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ZDF: Ein fast perfekter Fernsehsender

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14,6 Prozent Marktanteil holte die Mainzer Fernsehstation im vergangenen Fernsehjahr. Das hat seinen Grund: Das Programm bietet eine Struktur und Norbert Himmler verzichtet auf Marathon-Programmierungen.

Seit 60 Jahren gehört das Zweite Deutsche Fernsehen zu den beliebtesten Programmen des Landes. Der in Mainz ansässige Fernsehsender hat sich in den vergangenen Jahren deutlich weiterentwickelt und das Programm systematisch ausgebaut. Das gesamte System ZDF ergibt mehr Sinn, wenngleich ZDFneo inzwischen hinter der Mediathek steht.

Bereits das Tagesprogramm verleiht eine feste Struktur: Ab 14.00 Uhr laufen stündlich Nachrichten. Allerdings kommt zunächst ein Blick auf Deutschland, schließlich eine Gesamtübersicht und danach ein Europaausblick. Um 17.00 Uhr stehen dann wieder die harten Nachrichten an, ehe die 19-Uhr-«heute»-Sendung läuft und das «heute journal» um 21.45 Uhr aufwartet. Zwischendurch gibt es keine Doppelprogrammierungen, sondern einen bunten Mix aus «Die Küchenschlacht», der Trödelshow «Bares für Rares» und Wiederholungen von der spaßigen Krimiserie «Die Rosenheim-Cops». Um 17.15 Uhr kommen die Boulevard-Schlagzeilen mit «hallo deutschland» ehe um 18.00 Uhr die «SOKO»-Krimis laufen. Um 19.25 Uhr bietet man kein gemeinsames Bild mehr an – der erste Schwachpunkt des Systems: Montags das Magazin «WISO», dienstags, mittwochs und donnerstags oft – aber nicht immer – Krimi sowie freitags noch «Bettys Diagnose». Also drei Genres in einer Woche.

In der Primetime sind montags, teilweise mittwochs, freitags und samstags vorwiegend Kriminalgeschichten platziert. Am Freitag sind es meist Serien wie «Der Alte» und «Ein Fall für Zwei», Doppelfolgen laufen nur gegen die Spiele der Fußball-Nationalmannschaft. «Aktenzeichen XY… ungelöst» läuft am Mittwoch hervorragend und auch die zahlreichen Arzt-, Feuerwehr- und Rettungsserien wie «Der Bergdoktor» sind am Donnerstag etabliert. Hier geht es eben nicht um Mord- und Totschlag, sondern um bildgewaltige Heimatinszenierungen. Der Dienstag ist der Informationstag, hier nimmt man seit Jahren schwache Marktanteile in Kauf. Der Sonntag bildet das Pendant zum «Tatort» und soll gefühlvolle Themen ansprechen.

Mit dem «heute journal» wird das erfolgreiche Programm gebrochen, dafür bekommen die Zuschauer – mit Ausnahme am späten Montagabend – Informationen geboten. Harald Lesch, «Die Anstalt» und andere Akteure sind am Dienstag zu sehen, am Mittwoch steht das «auslandsjournal» und «Die Spur» bereit, donnerstags talkt «maybrit illner» und am Freitag läuft Comedy mit der «heute-show» und dem «ZDF Magazin Royale». Die Zuschauer haben sich längst daran gewöhnt, dass es zu einem Wechsel von Unterhaltungs- zu Informationssendungen kommt und nehmen es sehr gut an. Markus Lanz talkt an drei Abenden, der späte Freitagabend gehört «aspekte». Das Programm hat mit Ausnahme von Fußball-Übertragungen maximal Doppelfolgen in der Primetime, jedoch werden keine Vierfachprogrammierungen – wie man es vom Privatfernsehen kennt – vorgenommen.

Man muss es den Programmplanern vom ZDF lassen, dass sie sowohl horizontal sowie vertikal einen fast perfekten Sendeplan gebaut haben. Ob man mit einem Kulturmagazin am späten Freitagabend noch Erfolg hat, ist fraglich. Vielleicht könnte es aber am Samstagvorabend durchaus besser laufen als alte «Der Bergdoktor»-Ausgaben, die zu diesem Zeitpunkt gar nicht funktionieren.

Dort tut sich das ZDF ohne Wintersport ohnehin sehr schwer. Da im Herbst, Winter und Frühjahr so viel Programmfläche für Live-Sport drauf geht, hat man in den vergangenen Jahren einfach nichts für den Samstagvorabend entwickelt. Das Programm besteht aus zahllosen Kurznachrichten und irgendwelchen Wiederholungen. Das Erste hat beispielsweise «Brisant» auch am Samstag, im ZDF soll der «Länderspiegel» punkten. Nach dem «heute journal» und dem eher mauen «sportstudio» das dank Internet immer irrelevanter wird, sinken die Quoten deutlich ab. Innovation am Samstagabend? Fehlanzeige! Lieber strahlt man Wiederholungen von «Der Alte» nach dem Krimi aus. Der große Wurf fehlt für den sechsten Tag.

Ähnlich enttäuschend ist auch der Sonntag: Ab 17.00 Uhr versucht man nach «heute» die Zeit mit «sportstudio reportage» und «ZDF.reportage» sowie «Terra Xplore» bis zu den Hauptnachrichten zu überbrücken. Dann kommt wieder «Berlin Direkt», ehe die nächste Dokumentation anläuft. Am Mittag gibt’s eine undurchsichtige Mischung aus «Bares für Rares – Lieblingsstücke», «Duell der Gartenprofis» und anderen ZDF-Sendungen. Auch «Die Rosenheim-Cops» werden zwischenzeitlich wiederholt. Das hat seine Auswirkungen: Auch der Sonntag performt – wie der Samstag – ähnlich mau. Weil es keine Struktur gibt, finden auch die Zuschauer keinen Weg zum Programm. Für Himmler und seine Kollegen gibt’s scheinbar doch noch ein klein Wenig zu tun.

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