Stab
Darsteller: Hayal Kaya, Julian Bayer, Florian Kleine, Aliki Hirsch, Pascal Goffin, Jakob SchmidtMusik: Jens Grötzschel
Kamera: Lena Katharina Krause
Drehbuch: Stefan Wild und Lisa Brunke
Regie: Holger Haase
Nicht gerechnet hat sie natürlich damit, dass wenige Stunden zuvor ein Schweizer Schwerverbrecher aus einem Hochsicherheitsgefängnis entwischt und an Bord des Schiffes gegangen ist, auf dem sie gerade ein Die-Welt-vor-100-Jahren-Cosplay mit ebenso illustren Gästen absolviert. Doch als einem Journalisten, der ihr ziemlich unangenehme Avancen machte, auffällt, dass die Waffe des seltsamen Gastes keine Attrappe ist, verständigt er den Kapitän – und durchkreuzt damit die Pläne des Schwerverbrechers. Zusammen mit seinem Bruder, der als Assistent auf dem Kahn angeheuert hatte, nimmt er das ganze Schiff als Geisel, fordert Lösegeld und freies Geleit.
Elena Barin bleibt dabei die ganze Zeit über die Coolness in Person und hält, versteckt über Online-Games und gemopste Handys, Kontakt mit der Einsatzzentrale in Konstanz, wo ein Machtkampf zwischen dem deutschen Einsatzleiter, dem Schweizer Oberstaatsanwalt und ihr selbst einen Tag vor ihrem Dienstantritt ausgebrochen ist. Sie meint, die Geiselnehmer zum Aufgeben zwingen zu können, auch nachdem ihnen bereits früh ein anderer Passagier zum Opfer gefallen ist. Die Polizisten beschließen, ihr zu vertrauen. Kann das gut gehen?
Wer Elena Barin in dieser Folge das erste Mal in Aktion erlebt hat, wird sich in ihrer Gegenwart wohl immer sehr beruhigt fühlen. Auch wenn der junge, unerfahrene Geiselnehmer kurz vorm Durchdrehen ist und an Bord langsam die Panik ausbricht, behält Elena einen kühlen Kopf, leistet erste Hilfe, ringt den Verbrechern Zugeständnisse ab und beruhigt die verschüchterten Passagiere. Eine schier übermenschliche Heldin auf zwei Beinen, die «Seeland» da gezimmert hat?
Elenas scheinbar perfekte Eignung für Krisensituationen kann natürlich noch ins Gegenteil kippen. Doch im Allgemeinen ist mit diesem Film ein vielversprechender Start in eine neue Krimi-Reihe gelungen, der die Hauptfigur in einer Extremsituation zeigt, noch bevor sie überhaupt ihren aktuellen Job aufgenommen hat – ein ziemlich cleverer Schachzug, um dafür zu sorgen, dass die Zuschauer sofort eine besondere emotionale Bindung zu ihr aufbauen. Natürlich wäre es schön gewesen, wenn sich die Ereignisse in dieser Folge nicht ganz so schematisch entwickelt hätten und das Augenmerk stärker auf der psychologischen Ebene zwischen den Figuren gelegen hätte. Doch insbesondere Hayal Kayas starkes Spiel täuscht über manche kleine Schwäche des Films gekonnt hinweg.
Der Film «Seeland – Ein Krimi vom Bodensee» wird am Donnerstag, den 15. Dezember um 20.15 Uhr im Ersten ausgestrahlt.
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