Eigentlich ist das seit 1994 ausgestrahlte Boulevardmagazin «Brisant» eine feste Bank im Programm des Ersten Deutschen Fernsehens. Auf dem langjährig angestammten Programmplatz um 17:15 Uhr holte die vom MDR verantwortete Sendung zuletzt Durchschnittswerte von 12 Prozent beim Gesamtpublikum. Im Zuge von Umstrukturierungen im Daytime-Line-Up «des Ersten» entschieden sich die Programmplanenden nun allerdings (probeweise) dazu, das alteingesessene Sendemuster aufzubrechen und Brisant auf den Slot um 16:15 Uhr vorzuverlegen. Vermutlich erhoffen sie sich dadurch einen Audienceflow mit dem Lifestyleformat «Leben.Live!», welches momentan ebenfalls als Testballon gesendet wird – ein Vorhaben das bisher nach hinten losgegangen ist.
Das zeigte sich auch gleich zu Beginn dieser Sendewoche am Montag eben um 16:15 Uhr. Mit einer Zuschauerzahl von 0,71 Millionen und dürftigen 7,7 Prozent krachte man gleich mal in den sonst ungewohnten einstelligen Bereich. Bei den 14-49-Jährigen sah es noch ein ganzes Stück schlechter aus – hier wurden 0,06 Millionen und schlechte 4,6 Prozent ermittelt. Es blieb folglich eine interessante Frage, ob in den nächsten Tagen eine Steigerung der Ergebnisse möglich sein würde, wenn sich der Sendeplatzwechsel vielleicht zunehmend herumgesprochen hat.
Tatsächlich war am nächsten Tag ein Zuwachs zu beobachten, der sich mit Bezug zur reinen Reichweite aber auf überschaubarem Niveau hielt. So bedeuteten die 0,79 Millionen Zuschauenden lediglich einen Zugewinn von 0,08 Millionen. Wohl unter anderem auch, weil zu dieser Zeit die Fernsehnutzung insgesamt noch nicht so hoch ist, reichte diese Steigerung aber für einen deutlichen Marktanteilssprung auf immerhin halbwegs akzeptable 8,7 Prozent. In der jüngeren Zuschauergruppe dümpelte man in einer Range von 0,05 Millionen und klar unterdurchschnittlichen 4,2 Prozent herum.
Am darauffolgenden Mittwoch, den 12. Juni, sollte sich herausstellen, ob der leichte Aufwärtsdrall beim Gesamtpublikum vom Dienstag vielleicht doch der Auftakt zu einer ‚Langsam ernährt sich das Eichhörnchen‘-Bewegung gewesen sein könnte. Es zeigte sich, dass diese Hoffnung jedoch (vorerst) enttäuscht blieb. Schließlich entwickelte sich das Publikumsinteresse eher in die entgegengesetzte Richtung und brachte eine verschlechterte Gesamtreichweite von 0,59 Millionen zu Tage, die den Quotenwert mit 6,4 Prozent auf den bisher schlechtesten der Woche abstürzen ließ. Diese Negativtendenz bildete sich auch bei den 14-49-Jährigen ab, bei denen das Magazin von einer unbefriedigenden Zone nun in eine katastrophale abglitt: Nur noch 0,02 Millionen sowie ganz mickrige 1,2 Prozent standen zu Buche.
Linderung verschaffte der Tag darauf nicht wirklich, viel mehr wiederholte sich die grausige Ausbeute bei den Jüngeren Zuschauenden, wo erneut 0,02 Millionen zu tiefroten 1,9 Prozent Marktanteil führten. Auch beim Gesamtpublikum sah es mit 0,54 Millionen und 6,7 Prozent kaum besser aus als am Vortag. Genau den selben Wert - also 6,7 Prozent - holte man beim Gesamtpublikum dann auch zum Wochenabschluss am Freitag, die Reichweite stieg dabei zumindest leicht auf 0,67 Millionen. In der jüngeren Altersklasse bewegte sich die Sendung zudem nicht mehr auf einem ganz so jämmerlichen Niveau wie vorher - 0,08 Millionen Interessierte verbesserten den Marktanteil klar auf 5,7 Prozent, die freilich weiterhin ein ganzes Stück unter Senderschnitt liegen.
Es wird sich zeigen, ob «Brisant» seinen Zulauf auf dem neuen Sendeplatz steigern wird können, wenn dieser sich herumgesprochen und in den Köpfen der Menschen festgesetzt hat. Die Frage ist jedoch auch, ob Teile der bisher erreichten Leute zu dieser Tageszeit überhaupt zugänglich sind, weil sie sich beispielsweise noch auf der Arbeit befinden. Nicht umsonst ist der Programmplatz um 17:00 Uhr (bspw. auch durch «Taff») ein etablierter, um unter anderem auch ein Publikum abzuholen, das nach einem Arbeitstag nach seichtem bis eskapistischem Infotainment sucht, was ja auch «Brisant» erfüllt. Fest steht auf jeden Fall, dass der Move, den Boulevard-Dauerbrenner auf 16:15 Uhr zu verschieben, sei es um ihn an «Leben.Live!» anzudocken, sei es um Quizshows wie «Gefragt, gejagt» am späteren Vorabend mehr Fläche zu geben, bisher zum Nachteil der MDR-Produktion ausgefallen ist. Die größtenteils unterirdische Performance des Vorprogramms führt aktuell eher dazu, das Boulevardmagazin mitherunterzuziehen.
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