Stab
Darsteller: Jasna Fritzi Bauer, Luise Wolfram, Luisa Böse, Adrian But, Patrick Güldenberg, Bozidar KocevskiMusik: Olaf Didolff
Kamera: David Hofmann
Drehbuch: Mathias Schnelting und Sebastian Ko
Regie: Sebastian Ko
Die Erwartungen, mit denen man als Fan von Chief Wiggum, Terry Jeffords und Sheriff Harry Truman in diesen Sonntagabend geht, werden von der ARD also nicht erfüllt. Stattdessen macht dieser «Tatort» seinem Spielort Bremerhaven als einem der größten Automobilumschlaghäfen Europas alle Ehre: Ein besser passendes Setting für eine Geschichte über illegalen Autotransport und Tuning könnte man sich kaum vorstellen. Die erste Leiche des Films: der Bereichsleiter auf einem der Autoterminals, der tot im Kofferraum eines Autos aufgefunden wird.
Die Bremer Kommissarin Liv Moormann (Jasna Fritzi Bauer) nimmt die Ermittlungen auf und wird vom Bremerhavener Kollegen Robert Petersen (Patrick Güldenberg) unterstützt. Doch hier beginnen bereits die ersten Probleme. Denn die mittlerweile liebgewonnen Figuren Linda Selb (Luise Wolfram) und Mads Andersen (Dar Salim) kommen in dieser Folge so gut wie gar nicht vor, sondern weilen aus undurchsichtigen Gründen in Brüssel. Das wirkt seltsam, schließlich wurde in den vergangenen Filmen große Mühe aufgewendet, um ihre persönlichen Geschichten weiterzuentwickeln, die oft einen beträchtlichen Teil der Laufzeit ausgemacht haben. Ihre Abwesenheit bringt nun unnötige Unruhe in die übergeordneten Handlungsstränge des Bremer «Tatorts», was noch gravierender erscheint, weil die in dieser Folge behelfsmäßig ins Rampenlicht gestellten Kollegen von Liv niemals an Tiefe gewinnen.
Liv selbst wird dagegen umso tiefer in die Auto-Tuning-Szene hineingezogen, deren Mitglieder heimlich Wagen mitgehen lassen, um damit bei illegalen Rennen anzutreten und sich beim „Donuts“-Drehen zu messen. Dabei wird Liv nicht zuletzt mit ihrer jüngeren Schwester (Luisa Böse) konfrontiert, der sie bei ihren Ermittlungen nicht nur einmal begegnet: Zwischenmenschliche Spannungen mit ihrer Brennpunktfamilie sind also vorprogrammiert. Doch während die erschütternden Lebensverhältnisse von Livs Schwester durchaus beeindruckend geschildert werden, bleiben die zunehmenden Gewissenskonflikte von Liv im Angesicht des psychologischen Potentials dieser Geschichte viel zu unterkomplex.
Insgesamt hinterlässt die Folge «Donuts» des Bremer «Tatorts» damit ein eher durchwachsenes Bild. Die Idee, das illegale Autotuning-Milieu zu nutzen, um eine Kriminalgeschichte zu erzählen, ist zwar interessant, wird aber leider nie mit letzter Konsequenz umgesetzt. Die persönliche Geschichte um Liv Moormann böte zwar vielfältige Möglichkeiten für einen komplexen Spannungsbogen, wird aber zugunsten vieler vorhersehbarer Wendungen und wenig spannender Entwicklungen nicht ausreichend genutzt. Dass ansonsten zentrale Figuren nur in wenigen Szenen auftauchen, unterstreicht zudem den Eindruck, es hier mit einer Folge zwischen Tür und Angel zu tun zu haben – deren Spuren trotz des hohen emotionalen Preises für Liv Moormann wohl so schnell wieder verwischt sind wie die Donut-Streifen im Bremerhavener Hafenviertel.
Der Film «Tatort – Donuts» wird am Sonntag, den 2. April um 20.15 Uhr im Ersten ausgestrahlt.
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