Stab
BESETZUNG: Hedi Honert, Frederick Funke, Kirssten Block, Heio von Stetten, Tommy Schlesser, Gabriel Belepsch, Lucy Newman-WilliamsREGIE: Marc Prill
MUSIK: Patrick Schmitz
DREHBUCH: Uschi Müller
KOSTÜME: Nicole Pleuler
SZENENBILD: Katie Lee
TON: Uwe Schiefer
SCHNITT: Ilana Goldschmidt
Da ist also Helen. Helen ist Betreiberin einer kleinen Bootswerft. Wenn es Hinterhofwerkstätten gibt, gibt es dann auch Hinterhofwerften? Die Bootsbauerin hat den Betrieb von ihrem Vater geerbt, sie und ihr Mann Jonah sind die einzigen Angestellten. Ein kleines Boot soll ausgeliefert werden. Finanziell geht es dem kleinen Unternehmen schlecht. Das Boot muss raus, denn der Auftrag ist gut bezahlt. Allerdings ist es eine Terminauslieferung. Daher fährt Jonah zum Test trotz eines aufziehenden Unwetters raus aufs Meer. Es geschieht, was geschehen muss. Vom Boot werden nur einige Planken an Land gespült. Jonah ist hinfort und Helen am Boden zerstört. Und es ist nicht das einzige Übel, das über ihre Welt hereinbricht. Ihre Mutter Debra, gerade einmal um die 60 Jahre ist sie alt, leidet an Demenz. Die Krankheit befindet sich noch in einem sehr, sehr frühen Stadium. Aber hier und da vergisst sie Dinge. Der Familie zur Seite steht der Polizist Arnold, ein Freund von Helens verstorbenen Vater, der seit vielen Jahren schon ein Auge auf Debra geworfen hat und der ihr gerne zur Seite stehen würde.
Ein Jahr vergeht und Helen ist bereit, ihr Schicksal anzunehmen. Arnold überreicht ihr den offiziellen Totenschein von Jonah. Nach einem Jahr ist es an der Zeit, das Leben weiterzuleben. So lernt sie Liam kennen. Der Versicherungsagent und Helen sind sich nicht unsympathisch. Allerdings gibt es einige seltsame Vorkommnisse vor Jonahs Verschwinden. So hat der etwa teure Versicherungen gekündigt, nicht aber seine durchaus anständig dotierte Lebensversicherung. Der Verdacht liegt in der Luft, dass sich Jonah abgesetzt hat. Und dann behauptet Debra, Jonah in der Stadt gesehen zu haben.
Um es kurz zu machen: Wer Rosamunde Pilcher will, bekommt hier Rosamunde Pilcher in seiner besten Form. Schöne Menschen erleben vor schönen Kulissen ein Auf und Ab der eigenen Gefühle. Da es Rosamunde Pilcher ist, muss niemand damit rechnen, dass Jonah etwa böse Dinge getan hätte - wie unterzutauchen, um ein Jahr nach seinem Verschwinden die Versicherungssumme seiner vermeintlichen Witwe zu stehlen, die dafür dann leider diese Welt verlassen muss. Nein, das sind Geschichten, die sich das ZDF für samstägliche Kriminalfilme aufbewahrt. Bei Pilcher mögen vielleicht einmal Gefühle verletzt werden, aber am Ende siegt doch immer die Liebe. Schöne Menschen erkennen die Schönheit der Liebe und sind bereit, sich der Schönheit der Liebe hinzugeben.
Liebe, ihr Narren. Es ist die Liebe, die zählt.
«Wenn ich dich wiederfinde» entpuppt sich im Reigen voraussehbarer Pilcher-Plots als ein überraschend kurzweilig inszeniertes Kleinod. Es wird gefühlvoll, aber selten wirklich kitschig. Über den Szenen zwischen Helen und ihrer Mutter etwa liegt eine überraschende Leichtigkeit, die die Ernsthaftigkeit der Geschichte Debras nie aus den Augen verliert, sie aber nicht wie einen dunklen Schatten über das Geschehen ausbreitet. Debra weiß um ihr Schicksal und sie ist bereit, dieses anzunehmen – auch wenn es Momente gibt, in denen sie hadern mag. Debra-Darstellerin Kirsten Block bietet eine überraschend nuancierte Darstellung dieser Frau im besten Alter, die in Arnold-Darsteller Heio von Stetten einen perfekten Gegenpart findet. Man schätzt sch, man neckt sich. Der Rest ist bekannt. So stehlen die beiden Nebendarsteller (ein böses Wort, Supporting Actors würde es wirklich besser treffen) den Hauptdarstellern schon ein wenig die Schau, auch wenn Hauptdarstellerin Hedi Honert ihren Job als junge Witwe im Wirrwarr der Gefühle souverän ausübt. Nach «Pralinen zum Frühstück» und «Herzensläufe» ist dies ihre dritte Hauptrolle einer Pilcher-Verfilmung.
Fazit: Noch einmal – dies ist Rosamunde Pilcher. Es gibt keine Experimente, keine echten Überraschungen; die Geschichte verläuft so, wie man es erwartet. Die recht straffe Inszenierung aber und die schauspielerischen Leistungen erheben den Film über den zu erwartenden Durchschnitt. Wie gesagt: Rosamunde Pilcher wäre wohl zufrieden gewesen.
Am Sonntag, 02. April 2023, 20.15 Uhr, ZDF.
Schreibe den ersten Kommentar zum Artikel