Interview

Tommy Schlesser : ‘«Capitani 2» ist sehr viel internationaler’

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Der Schauspieler aus Luxembourg startete in Deutschland mit zahlreichen Spielfilmen für das ZDF durch. Jetzt kommt seine Serie mit der zweiten Staffel zu Netflix.

Hallo Herr Schlesser, Sie sind als Schauspieler unterwegs. Ihre Familie besteht dagegen aus Juristen. Gab es je Probleme, da Sie nicht in deren Fußstapfen traten?
Das ist eine berechtigte Frage, die ich mir selbst auch gestellt habe. Dazu muss man aber sagen, dass es meine eigene Entscheidung war, überhaupt ein Jurastudium zu beginnen. Ich wurde nie von meinen Eltern überredet, den gleichen Weg einzuschlagen. Doch ich wollte selbst die „Familientradition“ aufrecht erhalten. Als mein Bedürfnis Schauspieler zu werden allerdings so groß wurde, dass für mich nichts anderes mehr in Frage kam, haben mich meine Eltern zu 100 Prozent unterstützt. Ich bin ihnen sehr dankbar dafür.

Sie waren tatsächlich auch in Frankreich in der Rechtswissenschaft eingeschrieben. Warum haben Sie das Studium nie beendet?
Ich habe in Südfrankreich in Aix-en-Provence studiert. Mich hat das Strafrecht im Jurastudium interessiert. Als ich aber bemerkte, dass ich persönlich keine Kriminellen verteidigen kann und mich auch nicht auf die andere Seite stellen wollte, z. B. Staatsanwalt oder Richter, gab es für mich keinen Grund mehr mit dem Studium fortzufahren.

Sie standen kurze Zeit für die Serie «Comeback» vor der Kamera. Hier in Deutschland war die Serie nie populär. Können Sie uns verraten, worum es ging und was Ihr Part war?
Die Sendung war eine rein luxemburgische Produktion und für RTL Luxemburg konzipiert. In Deutschland hatte man nie die Chance, die Serie zu sehen. Der Inhalt: Drei Freunde schließen in einer feuchtfröhlichen Nacht eine Wette, die sie über 24 Folgen begleitet.

Vor knapp sechs Jahren waren Sie beim RTL-Dauerbrenner «Gute Zeiten, schlechte Zeiten» zu sehen. Haben Sie noch einmal Lust, an einer täglichen Sendung mitzuwirken?
Warum nicht? Allerdings bin ich mir unsicher, was eine durchgehende Hauptrolle betrifft, denn als Vater würde ich nicht alleine für ein paar Jahre in eine andere Stadt ziehen wollen. Unser Familienleben ist in Luxemburg.

Seit drei Jahren sind Sie in deutschen Produktionen zu sehen. Wie kam der Wechsel zustande?
2018 habe ich die Sitcom «Zimmer zu vermieten» für RTL Luxemburg gedreht. Die Sitcom stammt aus der Feder von Marco Serafini, der seit 40 Jahren in Deutschland als Regisseur arbeitet. Nach ein paar Drehwochen für die Sitcom fragte er mich: „Tommy, hättest du Lust in einem «Rosamunde Pilcher»-Film mitzuspielen?‘‘ Diese Frage war wie Musik in meinen Ohren, denn es war ein großer Traum von mir, einmal im ZDF-Herzkino mitspielen zu können. Ein paar Monate später stand ich dann tatsächlich in Cornwall (England) vor der Kamera – für den «Pilcher»Film «Die Braut meines Bruders». Danach durfte ich zudem in einer «Inga Lindström»-Verfilmung und beim «Traumschiff» mitspielen. Bei diesen Produktionen dabei sein zu dürfen, ist für mich ehrlich gesagt eine große Ehre!

Vor fast zwei Jahren durften Sie an der deutschen Kult-Produktion «Das Traumschiff» mitwirken. Haben Sie am Set auch Urlaub machen können?
Ja, denn wenn man für «Das Traumschiff» vor der Kamera steht, ist man zwar wochenlang mit dem Schiff unterwegs, dreht aber nicht permanent.

