Wie die Axel Springer AG verlauten lässt, wären sie zum Verkauf vom Fernsehsender ProSieben bereit, um die Übernahme der ProSiebenSat.1 Media AG doch noch durchführen zu können.
Erst am Dienstag teilte die Kommission zur Ermittlung der Konzentration im Medienbereich (KEK) mit, dass die Übernahme und die anschließende Fusion der ProSiebenSat.1 Media AG mit der Axel Springer AG nicht genehmigungsfähig ist. „Sie wird nach den Vorschriften des Rundfunkstaatsvertrags über die Sicherung der Meinungsvielfalt nicht als unbedenklich bestätigt“, so die Kommission. Jetzt bietet die Axel Springer AG an, den Sender ProSieben nach der vollzogenen Übernahme zu verkaufen.
Das Bundeskartellamt hat zudem am Mittwoch mitgeteilt, dass die Genehmigung für die Übernahme des TV-Konzerns ProSiebenSat.1 durch den Axel Springer Verlag nur erteilt werde, sofern der Sender ProSieben noch vor Abschluss des Deals an einen unabhängigen Erwerber verkauft wird sowie eine Ausgliederung des Senders aus der Vermarktung der Seven One Media GmbH vollzogen wird.
Kartellamtspräsident Böge: "Durch die aufschiebende Bedingung wird sichergestellt, dass der Sender ProSieben mit einem Marktanteil am bundesweiten Fernsehwerbemarkt von etwa 20 Prozent nicht von der Axel Springer AG übernommen und die Fernsehwerbezeit von einem nicht Springer zuzurechnenden Unternehmen vermarktet wird."
Falls der Verkauf vollzogen werden sollte, würde ProSieben ein Problem drohen: Die Lizenzverträge mit den Hollywoodstudios und deutschen Verleihern laufen alle über die Holding - Daraus resultiert, dass ProSieben sämtliche Filmrechte verlieren würde. Zudem zeigte Sat.1 schon vor dem Start von «Desperate Housewives» (ausgestrahlt von ProSieben) großes Interesse an der US-Erfolgsserie - Sat.1 würde erneut großes Interesse an der Serie bekunden.
Im August 2005 hatte der Axel Springer Verlag die Mehrheit der ProSiebenSat.1 AG übernommen. Für den Kauf zahlte Springer 2,5 Milliarden Euro an den bisherigen US-Investor Haim Saban und begab sich somit in die Schuldenfalle. Das Kartellamt hingegen machte dem Verlag einen Strich durch die Rechnung: Mit der Übernahme hätte Springer, dem über 120 Zeitungen und Magazine, darunter auch die BILD-Zeitung, gehören, einen Einfluss von 42 Prozent im bundesweiten Fernsehen. Hierfür wurde der Marktanteil der Druckerzeugnisse in den Fernsehmarktanteil umgerechnet. Die Medienwächter lehnten eine Übernahme ab; Springer sollte für den Deal entweder Sat.1, ProSieben oder die BILD verkaufen. Noch am Dienstag lehnte Springer einen Einzelverkauf ab.