Interview

Marco Thiel: ‘Das Learning war klar: Back to the roots’

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Der Executive Producer bei UFA Show & Factual für «Deutschland sucht den Superstar» stellte sich den Quotenmeter-Fragen.

Hallo Herr Thiel! «Deutschland sucht den Superstar» startet am 14. Januar ins neue Jahr. Worauf können wir uns dieses Jahr gefasst machen?
Auf all das, was «DSDS» als Marke und Programm ausmacht. Zudem feiern wir die Jubiläumsstaffel mit tollen Stimmen, großen Gefühlen, einer Prise Nostalgie, vielen Überraschungen und viel Humor. Wir haben dieses Jahr wieder wahnsinnig talentierte Sängerinnen und Sänger. Und auch im Casting jene Bewerber:innen, die eben nicht so gut singen können. Eine fantastische Jury mit Dieter Bohlen in der Form seines Lebens und den aufwendigsten Recall aller Zeiten. Mallorca, Bangkok, Phuket mit verrückten Sets und vielen unerwarteten Herausforderungen für die Kandidaten und Kandidatinnen.
«DSDS» ist eine verlässliche Größe in einer sich verändernden Welt und ein Stück deutscher Fernsehgeschichte. Es ist schon beeindruckend, wie viele Kandidaten und Kandidatinnen davon erzählen, wie sie mit DSDS aufgewachsen sind und welche Familienerinnerungen sie damit verbinden. Die Medienwelt hat sich in den letzten 20 Jahren komplett verändert. Umso bemerkenswerter ist es doch, dass auch nach 20 Jahren der Titel „Superstar“ weiterhin ein großer Traum für all unsere Bewerber:innen ist.

Jedes Jahr nimmt UFA Show & Factual kleine Änderungen am Format vor. Jetzt ist Dieter Bohlen zurück. Wer hat den ersten Schritt zur Versöhnung unternommen?
Schön, dass unser Ehrgeiz, ein doch sehr klar formatiertes Programm wie «DSDS» jedes Jahr zu verändern und anzupassen, auffällt.

Es gab immer Kontakt zu Dieter, denn die Verbundenheit durch die gemeinsame Erfolgsgeschichte von UFA und RTL kommt ja nicht zum Erliegen, wenn man einmal getrennte Wege geht. Ein Comeback ist natürlich auch ein Prozess. Und jetzt feiern wir mit ihm die Jubiläumsstaffel. Dieter lebt «DSDS». Er ist eine Musiklegende, hat viel Herz und gleichzeitig ist er brutal ehrlich und damit authentisch. Er spricht das aus, was viele denken und das ist ein Teil des Erfolges von «DSDS».

Dieter Bohlen kehrt in die Jury zurück, der Produzent und Sänger haut immer noch zahlreiche Erfolgshits heraus. War die 19. Staffel ohne seine Anwesenheit ein Fehler?
Nach turbulenten Jahren hatten wir eine klare Ausrichtung formuliert. Die Musik sollte im Vordergrund stehen. «DSDS» als heile Welt light. Dass Florian Silbereisen, den wir sehr schätzen gelernt haben, diese schwierige Aufgabe übernahm, war nicht selbstverständlich und wir sind ihm dafür sehr dankbar. Aber am Ende interessiert kaum, was wir Fernsehmacher:innen an Überlegungen und Energie in so eine Jahresproduktion stecken. Am Ende zählt eben die Quote und aus Quotensicht war die Staffel ernüchternd. Dabei hatten wir in den letzten Jahren noch nie so viele positive Presserezensionen wie in der Staffel 19. Aber der Quote hat es nicht geholfen. Das Learning war klar: Back to the roots.

Seit Jahren haben deutsche Castingshows mit den großen Eventshows Quotenprobleme. Wie lösen Sie dieses Problem?
Der Fernsehmarkt verändert sich und alle müssen sich der neuen Realität stellen: Die Diversifizierung ist riesig und damit hat sich auch die Quotensituation dramatisch verändert. Wer schaut denn noch überwiegend linear? Oder wie schauen Sie? Ich glaube aber an das lineare Medium und den kreativen Umbruch, der notwendig und möglich ist. Auch steht für mich die Kraft der großen TV-Marken wie «DSDS» außer Frage. Wir erzählen die Geschichte vom Tellerwäscher zum Millionär, die klassische Cinderella-Story – und die hat immer noch eine große Kraft. Aber es ist ein Zusammenspiel aus vielen Faktoren wie Kandidat:innen, Jury, Musik, Locations, Schnitt, Kreativität, Look und Reality im Recall, Inszenierungen der Liveshows. Stay hungry and do your Job.

