Hallo Frau Schütze, hallo Frau Bartsch. Nach mehreren hunderten Folgen von «Mord auf Ex» widmen Sie sich der Liebe. Warum stehen nun solche Geschichten im Mittelpunkt?
Linn Schütze: In unseren Recherchen für «Mord auf Ex» sind wir oft auf Fälle gestoßen, die nicht wirklich in das Genre „True Crime“ passen, aber mindestens genauso spannend sind. Da ist zum Beispiel ein Sohn, der seine Eltern verliert und Jahre später versucht, sie wiederzufinden. Oder eine Frau, die durch einen Unfall ihren Mann vergisst. Und ein Liebespaar, das durch die Berliner Mauer getrennt wurde. All diese Geschichten haben uns nicht nur sprachlos gemacht, sondern auch Hoffnung gegeben und Mut gemacht. Schnell wurde uns klar: Die Podcast-Welt braucht mehr von diesen Geschichten.
Leonie Bartsch: Wenn man sich die aktuellen Nachrichten und die Lage der Welt anschaut, kann einem manchmal kalt ums Herz werden. Wir merken an uns selbst, dass wir Angst bekommen, was die Zukunft unseres Planeten oder der Menschheit angeht. Doch dabei machen wir ja auch so viele Fortschritte als Gesellschaft! Mit «True Love» möchten wir einen Ort schaffen, an dem unsere Hörerinnen und Hörer für ein paar warme Stunden eintauchen können, eine willkommene Abwechslung, einen sicheren Raum, in dem wir sie mit Geschichten inspirieren und Hoffnung schenken können. Dabei ist True Love das perfekte Gegenstück zu True Crime: Wahre Geschichten, die faszinieren, aber mit mehr Happy Endings.
Wie haben Sie für Ihren neuen Podcast recherchiert? Haben Sie verschiedene Menschen getroffen, die Ihnen tolle Geschichten erzählten?
Linn Schütze: Für «True Love» haben wir viele Bücher gelesen, Betroffene interviewt und auch mit Expertinnen und Experten zusammengearbeitet. In einigen Fällen hatten wir das Glück, dass die Menschen uns ihre Geschichte persönlich erzählt haben. Das war zum Beispiel bei Hans und Isolde der Fall, über die wir in der ersten Folge sprechen. Hans hat versucht, Isolde zur Flucht aus der DDR zu verhelfen. Über 50 Jahre später haben die beiden uns berichtet, wie sich die Flucht ereignet hat.
Romantische Liebesgeschichten sind toll, aber die Realität sieht oft anders aus. Gibt es auch Teile der Geschichten, die Sie weglassen wollten? Oder eben bewusst erzählen?
Leonie Bartsch: In Liebesgeschichten ist nicht immer alles nur schön – so ist das Leben nun mal. Wir erzählen von den Höhen und Tiefen und in einigen Geschichten ist auch ein bisschen «True Crime» enthalten, in anderen geht es um toxische Beziehungsmuster oder Schicksalsschläge. Aber am Ende steht die Liebe im Mittelpunkt und was sie bewirkt hat. Das müssen aber auch gar nicht immer klassische Beziehungen sein. Zum Beispiel basiert der Film «Ziemlich beste Freunde» auch auf einer wahren Begebenheit. Von solchen Geschichten gibt es unheimlich viele.
Sie haben schon Rückmeldungen von Ihren Hörern bekommen. Unter anderem schrieb eine Maria, das Statement haben Sie auf Instagram veröffentlicht. Wie gut kommen solche Kommentare in der Community an?
Leonie Bartsch: Wir freuen uns sehr darüber, dass der Podcast so gut bei den Hörern und Hörerinnen ankommt. Wir hatten erst ein bisschen Angst, weil unsere Community ja viel düstere Themen gewohnt ist. Bisher kam aber nur Liebe zurück. Und auch die ein oder andere persönliche Anekdote, die wir von nun an ab und zu einbauen, oder auch eigene Geschichten. Das ist natürlich besonders wertvoll für die Community, da es eine persönliche Note hinzufügt und sich die ein oder andere Person mit der Situation identifizieren kann.
Podcast sind in den vergangenen Jahren aus dem Boden gesprießt. Wie startet man einen erfolgreichen neuen Podcast?
Linn Schütze: Wir glauben fest daran, dass Podcasts gut funktionieren, wenn ihre Inhalte überzeugen. Gute Geschichten, die bisher noch nie so erzählt wurden, sind entscheidend. Dabei gilt es, eine Nische zu finden, einen etwas anderen Dreh und dann viel Herzblut hineinzustecken. Auf diese Weise sind wir überzeugt davon, dass sich gute Formate durchsetzen.
Sie arbeiten mit Seven.One Audio für «True Love» zusammen. Warum haben Sie die Firma als Partner gewählt?
Leonie Bartsch: Seven.One Audio hat uns seit Anfang an bei «Mord auf Ex» begleitet und in der Vermarktung unterstützt. Wir sind schon ein eingespieltes Team und schätzen das Team und ihre Arbeit sehr. Deswegen stand für uns recht schnell fest, die erste Staffel mit Seven.One zu vermarkten.
Seit Jahren führen Sie durch «Mord auf Ex». Geht Ihnen nicht so langsam der Stoff aus?
Linn Schütze: Genauso wie die Liebe hat es Verbrechen schon seit Menschengedenken gegeben. Denken wir nur einmal an die Ermordung von Julius Cäsar, was übrigens auch eine große Liebesgeschichte beinhaltet. Deswegen ist unsere Liste an Fällen tatsächlich noch sehr lang und «Mord auf Ex» wird es somit noch viele weitere Jahre geben.
Auch Sie haben zahlreiche Mitbewerber bei Spotify & Co. erhalten. Haben Sie ein paar Hörer verloren oder wächst das Genre unaufhaltsam weiter?
Leonie Bartsch: Das Genre „True Crime“ boomt. Wir freuen uns über alle Kollegen und Kolleginnen, die ebenfalls in den Podcast-Markt einsteigen und dieses tolle Medium für sich entdecken. Nicht nur das Angebot steigt, sondern auch die Nachfrage ist enorm. Das merken wir an unseren Hörerzahlen, die seit Start des Podcast konstant steigen.
Gibt es eigentlich auch Podcasts, die Sie gerne hören?
Linn Schütze: Wir schätzen unseren Kollegen Phillipp Fleiter und seinen Podcast «Verbrechen von Nebenan» sehr. Um zu entspannen und abzuschalten, hören wir sehr gerne die Podcasts «Betreutes Fühlen» und «dudes».
Machen Sie eigentlich noch bei der Podcast-Produktion selbst oder haben Sie inzwischen ein großes Team?
Leonie Bartsch: Wir haben mittlerweile unsere eigene Firma gegründet. Bei Auf Ex Productions sind Linn und ich in jedes Projekt involviert, entwickeln die Podcasts und schreiben auch viele der Texte selbst. Wir sind jedoch unglaublich dankbar dafür, dass wir ein Team aus Freunden, Familie und vielen talentierten Autorinnen und Autoren aufgebaut haben, mit denen wir uns kontinuierlich weiterentwickeln und die uns tatkräftig unterstützen.
Vielen Dank für die zahlreichen Infos!
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