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‚Die Kunst des klugen Streitgesprächs‘

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Das neue Werk von Reto U. Schneider möchte erklären, wie manche Meinungen entstehen.

Meinungen sind so unterschiedlich wie die Menschen, die sie besitzen: Unterschiedliche soziale Hintergründe, Erlebnisse und Umfelder sorgen für Ansichten, die nicht immer miteinander kompatibel sind. Dass diese zu Spannungen führen können, ist die logische Schlussfolgerung - Streitgespräche können die Folge sein, und oftmals haben diese einen negativen Effekt auf die zwischenmenschlichen Beziehungen.

Sachlich zu bleiben kann schwierig sein, muss es aber nicht: Reto U. Schneider ergründet in "Die Kunst des klugen Streitgesprächs" die Hintergründe und Entstehung von verschiedenen Meinungen, ihre Auswirkungen auf Diskussionen sowie die das Phänomen der Annahme, dass alle anderen stets im Unrecht seien.

Worauf basieren Meinungen eigentlich? Fakten sind bei ihrer Entstehung ein elementarer Bestandteil, aber wie kommt es, dass Menschen trotz größtenteils gleicher Voraussetzungen unterschiedliche Ansichten entwickeln können? Wie schon in seinem Buchautoren-Debüt mit "Verrückte Experimente" nimmt sich Schneider, dessen wissenschaftliche Kolumnen in NZZ-Folio, dem Magazin der Neuen Zürcher Zeitung, erscheinen, den zentralen Fragestellungen seines selbst gewählten Themas auf unterhaltsame Weise und mit viel Humor. Ein langer NZZ-Folio-Artikel mit dem Titel "Warum Sie nie recht haben" war nicht etwa der Anstoß, aber der Grundstein für Schneiders zweites Buch.

Der Wissenschafts-Redakteur zeigt darin nicht nur die Prinzipien und Mechanismen hinter Meinungsformung und Streitgespräch auf, sondern gibt zusätzlich spannende Tipps, um Argumente in ihre Bestandteile zu zerlegen und Diskussionen beeinflussen zu können - selbstredend zum eigenen Vorteil. Während das Thema in Kombination mit einer wissenschaftlichen Betrachtungsweise auf den ersten Blick trocken erscheinen mag, so beweist Schneider, dass sich Analyse und Unterhaltung nicht ausschließen müssen. Was Ockham's Razor allerdings mit Pferden - nicht mit Zebras - zu tun hat und welche Rolle die TV-Serie «Dr. House» dabei spielt, gilt es, direkt zum Einstieg in Schneiders Zweitwerk zu erfahren.

Über 160 Seiten nimmt der Gewinner des Deutschen Reporter:Innen-Preises für die beste Wirtschaftsreportage 2022 Leser mit auf eine lebhafte und abwechslungsreiche, aber dennoch fachlich fundierte Reise durch das Konstrukt von Meinungen, damit verbundenen Phänomenen und dem Drang, sein Gegenüber unbedingt von der eigenen Position überzeugen zu wollen - und letztlich sogar zu der Feststellung, dass man nicht immer auch seiner eigenen Meinung sein muss. Muss man überhaupt zu allem eine Meinung haben? Schneider hilft, auch dies herauszufinden - und nutzt dazu bekannte Szenarien, aber auch aktuelle Bezüge wie die Corona-Pandemie. Eine erfrischende Herangehensweise, die das aktuell stark polarisierende Schwarz-Weiß-Denken vielleicht nicht aufzubrechen, aber immerhin nachvollziehbar zu erklären vermag.

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