Die neue Moderatorin wird Laura Wontorra. Warum haben Sie sich gegen Marco Schreyl entschieden?
Marco Schreyl ist Teil der «DSDS»-Geschichte und hat letztes Jahr einen hervorragenden Job gemacht. Aber «DSDS» ist immer auch Veränderung. Wir freuen uns daher auf Laura Wontorra, die «DSDS» ihren ganz eigenen Stempel aufdrücken wird.

Beim Blick auf die Jury ist es doch ein wenig offensichtlich, dass die Juroren-Wahl wenig abwechslungsreich ausgefallen ist. Pietro Lombardi und Katja Krasavice ließen sich von Bohlen eine Single produzieren und Leony kommt ebenfalls aus einer Bohlen-Kooperation. Warum wurde die Jury denn so einseitig besetzt?
Das ist keinesfalls so und war nicht Grundlage der Besetzung. «DSDS»-Gewinner Pietro Lombardi war bereits zweimal Juror und erfreut sich in der «DSDS»-Community ungeheurer Beliebtheit. Er kann als einziger die Sicht der Kandidat:innen bei «DSDS» nachvollziehen, weil er denselben Weg gegangen ist und es geschafft hat. Leony ist eine der erfolgreichsten und angesagtesten deutschen Künstlerinnen und mit Katja Krasavice haben wir eine erfolgreiche Rapperin, Geschäftsfrau und Ikone der LGBTIQ-Community. Wir wollten eine maximal unterschiedliche, meinungsstarke, unterhaltsame Jury – und die haben wir.

Okay. Wie viel Musik braucht «Deutschland sucht den Superstar»? Von den Gewinnern der letzten Jahre sind viele schnell wieder in der Versenkung verschwunden…
Das wird gerne schnell gesagt, aber wir sind das Format im deutschen Fernsehen, das wie kein anderes Sänger und Sängerinnen hervorbringt: Pietro Lombardi, Beatrice Egle, Ramon Roselly, Sarah Engels, Alexander Klaws, Juliette Schoppmann, Anna-Carina Woitschack, Anna-Maria Zimmermann, Wincent Weiss, Luca Hänni, um nur Einige zu nennen. «DSDS» hat 13 Nummer-Eins-Hits hervorgebracht und unzählige Gold- und Platinauszeichnungen erhalten. «DSDS» hat zahlreiche Karrieren angeschoben – sowohl in der Musiklandschaft als auch im Reality-TV.

Zudem leben wir auch in der Musikindustrie im Streaming-Zeitalter. Das ist, wie im TV, eine neue Zeitrechnung. In der Weihnachtswoche waren neun Titel der deutschen Top 10 Single-Charts Weihnachtshits, darunter Songs aus den 50er Jahren. In der Musikindustrie erfolgreich zu werden, ist heute schwieriger denn je. In Anbetracht dessen ist unsere Erfolgsgeschichte weitaus größer als die ewigen Schlagzeilen, dass «DSDS» Sieger:innen nichts werden.

In der letzten Staffel soll auch auf die bisherigen Jahre zurückgeblickt werden. Wie kann man bei so viel Retro einen neuen Superstar finden?
Wir sind mit der 20. Staffel ganz im Hier und Jetzt und blicken nur in kleinen Dosen auf die zurückliegenden Jahrzehnte zurück. Da ist uns ein besonderer Mix gelungen, der nicht vor Nostalgie trieft, aber trotzdem die 20-jährige Geschichte von DSDS – mit ihren unvergesslichen Fernsehmomenten – würdigt.

Menderes Bağcı war immer ein Teil von «Deutschland sucht den Superstar». Wie soll er in die 20. Staffel eingebaut werden?
Das beantwortet die erste Folge am 14. Januar bei RTL.

RTL kündigte eine finale Staffel an – aber Butter bei die Fische: Sollte man eine 21. Staffel bestellen, wird UFA Show & Factual dies doch nicht ausschlagen?
Es gab im TV und im Sport schon viele Comebacks. Sehen Sie sich Tom Brady an, der 40 Tage nach seinem Rücktritt sein Comeback verkündete und prompt den Superbowl gewann. Natürlich würden wir uns freuen, wenn die Reise weitergeht. Denn ganz unabhängig von den wirtschaftlichen Faktoren: Wir lieben es, «DSDS» zu gestalten, das Format weiterzuentwickeln und immer neu zu erfinden. «DSDS» ist ein Abenteuer und eines der herausforderndsten und komplexesten Programme im deutschen Fernsehen, dessen langjähriger Erfolg und kontinuierliche Weiterentwicklung nur dank der Leidenschaft und des Einsatzes unseres gesamten Teams möglich ist.

Vielen Dank für Ihre offenen Worte.

«Deutschland sucht den Superstar» startet am Samstag, den 14. Januar, um 20.15 Uhr.

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