Interview

Maria Ehrich: ‚Ich habe noch nie so viel am Set gelacht‘

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In diesem ZDF-Spielfilm verkörpert Ehrich eine Wissenschaftlerin, die auf der Wintersonnenwende-Party einen faszinierenden Mann kennen lernt. Der Film verbinde Probleme mit Liebe, so die Schauspielerin.

Hallo Frau Ehrich. Welche Weihnachtsgeschichte bringen Sie dem ZDF-Zuschauer bei «Stille Nacht, rauhe Nacht» mit?
In unserem Film geht es um die sehr rationale Klimaforscherin Liane, die mit dem (für sie) schlimmsten Weihnachten aller Zeiten konfrontiert wird und am Ende nicht nur neues Vertrauen in sich selbst, sondern auch in die Menschen um sich herum findet. Wissenschaft trifft auf Esoterik und verwebt alten Glauben mit gegenwärtigen Ängsten. Es ist ein Film fürs Herz, aber auch für den gesunden Menschenverstand.

Liane ist eine rational denkende Wissenschaftlerin, die mit spirituellen Bräuchen konfrontiert wird. Was hat Sie an dieser Rolle besonders gereizt?
Ich fand es ganz toll, endlich mal eine Figur in einem Weihnachtsfilm zu entdecken, die, obwohl sie am Ende doch ihr Weihnachtswunder bekommt, nicht ihre Werte und ihren Charakter völlig vergisst. Es wird nicht einfach über alle Probleme drüber gewalzt, nur damit es am Ende ein Happy End gibt. Und ich fand es toll, dass mal nicht die Liebesgeschichte im Mittelpunkt steht, sondern die Beziehung zu ganz vielen unterschiedlichen Menschen und auch die zu sich selbst.

Die Rauhnächte spielen eine zentrale Rolle im Film. Haben Sie selbst Erfahrungen mit diesen alten Bräuchen oder waren sie für Sie Neuland?
Ich kannte schon einige Bräuche, die in der Zeit der Rauhnächte wichtig sind. Die zwölf Wünsche aufschreiben, zum Beispiel. Ich glaube dieses Jahr werde ich sie auch mal wieder praktizieren.

Liane und Mani sind zwei sehr unterschiedliche Charaktere. Wie haben Sie die Chemie zwischen einer wissenschaftlich orientierten Frau und einem spirituell veranlagten Mann erlebt?
Zwischen Benito Bause und mir hat es zum Glück sofort klick gemacht, aber es war schauspielerisch trotzdem eine Herausforderung, das richtige Tempo zwischen unseren beiden Figuren zu finden. Dialoge haben oft einen Rhythmus, den man normalerweise leicht herausfindet, aber bei Mani und Liane ist einer besonnen und langsam und die andere schnell und pausenlos am Reden. Wir haben oft gelacht, weil wir uns nicht vorstellen konnten, dass das wirklich funktioniert, was wir da spielen. Aber siehe da - das Vertrauen in unsere Regisseurin Sophie Averkamp hat sich ausgezahlt.

In «Stille Nacht, raue Nacht» geht es nicht nur um Weihnachten, sondern auch um Selbstfindung und Lebensentscheidungen. Wie haben Sie die inneren Konflikte von Liane dargestellt?
Mit so viel Wahrhaftigkeit wie möglich. Ich kann Lianes Ängste sehr gut nachvollziehen, weil ich sie zu einem gewissen Grad auch in mir selbst spüre. Die Zukunft ist für alle Menschen ungewiss, aber wir leben in einer Zeit, in der so viele Dinge auf Messers Schneide stehen, dass die Verzweiflung darüber oft nicht fern ist. Den letzten Funken Hoffnung aufzugeben, würde aber bedeuten, schlichtweg die ganze Welt aufzugeben. Ich wollte, dass Liane diesen Funken Hoffnung trotz allem behält, weil wir Menschen wie sie dringend brauchen.

