Sie waren in dem Nickelodeon-Podcast «Kleine Fragen» und „Mit Vergnügen“ zu Gast. Die Kinder Mio und Juni interviewten Sie für die neue Staffel. Haben Sie sofort zugesagt?
Ja, denn es gibt nichts spannenderes als Gespräche mit Kindern zu führen.
Sind Sie auch bisschen froh darüber, dass Sie dort über Geschichten des Alltags erzählen durften und nicht wie die Kanzlerkandidaten bei «Late Night Berlin» vorgeführt wurden?
Nicht wirklich, ich kann dazu nur sagen… Augen auf bei der Berufswahl 😀
Mit «Kleine Fragen» sind Sie nicht das erste Mal in einem Format von Nickelodeon dabei. Als Special Guest kennt man Sie aus der Nick-Serie «Spotlight», 2019 waren Sie als Lieblings-«Big Kid» bei den Kids Choice Awards nominiert und 2018 waren Sie Moderatorin beim Slime Fest. Wie kommt es zu dieser engen Verbindung zu Nickelodeon?
Ich mag die Arbeit mit Kindern, und anscheinend mögen die Kinder mich. Nickelodeon ist der Sender, der das früh erkannt hat und mit dem ich gerne zusammenarbeite. Also: ein „match made in heaven“.
Wem würden Sie eigentlich gerne mal eine Slime-Dusche verpassen?
Meinem ehemaligen Klassenlehrer Herr Kruppert 😁
Sie wurden im englischen Birmingham geboren, haben jamaikanische Vorfahren und leben seit 1984 in Deutschland. Was ist für Sie Heimat?
Heimat ist für mich kein Ort, sondern tatsächlich ein Gefühl. Ein Gefühl von ankommen und wohlfühlen.
Wie kamen Sie eigentlich von der Leichtathletik zur Choreographie?
Ich habe als Jugendliche davon geträumt und bin ein Mensch, der sich gerne seine Wünsche erfüllt. Deshalb habe ich mich trotz aller Widrigkeiten auf den Weg gemacht, vom Land in die Großstadt, um mehr Chancen und Akzeptanz zu finden.
Vor sieben und acht Jahren gehörten Sie mit Palina Rojinski und Howard Donald der Jury von «Got to Dance» an. Die Sendung war zunächst ein großer Erfolg, aber schließlich sind die Quoten Stück für Stück gefallen. Haben Sie eine Erklärung dazu?
Tja, 2015 war ich ja nicht mehr Teil der Jury und dann wurde es abgesetzt… 😀
Warum sind Sie eigentlich nach der zweiten Staffel aus der Jury ausgeschieden?
Ich wurde gegangen 😀. Ich wäre gerne noch geblieben, jedoch lag diese Entscheidung damals nicht in meinen Händen. Nur wenige Monate später gab es dann ja aber «Got to Dance Kids» und auch da habe ich mich sehr gefreut ein Teil von gewesen zu sein.
Neben «Got to Dance Kids» und «Masters of Dance» gehören Sie seit einigen Jahren zur TV-Show «Germany’s Next Topmodel». Macht das Spaß bei einer so großen Show mitzuwirken?
Ja, das macht es tatsächlich. Ich habe großen Respekt vor Heidi und dem gesamten Team die jedes Jahr einen großartigen Job leisten. Ich freue mich über jede Staffel, in der ich sowohl vor als auch hinter der Kamera mit meiner Agentur das Finale choreografieren darf.
Kommen wir zu einem ernsten Thema. Sie kritisierten, dass die Geschichtsschreibung in der Schule fast ausschließlich aus der weißen Perspektive gelehrt wird. Müssten die verantwortlichen Behörden dies ändern und andere Kulturen mit einbringen?
Es geht darum beide Seiten der Medaille zu zeigen. Auch Deutschland hat einen großen Anteil an der Kolonialgeschichte, also sollten wir das doch auch im deutschen Geschichtsunterricht gelehrt bekommen, oder? Und damit meine ich auch, dass man es offen anspricht, dass wir Deutsche nach Afrika und in andere Länder gegangen sind und dem Land ihre Güter und Menschen entwendet haben, ohne in einen fairen Austausch zu gehen.
Ihr Buch „Schwarz auf Weiß“ wurde ein Spiegel-Bestseller. Was war eigentlich der Grund, warum Sie dieses Buch schrieben?
Ich hatte das Bedürfnis, die realen Erfahrungen aus meinem Leben mit Deutschland zu teilen. Und für Sichtbarkeit für die Problematiken von People of Color hierzulande zu sorgen. Um Menschen ein Gehör zu geben, die zu wenig gesehen oder gar belächelt werden. Oftmals glaubt man mir nicht, dass ich diese Dinge auch wirklich erlebt habe. Es ist aber wichtig zu verstehen, dass Menschen nicht eindimensional zu betrachten sind. Wir tragen alle Geschichten in uns, die uns geprägt haben und uns zu dem machen, wer wir sind. Ich wollte Menschen in ähnlichen Situationen zeigen, wie ich meine Hürden des Lebens überwunden habe und dazu ermutigen (wie ich auch) ihren Träumen zu folgen: Auch wenn man nicht der gesellschaftlichen „Norm“ entspricht.
In ihrem Buch ermutigen Sie Ihre Leserinnen und Leser ihre Träume Realität werden zu lassen. In Ihrer Rolle bei «Spotlight» bei Nickelodeon motivieren Sie die Jugendlichen, ihre Leidenschaft vom Singen und Tanzen auszuleben. Sind Ihre persönlichen Erfahrungen auch ein Grund für Ihr Engagement für Kinder und Jugendliche?
Absolut! Kinder und Jugendliche sind wissbegierig und zugänglich. Mir fällt es leicht mit ihnen zu sprechen und ich sehe in jedem einzelnen das Potential ein guter Mensch zu werden.
In der Medienbranche wird immer wieder diskutiert, ob es korrekt sei, dass ein weißer Schauspieler eine schwarze Person synchronisieren darf. Hätten Sie ein Problem damit, wenn Sie im Ausland von einer weißen Frau vertont würden?
Ich hätte an und für sich kein Problem damit, ABER natürlich würde ich mir wünschen, dass eine POC-Frau als Synchronsprecherin bevorzugt wird. Denn sind wir mal ehrlich, die Jobverteilung ist eh schon ungerecht und wenn man die Chance hat, daran etwas zu verändern, dann sollte man das meiner Meinung nach auch tun. Um nur ein kleines Beispiel von vielen zu nennen: Wieso spielt Elizabeth Taylor „Cleopatra“? Gab es keine POC-Schauspielerin zu dieser Zeit, die diese geschichtsträchtige Person hätte authentischer verkörpern können?
Frau Thompson, Sie sind auch erfolgreiche Unternehmerin. Welches Business haben Sie sich denn in den vergangenen Jahren aufgebaut?
Ich leite seit 2011 eine der größten deutschen Tanzagenturen und bin sehr stolz darauf, dass wir uns von Jahr zu Jahr vergrößern. Darüber hinaus habe ich 2019 begonnen, mein eigenes nachhaltig produziertes Fashionlabel aufzubauen, das unter meinem 2. Vornamen NZINGA läuft.
Hut ab, danke für das Gespräch.
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