Serientäter

«9-1-1»: Staffel fünf knackt den TikTok-Algorithmus

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Die 18 Episoden der jungen Staffel präsentiert zahlreichen Actiongeschichten, die nur schnell abgefrühstückt werden. Das macht Spaß, wenn man sich berieseln lassen möchte.

Seit sechs Jahren strahlt der amerikanische Fernsehsender FOX die Action-Serie «9-1-1» aus, die zuletzt durch die zahlreichen Streiks und die Verlagerung von ProSieben zum Streamingdienst Disney+ in der medialen Aufmerksamkeit unterging. Die Produktion von Brad Falchuck Teley-Vision, Ryan Murphy Television und 20th Television wechselte in den Vereinigten Staaten von Amerika noch den Sender. Inzwischen ist die Serie nicht mehr bei FOX beheimatet, sondern wanderte zum Disney-Sender ABC.

Die fünfte Staffel, die endlich die Corona-Pandemie abschüttelte und Masken sowie andere Schutzausrüstungen verschwinden ließ, arbeitet wieder mit den gewöhnlichen Geschichten. Die Serie, die 2018 startete, begann mit zahlreichen verrückten Polizei- und Feuerwehrdramen. Zum dreiteiligen Staffelauftakt gehört nun eine Ransom-Software, die das Notleitsystem von Los Angeles außer Rand und Band geraten lässt. Mehrere Personen rufen die Notleitstelle an, obwohl sie gar nicht in Schwierigkeiten sind. Der Tower vom Los Angeles Airport (LAX) sieht sich mit einem Flugzeugcrash konfrontiert. Nachdem die Mitarbeiter herausgefunden haben, dass es sich um eine Datenpanne handelt, erleiden gleich mehrere Personen einen Herzinfarkt. Eine Erklärung bleiben die Autoren den Zuschauern schuldig.

Feuerwehrmann Eddie beschäftige sich mit einer Panik-Attacke, nachdem ein Verkäufer sein Hausmädchen Ana mit Christophers verstorbener Mutter verwechselte. Das ist eine der persönlichen Geschichten, die das Fass von «9-1-1» zum Überlaufen bringen. Auch Maddies postportable Depression, die seit der vierten Staffel vorhanden ist, nimmt zunehmend viel zu viel Raum in der Dramaserie ein. Als Rezipient dieser Serie ist man von diesen Geschichten genervt, weil sich die Handlung kaum fortentwickelt. Der von Jenifer Love Hewitt verkörperte Charakter weißt überhaupt keine positiven Handlungen auf, man wäre froh, wenn dieser dauerhaft aus der Serie verschwindet.

Eine weitere Geschichte, die in der ersten Folge die neue Staffel eröffnet, ist die Geschichte um den bereits eingeführten Jeffrey Hudson, der aber durch die Ransom-Software fliehen kann. Die Geschichte ist zum Teilen so dumm verfasst, dass sich die Autoren für das, was sie geschrieben haben, wirklich an den Kopf langen müssen. Ein Schwerverbrecher kann nach dem Feuern seiner Anwältin aus dem Gefängnis fliehen.

Die Geschichten von «9-1-1» entwickeln sich immer mehr zum deutschen «Alarm für Cobra 11». Das Storytelling ist größtenteils miserabel. Die Serie kann fast nur noch mit ihren zahlreichen tollen Spezialeffekte punkten. So brechen zahlreiche Tiere aus dem Los Angels Zoo aus und befinden sich schließlich auf dem Gelände neben dem Dolby Theatre im Hollywood & Highland Center. Zwar liegt der Zoo nur knapp sieben Meilen vom Einkaufszentrum entfernt, aber dass gleich mehrere Arten schnurstracks dorthin wandern, ist halt so ziemlicher Blödsinn. Die Action-Serie von Ryan Murphy ist eben einfach Popcorn-Unterhaltung und darf nicht mit der Realität verglichen werden.

Durch eine Reihe von Stromausfällen in Los Angeles bildet sich schon nach kurzer Zeit eine Enklave, die die Polizei von Los Angeles einfach vor sich hinleben lässt. Die Anwältin von Hudson versucht einem Cop die Kehle durchzuschneiden, weil sie einen Fankult unterliegt. Warum das so ist? Völlig egal, vernünftige Erklärungen haben bei «9-1-1» keinen Platz. Das würde sicherlich auch nur die zahlreichen Landschaftsaufnahmen der Serie stören. Auch die zahlreichen Motive der Figuren, wie die von Eddie, der sich von Ana trennt, wird nicht erklärt.

