Filme des Grauens

«New Year's Eve»

von

Ein Silvesterfilm voller verpasster Chancen, weil Filmemacher das alte Konzept neu aufwärmen.

Silvester – ein Fest der Hoffnungen, der Neuanfänge und der großen Träume. Doch was passiert, wenn ein Film genau das Gegenteil liefert? «New Year's Eve» (2011) versprach eine glamouröse Feier, landete jedoch eher als Katerstimmung bei Publikum und Kritikern. Trotz seiner Starbesetzung und großem Budget gilt der Film als Paradebeispiel dafür, wie man das Potenzial eines Ensemblespektakels verspielt.

«New Year's Eve»" folgt dem gleichen Konzept wie sein Vorgänger «Valentine's Day» (2010): ein Ensemble aus Stars in mehreren lose miteinander verbundenen Geschichten, die sich um ein zentrales Thema drehen – hier Silvester in New York City. Wir begleiten:
- Claire (Hilary Swank), die für den berühmten Ball Drop am Times Square verantwortlich ist.
- Randy (Ashton Kutcher), der Silvester hasst, aber im Fahrstuhl mit der optimistischen Elise (Lea Michele) stecken bleibt.
- Paul (Zac Efron), der Ingrid (Michelle Pfeiffer) hilft, ihre Neujahrsvorsätze zu erfüllen.
- Stan (Robert De Niro), einen todkranken Mann, der den Jahreswechsel erleben möchte.
- Kim (Sarah Jessica Parker), die sich um ihre Tochter kümmert, die heimlich zur Party ihres Schwarms will.

Die Geschichten sind oberflächlich miteinander verwoben, treffen aber nie eine echte emotionale Tiefe. Der Versuch, mehrere Handlungen gleichzeitig zu erzählen, führt dazu, dass keine wirklich ausgearbeitet wird. Die Charaktere bleiben blass, und ihre Konflikte wirken konstruiert und oft klischeehaft. Die Geschichten sollen miteinander verbunden sein, aber die Verknüpfungen sind meist oberflächlich und gezwungen.

Fast jeder Handlungsstrang strotzt vor Klischees: Die verpasste Liebe, die großen Neujahrsvorsätze, die heile Familie – alles wird in seichtem Hollywood-Kitsch ertränkt. Kritiker bemängelten, dass der Film den Zuschauern weder Überraschungen noch echtes Drama bietet. Mit einem Cast, zu dem Größen wie Robert De Niro, Halle Berry und Michelle Pfeiffer gehören, hätte man Meisterwerke schaffen können. Doch die Stars spielen entweder eindimensionale Rollen oder verschwinden in Nebensächlichkeiten. Zac Efron und Michelle Pfeiffer sind eines der wenigen Paare, das noch etwas Charme versprüht – aber das reicht nicht, um den Film zu retten. Das Drehbuch von Katherine Fugate wurde als uninspiriert und banal kritisiert. Regisseur Garry Marshall (bekannt durch «Pretty Woman») konnte die Mängel nicht ausgleichen und lieferte eine routinierte, aber seelenlose Inszenierung.

Die Rezensionen waren vernichtend. Mit nur 7 Prozent auf Rotten Tomatoes und einer durchschnittlichen Bewertung von 3,2/10 wurde «New Year's Eve» regelrecht zerrissen. „The Guardian“ schrieb: „Ein uninspiriertes Chaos aus Klischees und schlechten Dialogen.“ Die Seite „Roger Ebert“: „Ein Film, der auf der Hülle besser aussieht als auf der Leinwand.“ Selbst der liberale Rolling Stone meint, der Film hätte keinen Geschmack. Auch das Publikum war enttäuscht. Viele kritisierten, dass der Film weder lustig noch romantisch ist und sich stattdessen wie eine uninspirierte Marketingstrategie anfühlt.

Trotz der schlechten Kritiken war der Film kommerziell erfolgreich – zumindest oberflächlich betrachtet. Mit einem Budget von 56 Millionen Dollar spielte er weltweit rund 142 Millionen Dollar ein. Doch im Vergleich zu seinem Vorgänger «Valentine's Day» (215 Millionen Dollar weltweit) blieb er deutlich hinter den Erwartungen zurück. Auch im Heimkino-Segment war der Erfolg eher mäßig.

Regisseur Garry Marshall blieb bei seinem Erfolgsrezept von Ensemble-Romanzen. Sein letzter Film war «Mother's Day» (2016), der ebenfalls ähnlich schlecht bewertet wurde. Er verstarb im selben Jahr. Katherine Fugate, die das Drehbuch schrieb, hat sich seitdem weitgehend aus der Filmwelt zurückgezogen. Ihre letzten Arbeiten waren Drehbücher für TV-Produktionen.

Die Schauspieler konnten sich fangen. Robert De Niro kehrte zu anspruchsvolleren Rollen wie in «The Irishman» zurück. Michelle Pfeiffer konnte mit Filmen wie «Ant-Man and the Wasp» ihr Comeback feiern. Ashton Kutcher zog sich weitgehend aus dem Filmgeschäft zurück und konzentriert sich auf seine Investitionen. Zac Efron und Lea Michele setzten ihre Karrieren erfolgreich fort, insbesondere im Musical- und TV-Bereich.

«New Year's Eve» ist nicht nur ein schlechter Film – er ist eine Lektion darüber, was passiert, wenn man Form über Inhalt stellt. Trotz Starbesetzung und großem Budget scheiterte er daran, sein Publikum zu berühren oder zu unterhalten. Für alle, die einen unvergesslichen Silvesterfilm suchen, ist dieser definitiv kein Grund zum Feiern.

Kurz-URL: qmde.de/156987
Finde ich...
super
schade
Teile ich auf...
Kontakt
vorheriger ArtikelGelungene Woche für die «Tagesschau»nächster Artikel«Inga Lindström – Sag einfach ja!»: Kein Geld für „Atmosphäre“
Schreibe den ersten Kommentar zum Artikel

Optionen

Drucken Merken Leserbrief




E-Mail:

Quotenletter   Mo-Fr, 10 Uhr

Abendausgabe   Mo-Fr, 16 Uhr

Datenschutz-Info

Letzte Meldungen

Werbung

Mehr aus diesem Ressort


Jobs » Vollzeit, Teilzeit, Praktika


Surftipp


Surftipps


Werbung