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Zur Eröffnung hat sich das Moderatoren-Duo Backwaren vom örtlichen Bäcker mitgebracht. Schließlich erfahren die Fernsehzuschauer, dass in den Zweitwohnungen der Moderatoren noch keine Back-Utensilien vorhanden seien, weshalb man auf gekaufte Ware zurückgreifen müsse. Diese wird zwar ausgiebig vorgestellt, doch zu sehen bekam sie der Zuschauer nur wenige Sekunden, denn Kameraarbeit und Erzählung waren kaum aufeinander abgestimmt. Danach bekommen die Zuschauer einen Rundgang durch das Set, es hängen Fotos der Moderatoren an der Wand und es werden die ersten Themen angesprochen. Die Trennungen der «Let’s Dance»-Moderatorinnen. Da aber solche Society-Themen für 18.00 Uhr eingeplant sind, können Schropp und Wagner nur ein wenig teasern. Schließlich beginnt man Werbung für die Sendung zu machen, denn man hatte sich ein Johnny-Depp-Double besorgt, der auf der Berlinale für «Volles Haus» werben sollte. Das klappt ein bisschen am Brandenburger Tor, zur Berlinale kommt man mit dem Auto nicht rein. Ein weiterer Versuch via Bodyguard einfach ins Veranstaltungsgebäude zu laufen, wird dagegen nicht unternommen. Dann war die Aktion auch schon wieder vorbei. Der pointenfreie Einspieler erinnert ein wenig an die glücklosen Anfänge von Sebastian Pufpaff bei «TV total», der sich ebenfalls überall, wo es Türen gab, reinschmuggeln wollte, meist aber glücklos aufgeben musste.
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Im Wohnzimmer stellt Britt dann ihren Talk vor und schweift dann noch zum Mittwochsthema ab. Scheinbar liegt Hagedorn dieses Thema sehr am Herzen, es geht um die Lebensphase jenseits von 50. Schropp zielt und versenkt Britt ein drittes Mal: „Lass uns erstmal bei heute bleiben“. Man könnte bei der 30-minütigen «Britt»-Show erwarten, dass Hagedorn die gleichen Klamotten wie in der Aufzeichnung sitzt und über eine Treppe in den Keller verschwindet. Aber es wird skurril: So viel Mühe macht man sich nicht, stattdessen hocken die drei gemeinsam vor dem Fernseher und schauen die Sendung, in der erste Gast die 48-jährige Noeli, gleich mit drei geschlossenen Fragen konfrontiert wird. Nach wenigen Minuten ist die selbständige Frau allerdings nur noch Beiwerk. Man muss es attestieren: Britt hat das Feingefühl für ihre Talkshow verloren, sie muss ihrem Gast vieles aus der Nase ziehen. Die Energiespartipps wirken aus der Zeit gefallen. Kochwasser im Wasserkocher warm machen? Wie kocht man Nudeln? Am Ende diskutieren die Gäste darüber, ob man 30 Sekunden oder fünf Minuten das Fenster öffnen solle. Britt Hagedorn hat ihre Talkteilnehmer nicht im Griff und der Zuschauer langt sich an den Kopf. Hält die «Britt»-Redaktion die Zuschauer, vermutlich die Frau ab 40, eigentlich für bescheuert?
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Nun werden Passanten in und um Köln befragt, wie sie zum Thema Streik in Kindertagesstätten stehen. Keine Einordnung, kein nachrichtlicher Beitrag, der Ablauf wird einfach mit «Frühstücksfernsehen»-Moderator Chris Wacker fortgesetzt, der Geschenke und ein Foto mitbringt. Im Gegensatz zu Britt, Lenßen und Melissa Khalaj wird er keine Cross-Promo-Betreiben. Dennoch bleibt der Zuschauer mit dem Besuch fragend zurück, weil der Talk erneut mit Nichtigkeiten endet. Was haben die Macher eigentlich geritten, einen Dyson-Luxusföhn gegen einen Föhn mit Aufsatz gegen einen Föhn mit Nudelsieb antreten zu lassen? An dem Einspieler wird eine große Schwäche von «Volles Haus» sichtbar, denn um 17:30 Uhr muss ein erster Part der Sendung pünktlich abgewickelt sein, denn die Regionalmagazine beginnen. Das klappte zum Auftakt nicht und manche Zuschauer blieben beim Locken-Föhn-Vergleich ohne Ergebnis zurück. Es wird ihnen wohl trotzdem egal sein, das Thema ist in den vergangenen Wochen ausgiebig in den Sozialen Medien durchgenudelt worden. Die Frau ab 40 dürfte sich auch ohne Nudelsieb beim Haare-Frisieren zu Helfen wissen.
