Interview

Maxine Kazis: ‚Ich bin sicher, dass das Publikum dafür offen ist‘

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Die 32-jährige Schauspielerin ist nun in einem «Rosamunde Pilcher»-Film zu sehen. Die Zuschauer kennen die in Basel geborene Kazis aus «Tierärztin Dr. Mertens».

Guten Tag Frau Kazis, am 15. Mai 2022, wird Ihr «Rosemunde Pilcher» im ZDF ausgestrahlt. Worauf können Sie sich Zuschauer freuen?
Es war die größte Rolle, die ich neben dem Inga Lindström Film («Schmetterlinge im Bauch») bisher vor der Kamera spielen durfte und eine ganz neue Art Figur, mit einer etwas klemmigen, extrem kontrollierten Art. Diese krampfige Körperlichkeit bricht im Laufe des Films Schicht um Schicht. Wir haben wirklich alles gegeben und dafür gekämpft, dass wir schöne Szenen, Bilder und vielschichtige, echte Emotionen schaffen. Zwischen Regie, Kamera und uns Schauspielenden hat es total gefunkt und ich wünsche mir, dass das Publikum das auch sieht und spürt.

Mit der Geschichte von Algorithmen und Co. zeigt sich die Fernsehreihe sehr modern. Muss sie das heute auch sein?
Ich finde es für das Format schon eine spannende, neue Farbe. Wir gingen mit den Texten unverblümt und schnörkellos um, und haben uns auch sehr angstfrei und leidenschaftlich körperlich ausgedrückt. Mit kleinem Risiko, aber ich glaube wir haben‘s gepackt... das Resultat habe ich ja noch nicht gesehen! Aber ich bin sicher, dass das Publikum offen dafür ist und nicht so konservativ, wie man manchmal denkt…

Sie sind Mary Cameron und arbeiten mit dem Social-Media-Experten Paul zusammen, mit dem Sie unterschiedliche Ansätze bei der Umsetzung der App verfolgen. Braucht eine gute Beziehung nicht nur Harmonie, sondern auch mal Streit?
Solange man respektvoll bleibt, kann man an hitzigen Meinungsverschiedenheiten wachsen, lernt sich zu entschuldigen und zu verzeihen und das halte ich für sehr wichtig, auch wenn das nicht immer leicht ist. Aber dass so richtig die Fetzen fliegen, das braucht glaube ich wirklich niemand. Tobias van Dieken und ich haben zwischen den Szenen manchmal heftig diskutiert, bis unsere Regisseurin Karola Meeder große Augen bekommen hat… Wir haben dabei aber nie den Humor und das Vertrauen ineinander verloren. Meiner Meinung nach ist etwas Reibung sicherlich spannend und wichtig für einen künstlerischen Prozess.

Sie gehörten eine Zeit lang der Serie «Tierärztin Dr. Mertens» an. Wie hat Ihnen die Zeit bei der erfolgreichen ARD-Serie gefallen?
Es war für mich nach meinem allerersten Kinofilm «Heilstätten» die erste wirkliche Dreherfahrung. Bei der Tierärztin habe ich gelernt wie es ist vor der Kamera zu stehen, wie die gesamte Dynamik an einem Set funktioniert, und wie anders es ist als im Theater und merkte, dass ich es doch sehr liebe zu drehen, wo ich doch immer dachte, ich gehöre nur auf die Bühne. Meine Rolle war neugierig und aufgeregt, genau wie ich- es war für mich also ein idealer Start. Gerade Elisabeth Lanz und Thorsten Wolf haben mich dabei sehr liebevoll begleitet und integriert.

Nachdem die Serie beendet wurde, ist eine weitere Staffel bestellt worden. Derzeit gibt es aber sehr wenig Neues über das Projekt. Sind Sie wieder mit an Bord?
Meine Rolle Karoline wird erstmal ihre lang ersehnte Familienplanung angehen und vorerst nicht mehr im Zoo sein…

Sie konnten dort auch mit verschiedenen Tieren arbeiten. Macht das besonders Spaß?
Es war wirklich ein Geschenk, ich werde Nilpferden, Elefanten, Schlangen etc. sicherlich nie wieder so nah sein. Ein Gespür für die Tiere zu bekommen und Beziehungen zu ihnen aufzubauen war für mich sehr prägend. Es hat mich gelehrt, was es wirklich heißt, Tiere zu schätzen und es war mit einer der Gründe, die mich zu einer veganen Lebensweise gebracht haben. Dieser Lifestyle und Zoos sind natürlich eine widersprüchliche Kombi.

Sie haben eine lange Zeit Theater gespielt, zieht es Sie nach Corona wieder auf die Bühne?
Ich habe mich bewusst dazu entschieden, mit Theater zu pausieren, da sich die Film- und Fernsehangebote zu oft mit meinen Theaterengagements überschnitten haben, und ich dem Filmbereich einmal komplett den Raum und die Zeit geben will. Es wird mich aber wenn es passt sicher wieder zum Theater zurückziehen, denn damit bin ich aufgewachsen, es ist mein Zuhause. Am allerwichtigsten ist es mir, neue Figuren und Facetten zu schaffen und zu zeigen, ob nun im Theater oder vor der Kamera.

Welche drei Stücke sollte eigentlich jeder Mensch gesehen haben?
Davon gibt es unzählige, aber hier drei Stücke und Rollen, die ich bisher auf der Bühne mit am liebsten gespielt habe: Die Irina aus Tschechow‘s „Drei Schwestern“, das Käthchen aus Borrough’s und Wait’s „The Black Rider“ und die Katja Schuurman aus Theo van Gogh‘s „Das Interview“.

Kommen wir noch mal zum Thema Corona: Sie stammen aus der Schweiz und leben in Berlin. Sie waren auch mit Ihrer Familie im Austausch, beide Länder hatten völlig verschiedene Maßnahmen. War das für Sie etwas verrückt?
Es war skurril! Es fühlte sich bei Zeiten so an, als würde es Corona in der Schweiz nicht wirklich geben. In Berlin haben meine Freund*innen/ Kolleg*innen und ich uns eigentlich bis heute vor jedem Treffen getestet, da wurde ich in der Schweiz schon manchmal etwas schräg angeschaut. Hier findet man an jeder Ecke eine Teststation und in der Schweiz ist es doch umständlicher und mit viel mehr Zeitaufwand verbunden.

Gibt es eigentlich neue Pläne, Ihre Musikkarriere fortzuführen?
Als Musikerin habe ich meine ganz persönlichen Geschichten erzählt und ich musste dann feststellen, dass es mir doch zu nah ging irgendwann, alles so schonungslos preiszugeben. Als Schauspielerin gehe ich mit jeder Rolle von meinem eigenen Kern und Erfahrungsschatz aus, aber es bleibt immer der „Schutz“ der Rolle. Somit erstmal nicht. Ich schreibe aber immernoch und hätte schon ein paar schöne Songs in petto… wer weiß? Aber: ich würde wahnsinnig gerne mal eine Sängerin oder Liedermacherin spielen.

Dann wünschen wir Ihnen viel Glück, dass das gelingt! Danke für Ihre Zeit!

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