Stab
Darsteller: Chiara Schoras, Gabriel Raab, Charleen Deetz, Lisa Kreuzer, Hanspeter Müller-Drossaart, Zsá Zsá InciMusik: Fabian Römer und Steffen Kaltschmid
Kamera: Joachim Hasse
Drehbuch: Mathias Klaschka
Regie: Thomas Nennstiel
Doch Spielkollegen, die ihn nicht leiden konnten, und Gegner, die ihn vielleicht gefürchtet haben, sind nicht die einzigen, die bald ins Visier von Kommissarin Sonja Schwarz (Chiara Schoras) geraten. Denn was die Öffentlichkeit nicht wusste: Obwohl Wallner anscheinend glücklich mit einer Frau verheiratet war, mit der er eine gemeinsame zweijährige Tochter hatte, hatte er zudem ein Verhältnis mit einem homosexuellen Travestie-Künstler (Vladimir Burlakov), der nun seinerseits ein Problem mit einem anderen Mann hat, mit dem es regelmäßig zum Eklat kommt – unter anderem im zufälligen Beisein von „Kapo“ Sonja Schwarz.
Als ob das noch nicht genug wäre an Skandalen und Verbrechen, ermittelt Schwarz auch im Umfeld des Travestie-Künstlers, den ebenfalls bald ein schweres Unglück ereilt. Schwarz ist entsetzt von der Kälte, mit der die Eltern des schwulen Sängers ihr begegnen – und merkt, dass auch dieses gute, ehrenwerte Haus vor nichts zurückzuschrecken scheint.
Mit diesen vielen verschiedenen Strängen macht sich der neue «Bozen-Krimi» also auf in die unterschiedlichsten Milieus dieser Stadt: von konservativen Großkapitalisten mit klingenden Namen über schwule Underground-Kunst bis hin zur Männerdomäne Eishockey. Nur um festzustellen, dass diese unterschiedlichen Milieus gar nicht so verschiedenartig sind, sondern gerade Männer sich auch problemlos in mehreren Sphären bewegen können. Ein schwuler Mann in einem testosterongesteuerten Sport wie Eishockey? Das wäre vielleicht vor vierzig Jahren noch in den Augen vieler Menschen ein handfester Skandal gewesen. Heute ist es aber schon lange das Normalste der Welt.
So wird auch nicht recht klar, was uns dieser Film zumindest auf dieser Ebene eigentlich zu sagen haben soll. Dass Menschen nicht nur eine Identität haben, sondern komplizierter sind, ist schließlich nichts Neues. Eine wirklich mitreißende Geschichte kann so leider auch nicht entstehen, denn dazu wirken die verschiedenen hier dargestellten Milieus niemals vollends glaubwürdig genug. Vielmehr wirkt es, also wolle „Familienehre“ auf den alten Zug aufspringen, dass die Enthüllung, ein sehr männlich auftretender Sportler habe Verbindungen ins „Homosexuellen-Milieu“ gehabt, so skandalös wirken soll wie noch in den 70iger Jahren. Das mag für die altehrwürdige Familie in Südtirol noch gelten; die meisten ARD-Zuschauer dürften aber schon deutlich weiter sein.
Der Film «Bozen-Krimi – Familienehre» ist am Donnerstag, den 10. November um 20.15 Uhr zu sehen.
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