Interview

Leo Reisinger: ‚Mir haben die guten Bücher gefallen‘

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In «Toni, männlich, Hebamme» spielt Reisinger die Hauptrolle. Das Format kommt vor allem beim jungen Publikum am Freitagabend gut an.

Hallo Herr Reisinger. Sie haben inzwischen zehn Filme Ihrer Das Erste-Reihe «Toni, männlich, Hebamme» abgedreht. Vier Folgen sind noch gar nicht im Fernsehen gelaufen. Freuen Sie sich über so viel Vertrauen seitens der ARD für Sie und Ihr Team?
Ich bin für sehr vieles dankbar in meinem Leben, dafür, dass ich eine wundervolle Familie habe, drei fantastische Kinder, tolle Freunde. Und dass mir als Schauspieler seitens des Senders das Geschenk gemacht wurde, den Toni zu spielen, soll wohl zum Teil meines Lebensplans gehören. Ich mag das Team dort sehr und freue mich, wenn dadurch eine Situation entsteht, die für beide Seiten einen Mehrwert erzeugt.

An die großen Krimis im Ersten reicht «Toni, männlich, Hebamme» nicht heran. Aber Sie und Ihre Kollegen haben einen interessanten Schnitt bei den 14- bis 49-Jährigen: Rund 700.000 junge Menschen sind dabei. Generieren Sie vor allem junge Zuschauer?
Meine Mutter und viele ihrer Generation folgen noch dem Muster des linearen Fernsehens. Ich hingegen beobachte nicht nur bei mir, sondern auch im privaten Umkreis, dass Flexibilität Vorzüge bietet und sich die Sehgewohnheiten zunehmend auf die Mediatheken verschieben. Laut meiner Info läuft «Toni, männlich, Hebamme» dort - O-Ton - „wie Bolle“. Das stimmt mich und das Team sehr zufrieden. Als Autor und Schauspieler richte ich meinen Fokus vorrangig auf die Entwicklung und Umsetzung von Geschichten.

Sie verkörpern Toni Hasler, Münchens einzige männliche Hebamme. Sind Sie gerne für eine solche Berufsgruppe ein Vorbild?
Die Erschaffer von «Toni, männlich, Hebamme» haben ein klassisches Rollenbild für mich gekonnt auf den Kopf gestellt. Als Schauspieler ergibt sich die schöne Herausforderung, aus einer großen Bandbreite ungewohntes Konfliktpotential zu schöpfen. Münchens einzige Hebamme ist für mich ein Exot wie damals Sigourney Weaver in «Alien». Wenngleich unsere Filme familientauglicher sind als ein Weltraum-Horror-Thriller.

Könnten Sie sich auch persönlich den Beruf einer männlichen Hebamme vorstellen?
Ich habe meine Passion bewusst und frei gewählt, mich in ganz unterschiedlichen Berufen vorzustellen, in diesem Fall der Entbindungspfleger. Für mich ist es Pflicht, offen für Neues zu bleiben und mir die Neugierde zu erhalten. Dadurch fördere ich mich in Achtsamkeit und folge meinem starken Antrieb, andere Sichtweisen verstehen zu wollen. Diese berufliche Eigenschaft bietet mir im Privatleben eine wundervolle Plattform für ein friedliches Miteinander.

Hebammen werden in Deutschland schlecht bezahlt und müssen hohe Versicherungsprämien bezahlen. Hat Ihre Reihe auf die Probleme aufmerksam gemacht?
Über unsere Drehbücher wurde immer wieder darauf aufmerksam gemacht. Nicht nur dadurch, dass mein „Toni“ noch mit seinem besten Freund Franzl in einer WG wohnt oder Fahrrad fährt - Hebammen haben eine immense Verantwortung und werden dringend gebraucht, solange sich unsere Spezies noch vermehren will. Die Unterbezahlung dieser Berufsgruppe ist Gift für werdende Eltern und die NachfolgerInnen, die Hebamme werden wollen.

Haben Sie die Serie eigentlich auch übernommen, um auf das Problem von Hebammen aufmerksam zu machen?
Hauptgrund war, dass mir die guten Bücher und vor allem die Figuren in den Geschichten gefallen haben. Ich war bis dahin eher ein No-Name und die Chance, mit einem Stoff wie diesem die Hauptrolle zu übernehmen, war eine Fügung, wie ich sie mir für mein Berufsleben gewünscht hatte, Dass die Storys auf das Problem der Hebammen aufmerksam machen, entstand in Zusammenarbeit mit den Autoren, der Regie, den Produzenten und der Redaktion.

Ihr Co-Star ist Wolke Hegenbarth. Viele Personen kennen Sie noch aus der RTL-Serie «Mein Leben & Ich». Haben Sie die Serie damals auch geschaut?
Ich kannte Wolke bis zum Beginn der Dreharbeiten nicht, habe auch die Serie nicht geguckt. Wahrscheinlich verbrachte ich meine Freizeit damals wohl eher am Fußballplatz, in den Bergen oder am Klavier. Es hat jedoch auch ohne «Mein Leben und ich» geklappt, dass wir uns heute wunderbar verstehen und eine enge Freundschaft zwischen unseren Familien entstanden ist.

Was viele Personen nicht wissen: Sie haben einen Student Academy Award für «Border Patrol» erhalten. Weitere Auszeichnungen folgten. Wo kann man denn heute den Film sehen?
«Border Patrol» war der Abschlussfilm von Peter Baumann, der in Leeds/England Regie studierte. Darin schmuggeln zwei bayerische Polizisten eine erhängte Leiche nach Österreich und hängen diese dort wieder an einem Baum auf, damit sie abends in Ruhe ein Fußball-Länderspiel sehen können. Wie sich allerdings herausstellt, hatten die Kollegen aus dem angrenzendem Nachbarland vorher schon die selbe Idee. Dass wir in Los Angeles mit einem tief-schwarzhumorigen Kurzfilm in bayerischem Dialekt plus Untertitel einen Oscar in Empfang nehmen durften, war eine dem Film gebührende Auszeichnung. Heue steht er auf Plattformen für ein ausgewähltes Publikum zur Verfügung.

Sie standen auch für «Tonio & Julia» vor der Kamera. Warum hat das ZDF noch vor der Ausstrahlung der letzten Folgen den Stecker gezogen?
Wahrscheinlich liegt die Entscheidung beim Sender und somit außerhalb meines Verantwortungsbereichs.

Vergangenes Jahr durften Sie beim «Traumschiff» mitfahren. Hat Ihnen der „Urlaub“ gefallen?
Als reiselustige und Tier-freundliche Familie war es meine Pflicht, Frau und Kinder mit nach Afrika zu nehmen. Während der Papa dann gearbeitet hat, durften sie die Tierwelt Afrikas mit den eigenen Augen erleben. Auch mir blieb immer wieder ein Zeitfenster für Safaris. Im eingespielten «Traumschiff»-Team menschelt es ordentlich - wie man bei uns in Bayern sagt, wenn jemand das Herz am rechten Fleck hat.

«Toni, männlich, Hebamme» ist am Freitag, den 17. März, im Ersten zu sehen.

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