Die Kritiker

«Mord im Strandhaus»

von   |  1 Kommentar

Ein wunderschönes Haus an der Küste Oregons und zwei Pärchen, die nur ein Wochenende zusammen genießen wollen. Mehr braucht Regiedebütant Dave Franco nicht, um Spannung aufzubauen. Allerdings lässt er es sehr langsam angehen. Auch, weil er ein paar Haken schlägt. Aber alles der Reihe nach.

Stab

REGIE: Dave Franco
DREHBUCH: Dave Franco, Joe Swanberg
PRODUZENTEN: Dave Franco, Teddy Schwartzmann, Ben Stillberg, Christopher Storer, Joe Swanberg
KAMERA: Christian Sprenger
SCHNITT: Kyle Reiter
PRODUKTIONSDESIGN: Meredith Lippincott
DARSTELLER: Dan Stevens, Alison Brie, Sheila Vand, Jeremy Allen White, Toby Huss, Anthony Molinari

USA 2020
89 min
Es passiert heutzutage selten, dass eine US-Kinoproduktion ihre Deutschlandpremiere im öffentlich-rechtlichen Fernsehen feiert, bevor sie einige Tage später dann eine Heimkino-Premiere auf DVD und Blu-Ray erleben wird. «Tod im Strandhaus» ist solch ein seltener Fall. Im Sommer 2020 hat der Thriller in den USA tatsächlich, inmitten der Corona-Pandemie, zumindest einen kleinen Kinostart erhalten, bevor er auf dem Heimkinomarkt in die Zweitverwertung geschickt wurde. Dave Franco, der jüngere Bruder von Kinostar James Franco, hat sich für sein Regie-Debüt ein Kammerspiel ausgesucht, das sich sehr viel Zeit nimmt, seine Figuren einzuführen und mit Charlie und Mina beginnt – die es geschafft haben. Die beiden haben einen fetten Auftrag für ihr kleines Unternehmen eingefahren. In welchem Bereich sie arbeiten, wird nie wirklich erwähnt, es ist aber auch nicht wirklich von Belang. Charlie ist von Mina beeindruckt. Sie ist eine Powerfrau, sie ist smart, sie ist durchsetzungsfähig. Ohne sie wäre er nie so weit gekommen. Vor allem aber ist sie die Freundin seines Bruders Josh, eines jungen Mannes, der im Leben manch eine falsche Ausfahrt genommen hat. Josh hat das College abgebrochen und saß wegen Körperverletzung sogar im Gefängnis. Sicher, Mina hat diesen Josh nie kennengelernt, sie kennt nur den Josh, der eine Abendschule besucht und sein Leben irgendwie wieder auf die richtige Bahn gelenkt hat. Dennoch dürfte Mina das größte Glück in seinem Leben darstellen. Was Charlie wiederum glücklich macht, da er auf seine Art und Weise eben auch Mina liebt. Michelle – seine Ehefrau – akzeptiert das. Schließlich kann sie sich sicher sein, dass ihre Beziehung platonisch bleibt...

Oder auch nicht.

Um ihren Erfolg zu feiern, entschließen sich Charlie und Mina diesen mit ihren Partnern in einem wunderschönen Haus an der Küste Oregons zu genießen. Der Start des Wellness-Wochenendes allerdings verläuft holprig. Als Mina das Haus online mieten will, bekommt sie eine Absage. Charlie jedoch bekommt den gewünschten Termin. Hat sich der Vermieter an Minas arabischen Nachnamen gestört? Darauf deutet das Verhalten des Hausverwalters hin, dem Bruder des Vermieters, der bei der Ankunft der vier eine anzügliche Bemerkung bezüglich Minas Aussehen macht. Da er allerdings schnell verschwindet, legt sich Minas Wut sehr bald und sie genießen einfach das wunderbare Ambiente des Hauses samt seines atemberaubenden Blickes aufs Meer. Irgendwann schlafen Josh und Michelle bereits tief und fest, Mina und Charlie sind allein. Und es passiert, was fast schon passieren muss. Aus ihrer platonischen Freundschaft (und auch ein bisschen Liebe) wird mehr. Unter der Dusche. Fernab der Augen ihrer Partner.

Am folgenden Tag haben Charlie und Mina nicht nur ein schlechtes Gewissen. Mina entdeckt in der Dusche vielmehr eine kleine Minikamera, die ihr Tête-à-Tête in HD aufgezeichnet hat. Die Situation eskaliert als der Hausverwalter auftaucht.

Was als ein Beziehungsdrama beginnt, entwickelt sich eher zufällig zum Thriller. Das Auftauchen des Hausverwalters mündet in einem überraschenden Gewaltausbruch, der jedoch keinesfalls die Frage klärt, ob der Verwalter etwas mit der Kamera zu tun hat, eine der vier Personen im Haus ein doppeltes Spiel betreibt – oder jemand von Außen seine Spielchen spielt. Und wenn es eine dritte Partei gibt: Was will sie?

Dave Franco präsentiert sein kammespielartiges Kriminalspiel in makellosen Bildern. Sehr viel Raum lässt er seinen vier gleichberechtigt agierenden Hauptdarstellern, von denen der Brite Dan Stevens der bekannteste sein dürfte. Stevens stellte zwei Staffeln lang Matthew Crawley, den Cousin und Erben des Earl of Grantham in der britischen Hit-Serie «Downtown Abbey» dar, Sheila Vand, Darstellerin der Mina, gehört derweil inzwischen zum Ensemble der Serie «Snowpiercer». Indem er ihnen diesen Platz einräumt, fällt sehr schnell die Distanz zwischen Publikum und den handelnden Figuren. Der Moment, in dem sich Mina und Charlie näher kommen, erhält auf diese Weise eine fast schon tragische Note. Dass sich die beiden nahestehen, ist vom Prolog an klar. Aber sie sind kein Paar. Josh liebt Mina so wie Mina Josh liebt und Charlie Michelle. Schon der Moment des Betruges allein hätte die Kraft, ihre Leben zu sprengen. Doch bleibt es eben nicht bei diesem Moment, denn da ist die Kamera in der Dusche.

Fazit: Klein, fein, gruselig ist «Tod im Strandhaus», ein Film, der nicht nur viel Wert auf die Charakterzeichnungen legt. Vom Moment des Gewaltausbruches an dreht Dave Franco darüber hinaus ordentlich an der Spannungsschraube – um den Film zielgerichtet einem Showdown zuzuführen, den man so wirklich nicht erwartet und der tatsächlich als sehr ungewöhnlich bezeichnet werden darf. Und dieser Spoiler darf sein: Wenn der Nachspann beginnt, sollte man sitzen bleiben, bis das Bild wirklich schwarz wird!

Am Montag, 10. Mai 2021, 22.15 Uhr im ZDF. Ab dem 14. Mai 2021 auf DVD und BluRay unter dem Titel «The Rental – Tod im Strandhaus».

Kurz-URL: qmde.de/126638
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Es gibt 1 Kommentar zum Artikel
TwistedAngel
08.05.2021 18:36 Uhr 1
Boah "Tod im Strandhaus", nicht "Mord" ... im Text steht es richtig 🙄

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