Die Beziehung zwischen Liane und Phillip steht im Film vor großen Herausforderungen. Was können Zuschauer aus dieser Situation für ihr eigenes Leben mitnehmen?
Ich glaube, das Wegwerfen von Dingen lässt sich auch auf das Wegwerfen von Leuten übertragen. Unsere Leben sind schnell, zu schnell sogar. Wenn etwas kaputt ist, wird es häufig nicht repariert und das ist, vor allem wenn es um Menschen geht, die wir eigentlich lieben, herzzerreißend. Liane und Phillip sind eine Einheit und sie ergänzen sich sehr gut. Der Konflikt musste stattfinden, damit die beiden wieder näher zusammenwachsen konnten. Nicht jede Beziehung ist für die Ewigkeit, aber nicht jede ist beim ersten Hindernis direkt bereit für die Tonne.

Die Rauhnächte gelten als mystische Zeit des Übergangs. Wie haben diese besonderen Nächte die Atmosphäre und Erzählweise des Films beeinflusst?
Ich finde, der Film ist ein Tauziehen zwischen Lianes Rationalität und den Rauhnächten, die ihre ganz eigene Magie mitbringen. Die beiden Kräfte sind oft gleich stark und statt dass eine vollends nachgibt, verbinden sie sich irgendwann und lassen die Zuschauer mit den Füßen auf dem Boden, aber dem Kopf in den Wolken zurück. Der Zauber sollte immer wieder latent (oder auch mal in Form eines riesigen Sturmes) im Alltag der Figuren eingefügt werden. So, dass man irgendwann in Frage stellt, was nun wahr ist und was ja gar nicht wahr sein kann. Oder vielleicht doch?

Der Film thematisiert unterschiedliche Vorstellungen von Familie und Zukunftsplanung. Wie war es für Sie, in einer Rolle zu sein, die in diesen Konflikt gerät?
All die Fragen, die Liane sich gestellt hat, habe ich mir auch gestellt, bevor ich mich für ein Kind entschieden habe. Ich konnte mich also sehr gut in sie hineinversetzen. Obwohl ich in meiner persönlichen Entscheidung da also schon weiter bin, war es irgendwie auch sehr heilsam, diesen Gefühlen mal ganz und gar nachzugeben. Ich bin außerdem auch sehr stolz, dieser ja doch großen Schulterwahl, mit der sich sehr viele Menschen in meiner und den nachfolgenden Generationen beschäftigen müssen, in dieser Produktion Raum geben zu können. Ich bekomme Nachrichten von Zuschauern, die mir sagen, dass sie sich bei unserem Film endlich in ihrer Sorge gesehen fühlen. Das berührt mich sehr.

«Stille Nacht, raue Nacht» spielt zur Weihnachtszeit, einer Zeit voller Traditionen und Emotionen. Wie haben Sie sich auf die weihnachtliche Stimmung im Film vorbereitet?
Ich habe versucht, sie vollkommen zu ignorieren. Das war für mich in meiner Figur auch die einzig richtige Herangehensweise. Ich hatte Hoffnung, irgendwo ein grummeliges "Humbug!" unterbringen zu können, weil Liane, vor allem am Anfang, ein richtiger Weihnachts-Griesgram ist.

Wie war die Zusammenarbeit mit Ihren Schauspielkollegen, insbesondere mit Benito Bause als Mani und April Hailer als Phillips Mutter?
Meine Kolleginnen und Kollegen waren wirklich ALLE das schönste Geschenk, was man mir hätte machen können. Es war wie ein Fiebertraum. Wir hatten den größten Spaß und die wunderschönsten gemeinsamen Momente am Set. Vor allem die Nachtdrehs (von denen wir, wie der Titel unschwer erkennen lässt, viele hatten), haben mit Regen- und Windmaschinen den völligen Irrsinn bei uns losgetreten. Ich glaube, ich habe noch nie so viel am Set gelacht. Mit dieser Truppe würde ich eine Wüste durchqueren.

Was hoffen Sie, dass die Zuschauer aus «Stille Nacht, raue Nacht» mitnehmen, sowohl in Bezug auf die Feiertage als auch auf die Themen des Films?
Menschlichkeit; einander wirklich sehen und verstehen lernen; und eine Mischung aus Zuversicht und Mut. Das fänd ich toll.

Vielen Dank!

«Stille Nacht, raue Nacht» ist am Sonntag, den 1. Dezember 2024, um 20.15 Uhr zu sehen. Der Film ist bereits in der ZDFmediathek abrufbar.

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