«Weisheiten»: Der Ball rollt wieder

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Endlich hat die Freizeit wieder einen Sinn – seit gut einem Monat rollt der Ball wieder. Und seit dieser Woche auch auf höchstem europäischen Niveau. A propos Niveau: Auf welchem Niveau berichten denn die übertragenden Sender? Und da muss gesagt werden: Premiere bleibt das non plus ultra in der Fußballübertragung.



Das dürfte auch nicht verwunderlich sein – schließlich bringt das Premiere-Team 15-jährige Erfahrung mit. Dass DFL-Chef Seifert schon wenige Tage nach Ligastart verkündete, keinen Qualitätsverlust bei arena festgestellt zu haben, ist nett von ihm. Sehr nett. Sollte er das allerdings wirklich glauben, läuft bei ihm etwas schief. Natürlich reicht arena nicht an die Übertragungen von Premiere ran, wie denn auch? Ein Sender, den es erst seit einem Dreivierteljahr gibt, kann doch mit einem Urgestein nicht mithalten. Oder kennen Sie einen Erstklässler, der mal eben die Matheaufgaben seines 17-jährigen Bruders macht…



Nur um soviel zu sagen: arena ist keinesfalls ein Erstklässler, steht aber auch nicht kurz vor dem Abitur – bis dahin sind es noch ein paar Schritte. Unbedingt positiv ist anzumerken, dass arena zumindest in der ersten Riege wirklich prominente Moderatoren und Kommentatoren gewinnen konnte. Mit Oliver Welke an forderster Front moderiert eines der glaubwürdigsten Gesichter im Fußball-Geschäft und Werner Hansch ist ein Genuß für alle Fans. Schade nur, dass er hauptsächlich im Westen Deutschlands unterwegs ist. Dass alle ehemaligen Premiere-Mitarbeiter ebenfalls eine Klasse für sich sind, steht außer Frage. Bleibt noch die Personalie Günther Koch, die vor allem beim Spiel Bayern – Nürnberg den Zorn der Fans auf sich zog: Koch wird auch weiterhin polarisieren – und das ist gut so. Koch lebt den Fußball und für viele Radiohörer ist Koch auch der Fußball.



Und auch ihm sollte man zugestehen, dass er sich eingewöhnt, schließlich ist Radio nicht gleich Fernsehen. In zwei, drei Monaten wird Koch nicht mehr versuchen, dass Gesehene in weitere Bilder zu packen, wie es im Radio nötig ist. Was ihm allerdings nicht mehr passieren darf, sind inhaltliche Fehler: Das Verwechseln von Spielern, das Herausgeben von völlig falschen Prognosen und: Ein Kommentator darf nicht parteiisch sein – Karten fordern, nur weil einer „seiner“ Clubberer gefoult wurde und wenige Sekunden später, wenn eben dieser Clubberer der Übeltäter eines Ellbogenchecks ist, lapidar abwinken und meinen: Das war nix…



Ebenso eine wirkliche Verbesserung ist die neue Konferenz mit Splitscreenverfahren – nie war man schneller bei einem Tor – nie war eine Konferenz packender. Ohnehin macht die Sendung Spaß, wenn man sich die ganze Zeit auf dem Konferenzfeed aufhält. Dass das mobile Studio mehr hermacht, als eine kleine Loge im Stadio, ist selbstredend. Doch auch dieses hat eine negative Seite – die Berichterstattung wirkt zuweilen etwas weit weg vom eigentlichen Spielgeschehen.



Das größte Manko, welches arena momentan noch hat, ist wohl die größte Stärke von Premiere: Dort sind die Großen zu Gast: Hitzfeld, Beckenbauer, Rummenigge, Sammer – um nur einige zu nennen. Bei arena wartete man am Samstag bislang vergeblich auf die berühmt berüchtigte Trainerrunde nach dem Topspiel. Ohnehin ist die Gästeliste am Samstag nicht lang. Hier sollte wirklich noch einmal nachgebessert werden. Vorschlag: Direkt nach dem Halbzeitpfiff der Spiele ins Studio schalten (arena wiederholte teilweise noch zwei Minuten lang die besten Szenen - und das obwohl alle Spiele schon unterbrochen waren) und eine gute Halbzeitshow mit Talks liefern. Und auch die ausführliche Trainerrunde am Ende des Spieltags sollte möglich sein, schließlich steht der arena-Dome nur einen Steinwurf entfernt vom Stadion.



Wer die Champions League bei Premiere verfolgt hat, wurde sicherlich reichlich mit Stimmen versorgt. Irgendwie waren sie alle da: Mark van Bommel im «Champions TV» bei DSF, Ballack, Lehmann, Schaf, Doll, Rensing und Magath bei Premiere. Das „Who is Who“ zu Gast bei Premiere. Und noch eine andere Sendung feierte am Dienstag ihre Premiere. Das vom Abo-Sender produzierte Champions League-Programm im DSF. Und das ist wohl das Beste, was das Free-TV in der vergangenen Zeit gesehen hat. Für Free-TV-Verhältnisse wenig Werbung und kompetente Berichterstattung: Man muss nur die Namen erwähnen – Sebastian Hellmann, Ottmar Hitzfeld und allen voran Marcel Reif.



Alles in allem: Punktsieg für Premiere – in einem unfairen Duell. Denn: Was arena in der kurzen Zeit auf die Beine gestellt hat, ist sensationell. Deswegen bin ich überzeugt, dass die Übertragungen bereits in der Rückrunde der Bundesligasaison wirklich mit Premiere mithalten können.


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