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«Haus des Geldes: Korea» - die teuerste Wiederholung der Welt

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Tokio, Berlin und Rio schlagen wieder zu: Diesmal in Korea. Was an dem Format anders als beim spanischen Original ist und ob sich das Einschalten lohnt, erfahrt ihr in unserer Kritik.

Eigentlich kennt man die Geschichte schon: Ein sehr gebildeter, ziemlich schüchterner und irgendwie nicht ganz von dieser Welt wirkender, eher schmächtiger Mann, der sich selbst „der Professor“ nennt, hat ein großes Ziel: Er will in die Banknotendruckerei einbrechen und Geld drucken, in rauen Mengen, das hinterher niemand als Falschgeld entdecken kann. Ein genialer Plan, für den er eine illustre Truppe aus verschiedensten Menschen um sich geschart hat: Hacker, Schützen, Abbruchexperten. Wochenlang ziehen sie sich an einem geheimen und entlegenen Ort zurück, üben und trainieren, damit bei der eigentlichen Tat alles wie am Schnürchen läuft und jeder auf alle Eventualitäten vorbereitet ist.

Diese Geschichte hat in Form der Serie «Haus des Geldes» aus Spanien die ganze Welt im Sturm erobert. Ursprünglich im Frühjahr 2017 auf dem spanischen Sender Antena 3 gestartet, folgte schon wenige Monate später mit der internationalen Auswertung bei Netflix der weltweite Siegeszug. Das durch die Kanalisation ins Allerheiligste der spanischen Notenbank verlegte Telefon, die roten Kutten und Salvador-Dali-ähnlichen Masken der Räuber und die Idee, ihre Pseudonyme nach Städten zu benennen, sind mittlerweile international bekannt und beliebte Gegenstände der allgemeinen Online-Kultur in Form von zahllosen Memes: Tokio, Nairobi, Berlin, Rio – sie haben eine weltweite Fan-Gemeinde um sich geschart.

Es gibt nur wenige nicht-englischsprachige Serien, die international von vielen Zuschauern gesehen werden und dann auch noch ihren Weg in die Popkultur finden. Gut möglich, dass dies «Haus des Geldes» neben der Coolness seiner Charaktere auch deshalb gelang, weil der Kampf David gegen Goliath ein Motiv ist, mit dem man sich in jeder Kultur identifizieren kann, und auch überall auf der Welt Ungerechtigkeit existiert: Die Reichen haben viel, die Armen haben wenig und zumindest die meisten von ihnen sind daran nicht allein selber schuld. Und sitzen die Reichen in der Klemme, druckt der Staat ihnen das Geld, während er durch gekürzte Sozialleistungen die Rechnung den Armen in die Schuhe schiebt: So zumindest ein vorherrschendes Motiv in Südeuropa nach der Finanzkrise, die dort zu Massenarbeitslosigkeit führte. Vor diesem Hintergrund spielt auch das erfolgreiche «Haus des Geldes».

Nun dachte man sich wohl bei Netflix: Was in Spanien funktioniert, funktioniert vielleicht auch in Südkorea. In der Welt dieses Spin-Offs haben sich die beiden verfeindeten Staaten auf der koreanischen Halbinsel vereinigt. Doch die Situation zwischen den beiden Landesteilen ist noch lange nicht harmonisch, sondern gleicht eher einem Pulverfass. An dieses legt nun der südkoreanische „Professor“ eine Zündschnur, indem er mit seinen Helfern die gemeinsame Notenbank überfällt: Auch diese heißen Tokio, Berlin, Rio und so weiter. Ebenso bemüht auch diese Serie, wie das Ursprungsformat aus Spanien, das Motiv David gegen Goliath. Und mehr noch: Sie baut, bis auf wenige lokale Anpassungen, schier den gesamten Mikrokosmos des Originals nach – so sehr, dass diese Adaption stellenweise eher wie ein Cosplay wirkt. Die Motivationen, die Handlungsschritte, die Eigenheiten der Charaktere, alles ist vom Original-«Haus-des-Geldes» abgeschaut.

Ist das jetzt gut oder schlecht? Nun, in erster Linie ist es unnötig. Denn alles, was uns diese Serie zu erzählen hat, wurde schon erzählt – und zwar in Spanien. Und von dem einzigen Unterschied, nämlich den zahlreichen kulturellen Aspekten, die die beiden Länder, die an entgegengesetzten Orten der Welt liegen, voneinander trennen, bekommt man eigentlich so gut wie nichts mit. Alternativ hätten die Macher auch von Anfang an spannende neue Wendungen einbauen können, eine Art, „Was wäre wenn?“, wenn sich bestimmte Dinge anders entwickelt hätten. Ein paar solche Unterschiede gibt es tatsächlich, aber leider nicht sonderlich viele. Die bisherigen Abweichungen haben nicht wirklich zu den Aha-Effekten geführt, auf die mancher Fan gehofft haben dürfte. Damit ist «Haus des Geldes: Korea» für die Handschrift des Professors erstaunlich unwirtschaftlich: Denn für das Geld, das diese Hochglanzproduktion gekostet hat, hätte man sich auch einfach die Wiederholung des Originals ansehen können.

Die Serie «Haus des Geldes: Korea» ist bei Netflix zu sehen.

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