Die wenigen Zuschauer, die kein Regionalprogramm empfingen, sahen eine Kopie vom «Perfekten Dinner» als «Spar-Dinner». Nicht nur den Namen hat man übernommen, sondern das Punktesystem plus die Interview-Strecke in den Nebenräumen, das wie bei dem VOX-Format immer mit zwei Personen stattfindet. Das ist aber egal, immerhin hatte man endlich einen unterhaltsamen Part in der Show, der gut geschnitten war und an gutes Fernsehen erinnerte. Auch wenn man mit dem Budget von 20 Euro pro Drei-Gang-Menü für fünf Personen auch nur zum billigsten Billig-Fleisch griff. Nachhaltig und tierlieb ist das leider nicht.
Um 18:00 Uhr war es endlich soweit, denn das zwei Stunden angeteaserte «Bunte live» ging endlich los. Zu Gast war Bunte-Chefredakteurin Stephanie Göttmann-Fuchs, die über das Ehe-Aus von Sylvie Meis spekulierte. Der Inhalt war so fragwürdig, wie das Gedruckte in der Zeitschrift. Wagner: „Hätten sich die beiden besser kennen lernen müssen?“ – Göttmann-Fuchs: „Ach, das weiß ich gar nicht. Woran es gescheitert ist? Sylvie liebt das Leben, sie liebt die Liebe.“ Und dann wird auch noch darauf verwiesen, dass das mit ihrem Brustkrebs zu tun haben könnte. Erst am Ende kommt die Bunte-Chefredakteurin auf den Fakt zu sprechen, dass die beiden stets eine räumliche Trennung hatten. Danach interviewt man Schauspielerin Teri Hatcher: Obwohl die Schauspielerin glücklich ist, wird man nicht das Gefühl los, man wolle sie nur als alte partnerlose Frau darstellen, die seit 20 Jahren Single ist.
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So begann der viel zitierte „Paradigmenwechsel“ (Rosemann) am Nachmittag. «Volles Haus! Sat.1 Live» ist eine sichtliche Enttäuschung. Es werden zahlreiche Themen angeschnitten, aber nie zu Ende gedacht. Die Einzugsparty ist ein perfektes Beispiel: Nach drei Stunden, nachdem die Gäste eingetrudelt sind, ist die Sendung zu Ende. Themen werden angerissen, oberflächlich abgehandelt, Nachrichten sind quasi nicht vorhanden. Bei Sat.1 heißt Fernsehen für Frauen ab 40 Jahren, dass man möglichst anspruchsloses Fernsehen produziert, damit man mit seinem Handy daddeln, das Abendessen zubereiten oder Staubsaugen kann.
In der Form wird dieser Gemischtwarenladen, der an einen waghalsigen YouTube-Algorithmus erinnert, scheitern. Das größte Problem der Sendung ist sogar das Studio, das viel zu groß und störend ist. Die vielen anderen Boulevardmagazine allen voran bei ProSieben zeigen, dass eine Doppelmoderatorin auch mit einem einfachen Set funktionieren kann. Dabei ist es dem Zuschauer wirklich egal, ob das Set wie nun bei «taff» oder «Volles Haus» aussieht. Aber viel zu oft werden Gespräche unterbrochen oder unnötige Zeit investiert, um sich im Haus zu bewegen. Da bleibt die Frau ab 40 Jahren doch lieber bei «taff», «Brisant» oder liest die „Zeit“. Schließlich möchte die Kernzielgruppe auch intellektuell beschäftigt werden.
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