Bereits seit 20 Jahren existiert das Konzept von «Die Höhle der Löwen». Das Format startete unter dem Titel «The Tigers of Money» beim japanischen Fernsehsender Nippon TV, der seit dem Jahr 1953 als Privatsender sendet. Die Sendung war zunächst kein Erfolg, nur drei Staffeln überlebte das Format. Mit Hilfe von Sony Pictures Television wurden Teile des Formats überarbeitet, um die Sendung zu einem internationalen Erfolg zu machen.
Seit Ende Oktober 2021 ist die dritte Staffel der Gründershow auch im schweizerdeutschen Fernsehen zu sehen. Der private Fernsehsender 3+, der eine Mischung aus VOX und ProSieben ist, setzt auf sieben neue Folgen, in der knapp 40 Unternehmer auf die Gunst der Investoren Business-Vermieterin Anja Graf, Technologie-Unternehmerin Bettina Hein, Online-Händler Roland Brack, Nachhaltigkeitsunternehmer Tobias Reichmuth, Großinvestor Jürg Schwarzenbach, Start-Up-Experte Patrick Mollet und E-Commerce-Unternehmer Lukas Speiser handeln. Bereits das Feld der Investoren zeigt, dass man bei den Eidgenossen kleinere Brötchen backt. Eine Judith Williams, die den Home-Shopping-Sektor dominiert, fehlt. Das ist auch nicht unüblich, immerhin sprechen nur knapp 4,9 Millionen Schweizer die deutsche Sprache.
Auch einige Produkte aus dem Alpenland schwappten schon nach Deutschland. Die in Basel ansässige Firma von David Eberle und Janis Berneker stellte eine App mit einer Tastatur namens „Typewise“ her. Es sollten mit diesen in Hexagon angeordneten Buchstaben die Tippfehler massiv reduziert werden. Natürlich durfte – wie in der deutschen Version – der glückliche Rückblick auf die Entwicklung nicht fehlen. Ohnehin werden meist nur Erfolgsgeschichten erzählt, denn immerhin macht «Die Höhle der Löwen» nicht umsonst Werbung für sich.
Bei der schweizerischen Version kommt es nur zu einem Deal, wen die Investoren den geforderten Betrag auch bezahlen. Mit der Firma Mediashop hat man eine Werbepartnerschaft in die Sendung eingebaut. Die Sendung bedient sich an den klassischen Stilelementen und Sounddesign der internationalen «Die Höhle der Löwen»-Ausgaben. Allerdings haben die Schweizer einen vollständig eigenen Vorspann entwickelt, der sich vor der deutschen Version nicht zu verstecken braucht.
In einer jüngeren Folge steht Marcel Paa im Mittelpunkt, der zugleich auch YouTube-Star ist. Er sitzt in der Jury der Backsendung «zuckersüss & bitterzart», die ebenfalls wie die Gründershow zur CH Media gehört. Der Aargauer hat einen natürlichen Zucker entwickelt, der alle Eigenschaften des handelsüblichen Kristallzuckers aufweist, aber deutlich weniger Kalorien aufweist. Paa will große Torten backen und ruft eine riesige Firmenbewertung auf. 150.000 Franken für fünf Prozent der Firmenanteile. Übrigens: Die Stevia-Alternative kostet sechs Euro für 250 Gramm.
Es folgt eine Investition zwischen Unternehmer und Investoren. Paa möchte ein neues Unternehmen gründen, in das die Reichen investieren sollen. In Deutschland sehen Unternehmer wie Ralf Dümmel oder Georg Kofler solche Geschäfte weniger gern, denn man möchte in allen Bereichen zusammenarbeiten. Im schweizerischen Fernsehen wird die Kuh mit einem Probierpaket vom Eis genommen, eine kleine Eskalation entsteht nicht. „Ein Riesenpotenzial“ ist sich Gründer Paa sicher. „Hello Sweety“, so räumt der Gründer aus, wird keinen Rechtestreit mit der Marke „Hello Kitty“ verlieren.
Doch die hohe Investmentsumme bleibt, obwohl man im ersten Jahr erst 20.000 Packungen verkaufte. Immerhin verkaufe Paa mit seinem bisherigen Unternehmen in 2021 schon nebenbei 50.000 Stück. In drei Jahren könnten schon 350.000 Packungen über den digitalen Ladentisch gehen. Doch das nebenbei nervt auch die Schweizer: Hein und Mollet wollen nur in die bisherige Firma investieren, schließlich werde es in Zukunft immer Interessenskonflikte zwischen Paas neuer und seiner zweiten Firma geben.
Patrick Mollet möchte trotzdem für 150.000 Franken für fünf Prozent einsteigen, Brack und Schwarzenbach bieten jeweils 150.000 Franken für zehn Prozent. Mollet tütet den Deal ein, da er sich nur mit fünf Prozent beteiligen möchte. Obwohl die Deals durchaus spannend sind, wird sich der Sender VOX nicht für den deutschen Markt bemühen. Man könne zwar die Sendung im Anschluss an die deutsche Gründershow anschauen, doch die Eidgenossen sprechen im herrlichsten Schwyzerdütsch.
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