Hallo Herr Lansink. Am 14. Oktober 2023 läuft die inzwischen 79. Folge von «Wilsberg». Hätten Sie einmal gedacht, dass mit einer Reihe sogar erfolgreiche Serien übertrumpfen werden?
Nein, daran habe ich anfangs überhaupt nicht gedacht, es war ja ein 90-minütiger Film, für Hans Jankes Montag: Fernsehspiel des Monats, und wir sind erst später mit weiteren vereinzelten «Wilsbergs» auf den Samstag befördert worden.
Ihre Mitbewerber sorgen allerdings auch weiterhin für hohe Quoten: Schlager im Ersten, Filme bei Sat.1 und schwachlaufende Shows bei RTL und ProSieben. Sind Sie sozusagen der FC Bayern der Samstagsunterhaltung?
Naja, der FC Bayern, das war eher «Stubbe», also die Reihe mit Wolfgang Stumph. Ich sehe uns da näher an Westfalen und am Ruhrpott, sprich: Borussia Dortmund.
«Wilsberg» dauert seit 25 Jahren 90 Minuten. Ist die Marke deshalb so erfolgreich, weil Sie sich gegen die zahlreichen Konkurrenten mit der Kürze wehren können? «Schlagerbooom» läuft ja beispielsweise bis kurz vor Mitternacht.
Ich finde generell, dass sich die meisten guten Geschichten in 90 Minuten erzählen lassen. Und wir arbeiten ja doch in einem anderen Genre als die Damen und Herren von Quiz und Show.
Georg Wilsberg hat keine Familie, seine Patentochter Alex Holtkamp hat die Serie verlassen und der Anwaltsberuf ist futsch. Wird demnächst doch wieder einmal eine positive Wandlung kommen?
Auch wenn er kein Anwalt mehr ist, bleibt er doch Jurist, das nimmt ihm keiner und er hat sich seine Ersatzfamilie ausgesucht, mit der er oft glücklich ist, manchmal aber auch nicht. Ansonsten halte ich mich an «Casablanca», wenn Elsa mit dem falschen Mann ins Flugzeug gestiegen wäre, wä‘rs kein guter Film.
Ina Paula Klink stieg vor Kurzem aus, Oliver Korritke ist seit fast 20 Jahren dabei. Kommt man noch zur Arbeit oder ist das schon eine Art Familie?
Da spiegelt das Arbeitsleben exakt das private, wir spielen die Ersatzfamilie und sind außerhalb der Rolle auch Familienersatz.
Sie gaben vor einiger Zeit bekannt, dass Sie mindestens 100 Folgen drehen wollen. Hat das ZDF schon zugestimmt?
Das ZDF entscheidet sich von Jahr zu Jahr, da bin ich überfragt, aber ich signalisiere gerne weiterhin, dass mein Ehrgeiz so weit geht.
Ist es nicht verwunderlich, dass die privaten Sender durch Einflussnahme in der Rundfunkpolitik dazu gesorgt haben, dass man bei RTL+ mehr «Wilsberg»-Folgen abrufen kann als im ZDF?
Ist das so? Das war mir gar nicht klar. Das liegt aber auch daran, dass ich nicht so sehr auf der Suche bin nach alten Folgen.
Sie waren Teil der 17. Bundesversammlung zur Wahl des Bundespräsidenten. Ist so eine Veranstaltung selbst für einen Fernsehstar etwas Besonderes?
Ja, unbedingt, ich war für eine kurze Zeit Teilnehmer eines Staatsaktes und sehr geehrt, gefragt worden zu sein. Generell könnte man aber auch vorschlagen, sich weniger auf Promis zu fokussieren als auf unzählige Ehrenämtler, die man auf diese Weise mal verdientermaßen ins Rampenlicht rücken könnte.
Apropos Star: Würden Sie bei einer Reality-Show teilnehmen? Reizt es Sie zum Beispiel ins Dschungelcamp zu gehen?
Nein.
Seit über 20 Jahren sind Sie Schirmherr der Krebsberatungsstelle Münster. Was ist dort Ihre Aufgabe?
Ich bemühe mich, Aufmerksamkeit für diese wichtige Institution herzustellen und natürlich auch finanzielle Unterstützung zu generieren.
Vielen Dank für Ihre Zeit!
Der neue «Wilsberg» ist am Samstag, den 14. Oktober, im ZDF zu sehen.
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