Katzen sind in Deutschland eher vernachlässigte Tiere. Im Fernsehen gibt es zahlreiche Formate beim ZDF, RTL oder VOX – aber die kleinen Naschkatzen und verspielten Tiere haben im deutschen Programm eher das Nachsehen. Stattdessen ist unter anderem Martin Rütter durch Hunde-Shows berühmt geworden. Inzwischen hat der Privatsender VOX aber auch zahlreiche Formate mit Raubtieren für die eigenen vier Wände: Neben «hundkatzemaus» wurden zuletzt «Wenn keiner guckt – Das geheimnisse Leben unserer Katzen» und «Die Katzen-Kita» eingeführt.
Jetzt ist auch Netflix auf die Katze gekommen und startete «Was Katzen denken». Die Netflix-Dokumentation möchte neue Einblicke in die Welt der Vierbeiner präsentieren. Schon zu Beginn machen die Produzenten klar, dass die Forschung der Katzen etwa 15 Jahre hinter der Hundeforschung liegt. Die 67-minütige Dokumentation zeigt zum Auftakt zahlreiche Tricks und spannende Moves dieser Tiere, die im späteren Verlauf des Filmes noch näher erläutert werden.
Ein positives Beispiel von «Was Katzen denken» sind die zahlreichen unterschiedlichen Aufnahmen, die in über einer Stunde zu sehen sind. Nachdem kurz auf die Geschichte der Tiere eingegangen wird, wird die Sprungtechnik des Stellreflexes in Zeitlupe analysiert, ehe ein paar Fähigkeiten demonstriert werden. Es fallen weitere Fachwörter wie das des „vestibularischen Systems“. Beispielsweise können die Vierbeiner ihre Schulter zu zurechtbiegen, dass sie problemlos durch zahlreiche Engstellen kommen. Ihre Schnurrhaare helfen ihnen dabei, die Maße richtig einzuschätzen. Aber durch die Überfütterung der Katzen können diese nicht mehr richtig damit umgehen, weshalb dieser Vorteil oftmals nicht mehr eingesetzt werden kann.
Weitere Highlights der Katzen werden vorgestellt: Sie können ihren Namen erkennen, selbst wenn dieser auf einem Lautsprecher abgespielt wird. Katzen sind sich auch der Objektpermanenz bewusst, teilt der Erzähler mit. „Sie verstehen, dass ein Objekt weiter existiert, auch wenn es außerhalb ihres Wahrnehmungsbereiches ist“, vervollständigt eine Katzen-Expertin.
Weitere Experten kommen zu Wort: Diese teilen mit, wie man sich einer Katze nähert, dass man sie nicht von oben streicheln soll, und unterstreichen die Gesichtsausdrücke der Vierbeiner. Ebenso kommen die verschiedenen Schwanzstellungen zu Wort, die unterschiedliche Gefühle und Aktionen der Katzen symbolisieren.
Im zweiten Teil der Dokumentation «Was Katzen denken» machen die Zuschauer Bekanntschaft mit der Paläogenetikerin Dr. Eva Maria Giegl vom Institut Jacqued Monod, die auf die Geschichte der kleinen Lebewesen eingeht. Wie man sich vorstellen kann, gehören diese Tiere schon seit tausenden Jahren zum Menschen. Bereits im Jahr 8.000 vor Christus hielten Familien diese als Haustiere. Selbst auf Zypern, so stellt man fest, waren die Katzen schon lange beheimatet. In der Türkei werden die Straßenkatzen von allen gefüttert und in Japan gehören sie zu den beliebtesten Haustieren.
Der Titel «Was Katzen denken» ist eher eine suboptimale Übersetzung der Dokumentation. Der Film heißt im englischen Original «Inside The Mind of A Cat» und stellt einen kurzen und prägnanten Überblick über die Tiere dar. Man muss sich schon fragen, für wen Netflix die Dokumentation in Auftrag gegeben hat. Die Hunde-Liebhaber werden sich sicherlich nicht um diesen Film reißen, für Katzenbesitzer sind die gezeigten Inhalte alles andere als neu. Die Inhalte sind eher für Kinder bis junge Jugendliche geeignet, die noch keinen Kontakt zu diesen Tieren hatten und die Mimik und Gestik von Tieren nicht deuten können.
Dennoch ist der Inhalt von «Was Katzen denken» relativ dünn. Es werden zahlreiche Experimente gezeigt, die allesamt erwartbar sind. Zum Teil driftet das Werk von Andy Mitchell auch ins boulevardeske ab, indem lustige Tiervideos mit Katzenbeteiligung gezeigt werden. Nichtsdestotrotz werden sich bestimmt zahlreiche Kinder für den Inhalt interessieren. Doch auch hier muss man Netflix attestieren: Der große Wurf war «Inside The Mind of a Cat» nicht wirklich.
«Was Katzen denken» ist bei Netflix abrufbar.
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