Die Kritiker

«Zero»

von   |  1 Kommentar

In naher Zukunft jagt Heike Makatsch als rasende Reporterin durch Berlin, auf der Suche nach Datenskandalen. Unsere Kritik zum ARD-Film.

Stab

Darsteller: Heike Makatsch, Luise Emilie Tschersich, Fabian Joest Passamonte, Matthias Weidenhöfer, Axel Stein, Meriel Hinsching
Musik: Ingo Ludwig Frenzel
Kamera: Patrick Popow und Jakob Wiessner
Drehbuch: Johannes Betz
Regie: Jochen Alexander Freydank
From Zero to Hero: So zumindest sieht sich Zero selbst – eine Gruppe von Hackern und nerdigen IT-Spezialisten, die im Berlin der späten 20er Jahre (dieses Jahrhunderts!) reihenweise Datenskandale aufdecken wollen. Warum zum Beispiel trifft sich auf einmal der Innenminister mit dem Vorstandsvorsitzenden des deutschen Ablegers einer weltumspannenden Datenkrake, die mit Apps zur Selbstoptimierung nicht nur ein Milliardengeschäft macht, sondern in die feinsten Rädchen des Getriebes unserer Gesellschaft eingreift?

Diese App zur Selbstoptimierung nutzt auch Cynthias spätpubertierende Tochter – und Cynthia (Heike Makatsch), das ist eine Journalistin, die gerade aus Mangel an seriöseren Alternativen bei einem „Bild“-ähnlichen Sensationsblatt anheuert. Mit gewichtigen Analysen (eigentlich Cynthias Paradedisziplin) kommt man bei dem Blatt nicht weit, aber genauso gut wie schreiben kann die erfahrene Journalistin glücklicherweise recherchieren. Sie hat die brandneuesten Informationen immer als Erste und damit beim Chefredakteur trotz ihres fortgeschrittenen Alters bald einen Stein im Brett.

Natürlich ist vieles nicht so, wie es scheint, und stattdessen genau so, wie man es vermutet hat: Der Facebook-Verschnitt ist ein finsterer Konzern, der mit seinen Daten allerhand üble soziale Experimente im Schilde führt, die seinen Machterhalt sichern sollen, und die digitalisierte Selbstoptimierung liefert dafür einen wichtigen Schlüssel.

Bei der Vielzahl an Informationen, die gerade aus Konzernen wie Facebook an die Öffentlichkeit durchgestochen werden, wird nun wohl auch für den Letzten offensichtlich, dass die Geschäftstätigkeit dieser Unternehmen oft im Unwegbaren stattfindet und dringend einer verstärkten Kontrolle bedürfte. Doch damit die Kritik an ihrem Gebaren fruchtet, muss sie messerscharf erfolgen – und dieser Film führt leider nie ein wirklich ausgereiftes Argument.

Bis zum Schluss wird nämlich nicht klar, was genau er anprangern möchte: die fehlende Kontrolle durch Staat und Gesellschaft? Die Gleichgültigkeit, mit der die sozialen Experimente dieses finsteren Unternehmens einfach hingenommen werden? Die messianische Führerfigur, der sich alle bereitwillig unterwerfen? Der Drang, selbst immer größer, besser und schneller zu werden, und dabei nicht zu reflektieren, was mit den sensiblen Daten alles so passiert?

Damit verpufft der intelligente Ansatz dieses Films leider im Ungefähren. Die Besetzung der Hauptrolle mit Heike Makatsch, die sich im Frühjahr vom Zirkel um Dietrich Brüggemann und Volker Bruch einspannen ließ, um gegen die Corona-Maßnahmen zu pöbeln, spricht ebenso wenig für durchdachte Ernsthaftigkeit. Vielleicht gescheitert?

Der Film «Zero» wird am Mittwoch, den 3. November um 20.15 Uhr im Ersten ausgestrahlt.

Mehr zum Thema... Kino Zero
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Es gibt 1 Kommentar zum Artikel
Sentinel2003
03.11.2021 03:02 Uhr 1
Das ist ja ein voller Verriß des Film's!!! :relieved: :grimacing:

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