Stab
DARSTELLER: Sophie Dal, Maxim Mehmet, Theresa Underberg, Holger Stockhaus, Felix Vörtler, Yunus Cumartpay, Tina Pfurr, Julia Brendler, Birger Schade, Tyron Ricketts, Pablo Sprungala, Jürg Plüss, Annika MartensREGIE: Patricia Frey
BUCH: Georg Ludy
KAMERA: Thomas Schinz
MUSIK: Tobias Wagner, Steven Schwalbe
PRODUCERIN: Melissa Graj
TON: Oliver Held, Heiko Birkenstock
SZENENBILD: Julian Augustin
Zwar fokussiert sich das Drehbuch von «Friesland: Prima Klima» sehr auf seine beiden Hauptfiguren und damit auf Sophie Dal und Maxim Mehmet, die einmal mehr ein kongeniales Ermittlerpaar abgeben (das sie, als einfache Streifenpolizisten, ja eigentlich gar nicht sein dürften): Jenseits davon aber bietet dieser Film auch den anderen Darstellerinnen und Darstellern Möglichkeiten, Akzente zu setzen. Julia Brendler etwa ist in der Rolle der Esther Fehrmansen großartig. Mal ist sie in einer Art und Weise kaltschnäuzig, dass ein Eisblock neben ihr wie ein Heizstrahler glüht, dann aber ist sie auch wieder verletzlich: das Institut, erfahren wir, ist für Esther Fehrmansen eben nicht nur eine Geldquelle - es ist ihr Lebenswerk, das gerade ins Wanken gerät. Und das fängt Julia Brendler in ihrem Spiel immer wieder ein.
In früheren Episoden ist die Figur des Kriminalhauptkommissars Jan Brockhorst oft ein Schwachpunkt der Geschichte. Der eingebildete Ermittler ist für gewöhnlich eher ein nervender Hemmschuh auf dem Weg zur Lösung denn ein tatsächlich ermittelnder Part. Dass diese Schwäche nicht Darsteller Felix Vörtler anzulasten ist, beweist diese Episode, in der Brockhorst einmal mehr nervt, sich aber gleichzeitig immer wieder hinterfragt. Es sind seine Treffen mit Esther Fehrmansen, die ihn irritieren. Offenbar sieht er in ihr Charakterzüge, die den seinen nicht ganz unähnlich sind. Was ihn nachdenklich werden lässt. Wie aber geht jemand mit Nachdenklichkeit um, der sonst davon überzeugt ist, das heißeste Schnittchen auf dem Ermittlerteller zu sein? Felix Vörtler interpretiert diese Frage mit einer (gewollt) plumpen Tiefsinnigkeit, die tatsächlich jeden seiner Auftritte wie ein kleines Juwel blitzen lässt. Es macht einfach Spaß.
Spielt die Figur des Bestatters Wolfgang Habedank (Holger Stockhaus) für gewöhnlich eine wichtige Rolle im Personenkarussell der Serie, sind Stockhaus' Auftritte diesmal sehr reduziert. Sie wirken auf den ersten Blick gar so, als habe man ihn einbinden müssen, da Stockhaus nun einmal ein Hauptarsteller der Serie ist → ohne für ihn allerdings eine Aufgabe zu haben. Der kleine Spoiler sei erlaubt: Man darf sich von diesem Gefühl nicht in die Irre leiten lassen. So wie auch Yunus Cumartpay zunächst eher wie ein humoristischer Sidekick wirkt. Yunus Cumartpay ist Yunus, Sühers jüngerer Bruder, der diesmal wegen einer Krabbengeschichte mit einem Restaurantbetreiber aneinandergerät, die seine Schwester irgendwie kitten soll. Auch in seinem Fall gilt: Ganz so nebensächlich, wie die Geschichte wirkt, ist sie nicht.
Wie überhaupt die Geschichte nach und nach eine überraschende Komplexität entwickelt. Spätestens in dem Moment, in dem ein Mord geschieht. Einerseits wirkt dieser Mord, als hätte schon wieder ein Redakteur beim ZDF auf das elfte Gebot bestanden: „Im Abendkrimi muss gemordet werden.“ Doch so einfach ist dies in diesem Fall nicht. Für diesen Mord gibt es tatsächlich ein Motiv, das sich jedoch erst zum Ende hin tatsächlich ergründen lässt. So werden auch Kriminalfilmfreunde an diesen Film Vergnügen finden, die auf klassische Whodunnits stehen. So ergibt sich das große Bild tatschlich erst mit dem Showdown, ohne, dass eine Auflösung aus dem Hut gezaubert werden muss.
Fazit: Humorvoll. Spannend. Durchdacht. Das nennt man dann wohl beste Abendunterhaltung!
Am Mittwoch, 30. März 2022, 20.15 Uhr im ZDF
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