Im Opening-Dreiteiler kommt es schließlich zum finalen Aufeinandertreffen von Hudson und der Polizistin Athena, die in einst stoppte. Die Autoren sind in der Staffel so kreativlos, dass dieselbe Rache-Geschichte am Ende der Staffel fast genauso noch einmal erzählt wird. Dann steht allerdings ein anderer Bösewicht im Mittelpunkt, der zwei Kollegen von der Feuerfache bedroht.

In der achten Folge der fünften Staffel wird Michael aus der Serie geschrieben, weil er sich damals nicht gegen Corona impfen wollte. Deshalb erzählt man eine gesamte Geschichte, wie sehr der Ex-Mann von Athena und Vater von May seinen aktuellen Freund David liebt. Beide wandern nach Haiti aus. Zwischenzeitlich wird ein Krankenhaus fast zerstört, die Feuerwehrleute machen einen guten Job und eine persönliche Geschichte bekommt viel zu viel Platz. Obwohl die Pandemie in Hollywood keine Rolle mehr spielt, ist Rockmund Dunbar nicht zurückgekehrt. Kurz vor dem Finale kommt Maddie dank Chimney zurück nach Los Angeles. Happy End?

Viel spannender ist die Geschichte um eine Frau, die mit ihren drei Kindern wandern geht und in ein Loch stürzt. Die alte unterirdische Militärfestung ist brüchig geworden und das ist einer der Fälle, bei der das Rettungsteam der 118 eben nicht wieder Heldentaten vollbringen kann. Das Rettungsteam fährt die Kinder mitsamt Mutter ins Krankenhaus. Die jüngste Tochter fragt, warum man eigentlich keine Sirene hört, weshalb die größere Schwester meint, man bräuchte sie nicht. An diesem Moment merkt man, dass die Autoren doch gute Herzschmerz-Geschichten erzählen können.

May bekommt endlich die College-Zulassung und müsste die Notrufzentrale verlassen, um ihr Studium zu beginnen. Das fällt auch mit der Folge um einen Angriff in die Basis der Telefonnisten und Telefonistinnen zusammen. Die erst kürzlich eingeführte Figur Claudette wird zur Stichwortkartenhalterin, muss den Cast verlassen, nur um weiter noch schnell eine der nächsten Geschichten abzufrühstücken.

«9-1-1» ist keine schlechte Serie, aber sie hätte durchaus das Potenzial, anständige Geschichten mit Tiefgang zu erzählen. Die von Ryan Murphy erdachte Serie ist nur noch eine Ansammlung von skurrilen Geschichten, von denen man am liebsten vier bis sechs Stück in 40 Minuten erzählen möchte. Charaktere fällen seltsame Entscheidungen, ihr Werdegang wird gar nicht hinterfragt. Es ist ein Sammelsurium von Action, Einsätzen und oberflächlichen Geschichten. Man hat fast das Gefühl, als müsse «9-1-1» den TikTok-Algorithmus übertreffen. Einen Fernsehpreis für das beste Buch wird «9-1-1» wohl nicht mehr erhalten.

«9-1-1» ist bei Disney+ verfügbar.

Kurz-URL: qmde.de/150829
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Es gibt 1 Kommentar zum Artikel
silvio.martin
26.04.2024 22:39 Uhr 1
Fremdscham pur. Wie kann man so einen Artikel veröffentlichen. Merkt ihr bzw. Du Fabian überhaupt noch etwas. Ich weiss, dass es weder Dich noch die Leser interessiert, welche Meinung ich habe, aber bei einem Artikel von solch einer miesen Qualität, muss ich meinen Senf einfach abgeben. Ein Artikel ohne jeglichen vernünftigen Aufbau, Struktur oder auch nur ansatzweise journalistischem Können, ist ein Armutszeugnis, für das angeblich immer noch führende Medienmagazin, zumindestens nach Deinen eigenen Worten vor eigenen Wochen. Da wären wir wieder bei den Fünftklässlern, die das besser auf die Reihe bekommen würden.



Da passt ein Zitat aus dem Artikel perfekt:



"...dass sich die Autoren für das, was sie geschrieben haben, wirklich an den Kopf langen müssen. "
emmanmays
07.09.2024 00:31 Uhr 2
Diese Serie ist die einzige, die ich jemals gesehen habe und die so viel Action hat

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