Interview

Alice von Rittberg: ‚Elizabeth I. war hochbegabt‘

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Bereits seit einigen Monaten steht die Serie «Becoming Elizabeth» bei MGM+ zum Streamen bereit. Mit Quotenmeter sprach die deutsche Schauspielerin über die britische Herrscherin.

Mit 21 stand Alicia von Rittberg (2) in «Herz aus Stahl» an der Seite von Brad Pitt vor der Kamera. Danach sah man die gebürtige Münchnerin in weiteren großen Kinofilmen wie «Verräter wie wir» mit Ewan McGregor oder «Ballon» von Michael Bully Herbig. Im Fernsehen gehörte sie zum Ensemble solcher Serien wie «Charité» und «Genius». Zu ihrer eigenen Verwunderung bekam sie nun die Hauptrolle in der brandaktuellen Starzplay-Serie «Becoming Elizabeth» über die jungen Jahre der späteren Königin von England, Elizabeth I. (1533–1603). Dass Alicia von Rittberg selbst einem Adelsgeschlecht entstammt und sich sogar als Gräfin ansprechen lassen dürfte, ist jedoch ein Thema, dass sie nicht zulässt. In erster Linie möchte sie nun mal als Schauspielerin wahrgenommen werden.

In «Becoming Elizabeth» werden Sie zu einer der berühmtesten Herrscherinnen der Weltgeschichte. Geht damit nicht irgendwie auch ein Mädchentraum in Erfüllung?
Der Traum, der sich damit eher erfüllt hat, ist der, dass ich in einer englischen Serie keine Deutsche spiele, sondern tatsächlich eine Engländerin.

Dass ist wahrhaftig ungewöhnlich. Wie ist es dazu überhaupt gekommen?
Seit einigen Jahren habe ich eine englische Agentur und ich wohne auch in London, sodass ich schon seit längerem zu englischen Castings gehe. Irgendwann habe ich hierzu eine Einladung bekommen und dachte, das ist ein absoluter Witz, das wird nie passieren, dass man mich Elizabeth I. spielen lässt. Daher habe ich mich eher aus Spaß am Spiel darauf eingelassen.

Wie war das?
Als ich schließlich die Einladung zu einem Live-Casting bekam, dachte ich immer noch, die müssen sich irren. Aber ich nahm die Sache schon ernster und war wegen meines Akzents aufgeregt. Beim Spielen unterbrach ich mich immer selbst und kam gar nicht so richtig in den Spielfluss. Danach dachte ich, jetzt ist das Thema endgültig durch, bis ich zum Testscreening mit Kostümanprobe und Make-up eingeladen wurde. Als es dann hieß, man glaubt an mich, sagte ich mir, dann werde ich auch mal daran glauben.

Als größte Hürde empfanden Sie aber den Akzent?
Ja, ich habe zwar früh angefangen, Englisch zu lernen, aber es ist nun mal nicht meine Muttersprache. Die Intonation, die Melodie, überhaupt wie mit der Sprache umgegangen wird, und auch der Humor ist etwas anderes – sich da zu Hause zu fühlen, braucht Zeit und geht nicht von heute auf morgen. Deshalb war ich so dankbar, dass man sich das mit mir dennoch vorstellen konnte. Danach hatte ich noch ein halbes Jahr, um da hinzukommen, wo ich wollte und sprach fortan nur noch Englisch, um in diesen Sprachduktus zu kommen.

Wie ging das praktisch vor sich?
Ich habe mir Kinderhörspiele von Kate Winslet angehört, habe für einen Monat bei englischen Freunden gewohnt, und meine deutsche Familie und deutschen Freunde mussten es aushalten, dass ich auch mit ihnen nur noch Englisch gesprochen habe.

Nach London sind Sie schon vorher gezogen?
Ja, schon vor fünf Jahren. Ich habe in Friedrichshafen studiert, und danach kam nur Berlin oder London für mich in Frage. Da hatte ich aber bereits eine Agentur in England und schickte bereits diverse E-Casting-Videos von mir. Wenn ich also gern mal dort drehen möchte und die englische Kultur besser kennenlernen will, müsste ich dem auch eine Chance geben und vor Ort ausprobieren, dachte ich mir. Somit bin ich schließlich nach London gezogen.

Berlin hat also den Kürzeren gezogen…
Ja, aber wer weiß. Ich bin Deutschland dennoch sehr verbunden und habe es geliebt, hier aufzuwachsen. Insofern kann es sehr gut sein, dass es mich nach Berlin zurückzieht. Ich habe Familie hier und lebte für Dreharbeiten schon einige Male für mehrere Monate in Berlin. Es ist schon eine sehr schöne Stadt.

Wie viel wussten Sie bereits zuvor von Elizabeth I. oder was wissen Sie jetzt mehr über sie?
Alles was ich wusste, war aus den Geschichtsbüchern. Was an unserer Geschichte spannend ist, dass es um die Zeit geht bevor sie die Königin wurde, wie wir sie kennen. Wie sie so wurde, wusste ich vorher so gut wie gar nichts. Und ich war dankbar, diesen Teil ihrer Geschichte miterzählen zu dürfen, weil ich sowieso schon eingeschüchtert war.

Inwiefern?
Das ist man bei einer Person, die tatsächlich gelebt hat, sowieso. Hinzu kommt, dass ich als Deutsche eine englische Königin spiele. Dem wollte ich gerecht werden. UND dann schaut man sich noch an, welche großartigen Schauspielerinnen schon vor dir diese Frau verkörpert haben. Deshalb meine Dankbarkeit, Elizabeth I. zu einer Zeit zu spielen, über die es noch nicht so viele Filme gibt. Somit bin ich sehr persönlich und nah an sie herangekommen und konnte mehr das Menschliche an ihr zeigen.

Was hat Sie an Elizabeth I. am meisten fasziniert?
Sie war hochbegabt. Ihr Alltag bestand in jungen Jahren aus unentwegtem Unterricht, ansonsten war sie ein Naturkind und eine wahnsinnige Reiterin. Das habe ich als Vorbereitung auf diese Rolle selbst so gelebt, weil ich ja selbst so viel Unterricht brauchte: Reiten, Kalligrafie, Klavierspielen, Tanz sowie Gedichte und Literatur aus jener Zeit.

War es eigentlich schon immer Ihr Traum, Schauspielerin zu werden?
Zuerst wollte ich Popstar werden. Meine Brüder sagten mir aber, das Singen im Auto mit Ohrstöpseln gar nicht gut ist (lacht). Ich weiß jetzt auch warum. Ich habe mir die Texte halbwegs zur Melodie noch ausgedacht, und bei sechs Stunden Autofahrt nervt das natürlich. Ich habe dann ganz viel getanzt und sowieso zog es mich immer zur darstellerischen Kunst hin. Irgendwann machte ich mit elf Jahren einen zweiwöchigen Schauspielkurs von einer Casting-Agentur mit, die mich ansprach, ob ich nicht mal für eine Kindersendung vorsprechen möchte. Danach hatte ich Blut geleckt.

«Becoming Elizabeth» kann beim Amazon-Channel MGM+ gestreamt werden.

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