Schon seit dem Kalten Krieg ist Berlin prädestiniert für Agentendramen und Actionthriller. «Der Spion, der aus der Kälte kam», «Finale in Berlin», «Das Quiller Momerandium» und selbst der James-Bond-Film «Octopussy» fingen die angespannte Stimmung einer damals noch geteilten Stadt ein. Seit die Mauer gefallen ist, wurde die deutsche Hauptstadt aber vermehrt zum Spielplatz hartgesottener Actionfilme. Matt Damon tobte sich hier gleich in zwei «Bourne»-Filme aus, Liam Neeson lieferte sich in «Unknown Identity» wilde Verfolgungsjagden und reiste für die Dreharbeiten von «Restribution» kürzlich erneut an die Spree, und Charlize Theron bewies sich in «Atomic Blonde» als Actionlady. Nun kommt mit «The Contractor» ein weiterer Actionkracher aus Hollywood, der zu großen Teilen in Berlin spielt. Diesmal erleben wir Chris Pine, bekannt aus «Star Trek» und «Wonder Woman» , als knallharten Typen, der sich vom Alexanderplatz bis nach Schöneberg prügelt.
Ex-Soldat in den Fängen einer geheimen Militärfirma
Nach einem Kriegseinsatz wird US-Sergeant James Harper (Chris Pine) schwer verwundet und ist dauerhaften Schmerzen ausgesetzt. Linderung bringen ihm nur Medikamente, die er sich aber illegal besorgen muss. Als seine Vorgesetzten davon Wind bekommen, wird er unfreiwillig aus dem Militärdienst entlassen. Nun plagen ihn auch noch finanzielle Nöte. Um seine Familie weiterhin ernähren zu können, lässt sich Harper von seinem Kameraden Mike (Ben Foster) überreden, sich einer paramilitärischen Geheimaktion in Berlin anzuschließen. Ihr Auftraggeber Rusty Jennings (Kiefer Sutherland) verfolgt jedoch ganz andere Pläne, bei dem um Bio-Waffen geht. Als Harper die Verschwörung durchschaut, steht auch er auf der Abschussliste. Er weiß nicht mehr, wer Freund oder Feind ist und eine mörderische Jagd nach ihm nimmt ihren Anfang.
Lahmer Anfang mit viel Emotionen
Der schwedische Regisseur Tarik Saleh, der für «Die Nile Hilton Affäre» internationale Aufmerksamkeit bekam und nun auch in den USA («Westworld») arbeitet, nimmt sich anfangs viel Zeit, den Fall eines US-Soldaten, der so tapfer für sein Land kämpfte und dennoch in Ungnade gerät, zu beleuchten. Da werden die emotionalen Knöpfe gedrückt, um beim Publikum Verständnis für den Gefallenen Soldaten aufzubringen, der natürlich ein perfekter Familienvater und Ehemann ist. Leider drosselt das vehement das Tempo, mit dem gewöhnlich militärische Actionthriller eingeführt werden. Aber mit dem Treffen Chris Pine alias Harper und Kiefer Sutherland, der als Jennings von Anfang an keinen seriösen Eindruck hinterlässt, kommt das Ganze dann doch noch in Fahrt.
Das Action-Paket wird geöffnet
Sobald dann die Kamera über die Skyline von Berlin schwebt, kann es endlich losgehen. Fortan wird an der Spannungsschraube gedreht, wenn die Privatarmee ihren Auftrag ausführen will, bei dem allerdings so einiges schiefgehen wird. Das übliche Action-Feuerwerk wird damit abgeschossen - von Verfolgungsjagden durch Berlin bis zu Versteckspielen in der Kanalisation. Zwischendurch schaut mit Nina Hoss (zuletzt in «Schwesterlein» und «Pelikanblut» im Kino zu sehen) auch noch ein deutscher Star vorbei. Doch zum Schluss bleibt nur ein geschundener Chris Pine übrig, der auf sich allein gestellt ums Überleben kämpft und mit einem Racheplan zurück in die USA reist. Neu ist das alles nicht, und auch wenn «The Contractor» kein Heldenepos sein will, sondern ein schnörkeliger Thriller mit Pine als melancholischer Auftragssoldat, wird letztlich doch nicht mehr als Durchschnitt geboten.
Fazit: Schwerfälliger Einstieg mit anschließendem Action-Gewitter und Racheakt am Schluss. Mehr wird nicht geboten. Wer sich trotzdem darauf einlässt, wird zumindest kurzweilig -actiongerecht - unterhalten.
«The Contractor» läuft aktuell im Kino.
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16.04.2022 02:32 Uhr 1