Die Dreharbeiten fanden vor der Corona-Pandemie in Marokko statt. Dürfen Schauspieler an drehfreien Tag von Deck und Land und Leute erkunden?
Die Filmcrew arbeitet natürlich fast jeden Tag, doch die einzelnen Schauspieler spielen nicht in jeder Szene mit und haben somit freie Tage. An denen kann man dann natürlich das Schiff verlassen und die Landgänge genießen.

Ich habe gelesen, dass Sie spanisch erlernten und dann das Glück hatten, beim Blockbuster «Rebel» von Adil El Arbi und Bilall Fallah sowie an «Bad Boys for Life» neben Will Smith und Martin Lawrence mitzuwirken.
Das stimmt nicht ganz. Ich habe für den spanischen Kinofilm «Pan de Limon» spanisch gelernt, nach dem Spiegel-Bestseller-Roman von Christina Campos „Die Insel der Zitronenblüten“. Der Action-Film «REBEL», in dem ich mitwirken durfte, ist von dem Regie-Duo Adil el Arbi und Bilall Fallah, die auch bei «Bad Boys for Life» Regie geführt haben. Der Dreh in Jordanien war schon etwas ganz Besonders. Und dann noch mit Hollywood-Regisseuren zusammen zu arbeiten, ist natürlich die Kirche auf der Sahne. Die beiden haben vor kurzem die neue Marvel-Serie für Disney Plus «Ms Marvel» abgedreht und sind gerade dabei den neuen DC-Comicfilm «Batgirl» in den USA zu drehen, in dem sogar Batman zu sehen sein wird. Man merkt: Ich bin ein Superhelden/Comic-Fan ;-)

Sie verkörpern in der zweiten Staffel von «Capitani», die am 22. Februar bei RTL Luxemburg startete und nun ab 8. Juli bei Netflix, einen Drogenbaron. Worauf können wir uns freuen?
Ich habe noch nicht viel gesehen, aber ich kenne natürlich das Drehbuch und kann schon so viel verraten: es wird episch. Die erste Staffel «Capitani» konzentrierte sich mehr auf den ländlichen Teil Luxemburgs. Die 2. Staffel spielt in der Hauptstadt und zeigt das multikulturelle Leben von Luxemburg. «Capitani 2» ist sehr viel internationaler. Und natürlich wird es wieder sehr spannend.

Sind Streamingdienste wie Netflix hilfreich, dass luxemburgische Formate in aller Welt exportiert werden?
- Auf jeden Fall! Ohne Netflix hätte man die Serie «Capitani» nie in anderen Ländern zeigen können, geschweige denn, der ganzen Welt. Niemand konnte ahnen, dass der Erfolg der Serie so groß sein wird. Die Serie wurde in fast jeder Sprache synchronisiert, sogar auf Russisch und Türkisch. Man kann wirklich sagen, dass «Capitani» die Tür für weitere Netflix-Produktionen aus Luxemburg geöffnet hat.

Gibt es eigentlich derzeit Serien und Filme, die Sie aus Zeitgründen noch nicht sehen konnten?
Ich möchte mir auf jeden Fall «Haus des Geldes» anschauen.

Sie wohnen in Luxemburg an der Mosel. Was sollte man sich dort anschauen, wenn bei Ihnen in der Nähe ist?
Ganz klar: die Hauptstadt Luxemburg selbst. Das Land ist klein, aber bietet sehr viel. Ich würde sagen, dass man in wenigen Tagen sogar das ganze Land gesehen hat. Es bietet wunderschöne Schlösser und Burgen, die Weinregion ist herrlich und gastronomisch kann man sich hier kaum vor Köstlichkeiten retten. Ich lebe sehr gerne hier.

Besten Dank!

«Capitani» ist ab Freitag, den 8. Juli, bei Netflix zu sehen.

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