Stab
Darsteller: Mina Tander, Tristán López, Herbert Knaup, Inka Friedrich, Vladimir Burlakov, Michele OliveriDrehbuch: Sebastian Wehlings und Christian Lyra
Regie: Christian Theede
Kamera: Mathias Neumann, Tobias Schmidt
Schnitt: Martin Rahner
Dabei zeugen die ersten Szenen noch von dem dramatischen Potenzial, das dieser Stoff mit sich bringt: Die alleinerziehende Mutter Laura muss sich eingestehen, dass ihr Sohn Pedro (Tristán López) dringend einen Tapetenwechsel benötigt, nachdem er in seiner alten Umgebung in etliche Schwierigkeiten und mit dem Gesetz in Konflikt geraten ist. So reisen sie gemeinsam nach Barcelona, damit der Junge auf andere Gedanken kommen und Laura gleich noch das heruntergekommene Familienhotel retten kann, das ihre Eltern dort seit Jahrzehnten betreiben. Der Konflikt zwischen Laura und ihrer Mutter Isabel (Inka Friedrich) ist von Anfang an spürbar, und die Spannung zwischen den beiden Schauspielerinnen wird durchwegs gut dargestellt. Die Probleme des Hotels, angefangen bei einem enormen Wasserschaden bis hin zur Konkurrenz durch eine ominöse moderne Kette, verleihen der Geschichte zudem eine gewisse realistische Brisanz.
Auch die nicht abwegige Charakterentwicklung von Laura und Pedro wirkt im Grundsatz passend geführt. Laura, die nach Jahren der Abwesenheit wieder in die Hotelführung einsteigt, straft die Vorurteile, die ihre Mutter gegenüber der angeblich selbstsüchtigen Tochter pflegt, zunehmend Lügen, nachdem sie nun als engagierte Mutter und Geschäftsfrau auftritt. Pedro, der mit Drogenproblemen zu kämpfen hat, durchläuft ebenfalls eine glaubwürdige Entwicklung, die von seinem Wunsch geprägt ist, ein besseres Leben zu führen – auch wenn seine Ziele bald im Widerspruch zu denen seiner Mutter stehen. Die sich rasch anbahnende Liebesgeschichte zwischen Laura und Mateo (Vladimir Burlakov), dem stellvertretenden Hoteldirektor, ist zwar vorhersehbar, aber dennoch ansprechend inszeniert. Die beiden Schauspieler verleihen ihren Charakteren Authentizität und sorgen für einige berührende Momente.
Die überflüssigen Nebenhandlungsstränge wie die ziemlich seltsame Geschichte um die spanische Prinzessin, die mit der Oberbutlerin die Rollen tauscht, um unbemerkt aus dem Hotel zu entwischen, wirken fürchterlich konstruiert und lenken dabei völlig unnötig von der Hauptgeschichte ab. Die Enthüllungen und Wendungen gegen Ende des Films sind auch für diesen Stil zu überladen und wirken erzwungen, was die Glaubwürdigkeit der Handlung beeinträchtigt. Diese Vorhersehbarkeit erstreckt sich dabei auf die meisten Nebenrollen: Isabel bleibt stur und unnachgiebig, während Mateo schon zu Beginn viel zu perfekt erscheint, um wahr zu sein.
Mit einer Mischung aus Familienkonflikten, Romanzen und Intrigen in einer malerischen Umgebung ist «Hotel Barcelona» in vielerlei Hinsicht typisch Herzkino, das sich zumindest in den Haupthandlungssträngen aber um einen gewissen Realismus und auch eine gewisse psychologische Authentizität bemüht. Doch die völlige Vorhersehbarkeit der Handlungsentwicklung und unnötig überzeichnete Nebenschauplätze trüben leider eine an sich gelungene Figurenführung.
Der Zweiteiler «Hotel Barcelona» wird am Sonntag, den 10. September und am Sonntag, den 17. September um 20.15 Uhr im ZDF ausgestrahlt.
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