und wozu das führt. Die Menschen haben sowohl positive als auch negative Seiten. Das Interessante ist, wie man sich für welche entscheidet. Darüber hinaus glaube ich, dass man den Zuschauern viel mehr zumuten kann als viele denken.
«Ein starkes Team», «Helen Dorn», «Wilsberg», «Kommissarin Lucas», «Kommissarin Heller», «Das Quartett». Dies ist nur eine Auswahl der Krimi-Reihen, die in den vergangenen Monaten im ZDF am Samstag zu sehen waren. Haben Sie manchmal das Gefühl der Markt ist übersättigt?
Der Markt ist übersättigt, wenn die Nachfrage nachlässt. Es gibt so viele Krimi-Formate, weil die Zuschauer sehr gerne Krimis sehen. Wichtig ist das die Formate sich unterscheiden. Der eine mag eher brutale, der andere eher unterhaltsame Krimis, also sollte viel Auswahl da sein, damit für jeden was dabei ist.
Der Erfolg der hohen Reichweiten gibt dem ZDF recht. Wie erklären Sie sich den Hype um Krimisendungen – gerade in diesem Jahr?
Anderthalb Stunden Gut gegen Böse, in denen am Ende meist das Gute gewinnt. Die Welt ist dann wieder sicherer und in Ordnung. Ich glaube, das beruhigt die Zuschauer auf eine gewisse Art.
Mit Uwe Janson haben Sie für „Alles auf Tod“ mit einem erfahrenen Regisseur zusammengearbeitet. Bei beispielsweise «Strawberry Bubblegums» haben Sie bei Benjamin Teskes Langfilm-Debüt mitgewirkt. Ist Erfahrung auf dem Regiestuhl wichtig?
Mir ist es wichtig das die Regie das bestmögliche aus einem Projekt rausholen möchte. Wenn der Spirit da ist und ich merke, man gibt sein bestes, ist mir erstmal egal, ob die Regie erst einen oder schon 20 Filme gemacht hat.
Die Produktion musste im vergangenen Jahr aufgrund der Corona-Pandemie unterbrochen werden. Gab es Überlegungen die Situation mit in die Geschichte einfließen zu lassen, wie es beispielsweise beim «Großstadtrevier» im Ersten am Montag passiert ist?
Wir mussten ziemlich genau bei der Hälfte der Dreharbeiten pausieren. Da wir nicht chronologisch drehen, wäre es nicht möglich gewesen das noch einzubringen. Damals war auch noch nicht zu erahnen wie lange wir mit Corona zu kämpfen haben.
Bislang hielt man sich bei Produktionen sehr zurück, was das Thema Pandemie in Filmen oder Serien betrifft. Glauben Sie, dass sich das noch ändern wird?
Man hat die Hoffnung, dass die Auswirkungen der Pandemie aus unserem Leben verschwinden werden. Wenn die Folgen aber ein Teil unseres gesellschaftlichen Lebens bleiben, dann wäre es realitätsfern, in Filmen so zu tun, als wäre nichts gewesen. Aber für viele Menschen ist Film/Fernsehen ja auch Ablenkung von genau diesen Dingen. Deshalb finde ich es nicht notwendig, die Pandemie in jeder aktuellen Produktion zu thematisieren bzw. einzubauen.
Vielen Dank für das Gespräch!
Alice Dwyer ist am Samstagabend, 24. April, um 20:15 Uhr in «Herr und Frau Bulle - Alles auf Tod» im ZDF zu sehen. Schon jetzt ist der vierte Film der Krimi-Reihe in der ZDFmediathek abrufbar.
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