Die Kritiker

«Tatort - Verborgen»

von

Zum zweiten Mal in Folge fasst der «Tatort» ein heißes Eisen an: wird daraus wieder ein so guter Film wie am Osterwochenende?

Stab

Darsteller: Wotan Wilke Möhring, Franziska Weisz, Alois Moyo, Sheri Hagen, Rebecca Rudolph, Ben Andrews Rumler
Musik: Maurus Ronner
Kamera: Christian Marohl
Drehbuch: Julia Drache und Sophia J. Ayissi
Regie: Neelesha Barthel
Am vergangenen Sonntagabend hat der «Tatort» der ARD schon einmal ein aktuelles und brisantes Thema aufgegriffen. In der Folge mit dem Titel «Verborgen» geht es nun um die oft menschenunwürdige Lage illegal eingereister Menschen in Deutschland. Dabei schafft es der Film, seine aus den ärmsten Regionen der Welt stammenden Episodenhauptfiguren nicht zu bloßen Opfern zu machen, die unser aller Mitleid verdienen, sondern sie als starke, menschliche Charaktere zu führen. Dies ist besonders lobenswert, da sich allzu viele Filme und Serien mit der Darstellung von Klischees begnügen, durch welche die Vorurteile am Ende nur noch weiter zementiert werden, anstatt sie aufzubrechen. Eines der schlimmsten Vorurteile ist dabei die permanente Opferrolle, die schwarzen Figuren zugeschrieben wird und die sie allzu oft ihrer Handlungsmacht und damit auch jeglicher Stärke als überzeugender Filmcharakter beraubt. Glücklicherweise scheinen sich die Macher dieses «Tatorts» dieses Problems bewusst gewesen zu sein, und haben entsprechend die gegenteilige Richtung eingeschlagen.

Die Handlung des Films fällt dabei spannend und gut durchdacht aus. Als Jon Makonis 17-jähriger Sohn Noah verschwindet, wendet sich der Vater in seiner Verzweiflung an die Polizei, obwohl es für ihn und seine Frau sehr gefährlich werden könnte, ins Visier der Behörden zu geraten: Denn die Makonis haben seit Jahren kein Aufenthaltsrecht in Deutschland und leben in ständiger Angst vor Entdeckung und Abschiebung. Doch Jon hat keine andere Wahl, als sich an die Polizei zu wenden.

Die Ermittler Falke (Wotan Wilke Möhring) und Grosz (Franziska Weisz) suchen zunächst nach einem Schleusernetzwerk in Hannover, nachdem ein toter Mann in einem LKW gefunden wurde. Jon (Alois Moyo) bietet sich als Zeuge an, um den Ermittlern gleichzeitig bei der Suche nach seinem Sohn zu helfen. Schon bald dringen Falke und Grosz immer tiefer in Hannovers Schattenwirtschaft vor, um die Identität des Toten zu klären und dem Fall des verschwundenen Noah auf den Grund zu gehen: Lebt der Junge noch – oder ist er bereits Opfer der Schattenwirtschaft geworden, in der Migranten ohne Aufenthaltsrecht oft unter brandgefährlichen Bedingungen schuften müssen?

Neben den schauspielerischen Leistungen der Hauptdarsteller Wotan Wilke Möhring und Franziska Weisz, die wieder einmal gekonnt ihren «Tatort» tragen, beeindruckt vor allem die starke Besetzung der Charaktere, die im eigentlichen Zentrum dieser Folge stehen: Alois Moyo vermittelt als Jon Makoni glaubwürdig die Angst und Verzweiflung, die seine Figur in dieser Situation empfindet. Ebenso fesselt die Art und Weise, wie der Film die Situation illegal eingereister Menschen in Deutschland darstellt. Die Regisseurin Neelesha Barthel zeigt eindrücklich, wie sehr diese Menschen ausgebeutet und unterdrückt werden und dabei auch unter den unwürdigsten Bedingungen niemals ihre Würde verlieren. Dabei schafft sie es, ihre aus Afrika stammenden Figuren nicht als bloße Opfer darzustellen, sondern als starke und menschliche Charaktere zu porträtieren, und hält einer Gesellschaft, die sich auf Solidarität und Menschlichkeit beruft, deutlich den Spiegel vor. Dieses Bild bleibt lange im Kopf des Zuschauers haften.

Der Film «Tatort – Verborgen» wird am Sonntag, den 16. April um 20.15 Uhr im Ersten ausgestrahlt.

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