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‚Stay Away from Gretchen‘

von

Autorin Susanne Abel erzählt eine außergewöhnliche Geschichte aus der Zeit des Zweiten Weltkriegs.

Der Titel kling "Stay away from Gretchen" klingt nicht unbedingt nach einem Buch, bei welchem man unbedingt zugreifen muss. Ähnlich, wie die Beschreibung auf der Rückseite, wird hier schnell mit Kitsch assoziiert. Und auch die Handlung lässt nicht gerade auf einen innovativen Meilenstein schließen. Dennoch handelt es sich um einen SPIEGEL-Bestseller, welcher einmal näher beleuchtet werden will.

Die sogenannten "Brown Babies" in einer mitreißenden Geschichte
Wie bereits erahnt, weist der Roman in der Tat ziemliche kitschige Züge auf. An manchen Stellen ist die Hauptfigur Tom sehr klischeehaft und einige Handlungsfragmente lassen sich vorhersehen. Allerdings setzt die Autorin Susanne Abel eine spannende und außergewöhnliche Geschichte aus der Zeit des Zweiten Weltkriegs zu erzielen, die zudem hervorragend recherchiert wurde. Dabei werden Aspekte erwähnt, welche den meisten Menschen wohl kaum bis gar nicht bekannt sein dürften: Rassismus und Diskriminierung im amerikanischen Militär, worunter auch die sogenannten "Brown Babies" zu leiden hatten.

Was sind Brown Babies?
Dabei handelt es sich um Besatzungskinder, die nach Beendigung des Zweiten Weltkrieges zwischen deutschen Müttern und afroamerikanischen Vätern gezeugt wurden. Rund 4.800 dieser Besatzungskinder waren sowohl in den Besatzungszonen, als auch später im Land versteckten und offenen Diskriminierungen ausgesetzt. Unter diesen Diskriminierungen hatten auch die Mütter zu leiden, welche häufig als "Gefallenes Mädchen", "Ami-Flittchen" oder "Neger-Hure" bezeichnet wurden.

Im Buch finden zwei zeitliche Ebene zueinander
Der Leser trifft auf zwei Handlungsstränge, welche sich abwechseln: Im Jahr 2015 spielt die Hauptgeschichte, in der es um Tom, einem attraktiven Nachrichtensprecher geht. Tom lebt für seinen Beruf und geht nur oberflächliche und unverbindliche Beziehungen mit Frauen ein. Eines Nachts setzt sich seine Mutter Greta ins Auto und fährt verwirrt quer durch Deutschland. Damit ist klar, dass sie an Demenz leidet. Aufgrund ihrer Krankheit verbringt Tom jetzt wieder mehr Zeit mit seiner Mutter. Dabei stellt er fest, dass in Gretas Vergangenheit offensichtlich viele Dinge gibt, von denen er noch gehört hatte. Tom beginnt mit seiner Recherche.

Gretas noch unbekannte Geschichte definiert den zweiten Handlungsstrang, welcher chronologisch erzählt wird und die Zeit der 1930er bis 1950er-Jahre aufgreift. Diese Geschichte handelt vom Zweiten Weltkrieg, dem Dritten Reich, vom Leben in der Heidelberger Besatzungszone und von der Vertreibung aus Ostpreußen. Dabei wird nach und nach klar, mit welchen Traumata sich Greta zu dieser Zeit konfrontiert sah.

Die Flucht-Aspekte, welche sich vor mehr als 70 abgespielt haben, werden von der Autorin Susanne Abel immer wieder mit den Ereignissen aus dem Jahr 2015 verknüpft, als die damalige Bundeskanzlerin Angela Merkel Deutschlands Grenzen für syrische Flüchtlinge öffnete und es dadurch immer wieder zu Diskussionen über das Willkommensein afghanischer Menschen kam.

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