Manchmal schaffen es Filme, allein durch ihre Absurdität und visuelle Überforderung, eine fast schon unfreiwillige Kultstatus-Atmosphäre zu erzeugen. Ein solcher Kandidat ist zweifelsohne «Die Abenteuer von Sharkboy und Lavagirl in 3-D» (2005) – ein Fantasy-Film, der sich mit seinem surrealen Plot, schrillen Charakteren und billigen Effekten in die Untiefen des Grauens katapultiert hat.
Die Handlung folgt Max, einem Jungen, der sich in seine Traumwelt flüchtet, um seiner tristen Realität zu entkommen. Dort erfindet er zwei Heldenfiguren: Sharkboy, einen Jungen, der von Haien aufgezogen wurde und mit ihren Kräften ausgestattet ist, und Lavagirl, ein Mädchen mit einer heißen, vulkanischen Kraft. Diese Fantasiewesen sollen den eher unsicheren und introvertierten Max begleiten und ihm helfen, seine Probleme in der echten Welt zu bewältigen. Die Handlung nimmt jedoch eine Wendung, als Sharkboy und Lavagirl in Max‘ reales Leben treten und ihn bitten, ihnen in seine Traumwelt zu folgen, um einen finsteren Bösewicht namens Mr. Electric zu besiegen.
Sharkboy und Lavagirl sind prototypische Cartoon-Helden: der eine wild und animalisch, die andere feurig und impulsiv. Sie verkörpern eine bunte, chaotische Mischung, die vor allem für junge Zuschauer reizvoll wirken soll. Allerdings erscheint die Charakterzeichnung trotz der Fantasieelemente seltsam platt, die Figuren bieten wenig Tiefe. Die Darstellungen von Taylor Lautner (Sharkboy) und Taylor Dooley (Lavagirl) bleiben oberflächlich, was teils den reduzierten Dialogen und dem sehr ausdrucksstarken, aber übertriebenen Schauspiel zuzuschreiben ist.
Regisseur Robert Rodriguez setzte auf visuelle Effekte, um das Traumland „Planet Drool“ zum Leben zu erwecken – mit gemischtem Erfolg. Das Hauptproblem ist die optische Umsetzung, die zwar kindliche Kreativität widerspiegelt, aber wie eine unüberlegte Collage wirkt. Der Film war einer der ersten seiner Art, der massiv auf 3-D setzte. Leider altern die Effekte schlecht und wirken heutzutage wie ein chaotischer Computerspiel-Albtraum der frühen 2000er. Objekte und Hintergründe sind in neonfarbenen Tönen gestaltet, die den Zuschauer eher verwirren als faszinieren. Die damals als innovativ angepriesene 3-D-Technik wird zum Feind des Auges und kann bestenfalls noch als skurriler Zeitgeist verstanden werden.
Das Drehbuch, mitgeschrieben von Rodriguez’ damals siebenjährigem Sohn, versucht kindliche Fantasie darzustellen – ein Ansatz, der prinzipiell erfrischend wirken könnte. Doch der Versuch, Fantasie und Handlung zusammenzuführen, wird zunehmend inkohärent. Was als Abenteuerreise in einem fantasievollen, kinderfreundlichen Universum gedacht war, kippt durch die absurde Logik und schlecht strukturierte Handlung ins Unverständliche. Die Dialoge sind holprig und oft zu naiv, selbst für die angestrebte Altersgruppe.
Rodriguez scheint sich bewusst gewesen zu sein, dass dies ein Film für Kinder ist, doch an vielen Stellen wirkt das Ganze mehr wie ein improvisierter Fiebertraum, ohne klare Struktur. Szenen erscheinen sprunghaft, Handlungsstränge verlaufen ins Leere und Charaktere wechseln scheinbar grundlos ihre Motivationen und Eigenschaften.
Die musikalische Untermalung folgt dem überdrehten Ton des Films. Bunt gemischte Musikstücke untermalen die Szenen auf eine Weise, die weder Spannung noch Emotion aufbauen kann. Stattdessen werden die hektischen und schrillen Momente durch eine chaotische Klangkulisse verstärkt, was das Erlebnis nur weiter ins Absurde treibt.
Bei seiner Veröffentlichung war «Die Abenteuer von Sharkboy und Lavagirl in 3-D» kein Kassenschlager, was nicht zuletzt an den durchwachsenen bis negativen Kritiken lag. Kritiker bemängelten die schwachen Effekte, das wirre Drehbuch und die flachen Charaktere. Auch das versprochene 3-D-Erlebnis wurde weitgehend als überflüssig und eher störend empfunden. Über die Jahre hat der Film jedoch eine Art Nischenpublikum gewonnen. Einige Fans schätzen den Film für seine hemmungslose Fantasie und seine nostalgische Ästhetik der 2000er. Für viele andere bleibt es jedoch ein Beispiel dafür, wie übermäßige Ambitionen und schlecht durchdachte Konzepte zu einem missglückten Gesamterlebnis führen können.
Obwohl der Film auf den ersten Blick wie ein harmloses Kinderabenteuer wirkt, bleibt er als eines der eindrucksvolleren Beispiele dafür in Erinnerung, wie Fantasy und 3-D-Effekte falsch umgesetzt werden können. «Die Abenteuer von Sharkboy und Lavagirl in 3-D» ist eine bizarre Mischung aus schrägen Ideen, visuellen Verirrungen und überladenen Dialogen – ein Film, der durch seine Inkohärenz und seinen chaotischen Stil unabsichtlich gruselig wirkt. Für ein erwachsenes Publikum ist der Film nahezu unfreiwillig komisch und kann mit einer gewissen Nostalgie betrachtet werden. Für die jüngeren Zuschauer jedoch, die das eigentliche Zielpublikum waren, bleibt es wohl ein schwer zu verarbeitender Überfluss an Farben und Formen.
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