Dass der Rundfunk Berlin-Brandenburg (rbb) sich in einer finanziellen Krise befindet, ist nichts Neues. Intendantin Katrin Vernau gab zuletzt einen Sparkurs vor, mit dem 49 Millionen Euro bis Ende 2024 eingespart werden sollen. Vor wenigen Tage machte man zudem öffentlich, dass sich die Anwaltskosten der rbb-Compliance-Untersuchung auf über zwei Millionen Euro angehäuft hätten und es keine Deckelung der Kosten gebe. Aus welchem Etat die Kosten beglichen werden sollen, ist ebenfalls offen.
Es sind schwierige Zeiten, in denen vor zwei Monaten Programmdirektorin Martina Zöllner ihren Posten angetreten ist. Sie selbst bezeichnete diese in einem nun erschienenen Interview mit der ‚Süddeutschen Zeitung‘ als „Wochen der Grausamkeit“ und meinte damit die Phase, in der ermittelt wurde, wo gespart werden solle. Gleichzeitig kündigte Zöllner, die als rbb-Kulturchefin Formate wie «Legal Affairs», «Warten auf’n Bus», «Mapa» oder den Podcast «Cui Bono: WTF happened to Ken Jebsen?» angetrieben hat, „harte Schnitte“ an. Sie selbst war an der Weichenstellung des Sparkurses beteiligt, auch wenn sie damals noch nicht Programmdirektorin war. Die Fiktion werde „erheblich reduziert, zumindest für eine gewisse Zeit“, so Zöllner. Gleichzeitig sagte sie: „Ich bin zuversichtlich, dass wir uns in der Fiktion weiterhin vielleicht ein kleineres, besonderes serielles Projekt pro Jahr werden leisten können.“
Trübe Aussichten für die öffentlich-rechtliche Rundfunkanstalt, die bis Ende 2024 neben einer bereits abgedrehten Serie über Alfred Herrhausen und «Tatort»- und «Polizeiruf 110»-Filmen für Das Erste keine nennenswerten Projekte präsentieren wird können, wie Zöllner in dem Interview eingestand. Zuletzt brachte der rbb noch die zweite Staffel der Serie «MaPa» heraus – drei Jahre nach der ersten Staffel. „Aber danach wird es wieder ein bisschen besser. Vorbehaltlich aller Entwicklungen wie Inflation und Beitragserhöhung“, so Zöllner. Gleichzeitig betonte sie, dass sie das Dokumentarische stark halten wollte.
Um Geld zu sparen, aber gleichzeitig auch bestmöglich zu nutzen, wird der rbb „das wenige Geld für die digitale Transformation nutzen“ und es soll gleichzeitig dem Fernsehen zugutekommen. „Wir produzieren das, was wir für das Fernsehen nach 20:15 Uhr planen, so gut wie ausschließlich für eine Erstverwertung in der ARD-Mediathek.“ Zöllner wolle den Vorabend stärken und das Restgeld werde man in das Programm zwischen 20:15 und 22:00 Uhr stecken. Formate für die ARD-Mediathek sollen im Dritten dann in der Primetime wiederholt werden. Die Identität des rbb laut Zöllner: „Öffentlich-rechtlich und wagemutig, kühn in der Form, relevant, journalistisch unanfechtbar, nah dran an den Leuten. Vielleicht ein bisschen rau, es muss nicht immer Hochglanz sein.“
Der Vorabend soll „besser, lebendiger und wieder regionaler“ werden. In der Primetime sollen Inhalte der Mediathek wie die Doku «Charité intensiv» das Programm füllen sowie zwei bis drei Abend mit Formaten aus dem Archiv füllen. Das Programm solle dabei aber eingeordnet werden. Zöllner bestätigte in diesem Zusammenhang den Plan einer Rückkehr der Programmansagen. Dadurch könne „ich den Menschen vermitteln, warum wir dieses Produkt jetzt für sie gewählt haben“. Nach 22:00 Uhr werde man künftig Streams senden. Zöllner nannte als Beispiele Mitschnitte von rbb-Veranstaltungen wie den «Talk im Tipi» am Kanzleramt von Radio Eins oder «Die schöne Lesung» von rbb Kultur und Radio Eins. „Das hat dann vielleicht nicht immer Studiostandard, aber wir haben es ohnehin – und es ist von hier“, erklärte Zöllner, die zugab: „Das wird vielleicht in der Quote Auswirkungen haben“. Aber, so Zöllners Hoffnung: „Es wird vielleicht auch Menschen anziehen, die dieses Dritte schon abgeschrieben haben.“
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