Der Blick auf die beliebtesten Serien der jungen Deutschen verrät es: Ganz vorne liegen nicht etwa «Im Namen des Gesetzes» oder «Die Familienanwältin». Nein, das Schlagwort der Szene lautet "USA". Derzeit erleben Produktionen aus den Vereinigten Staaten ein fulminantes Comeback, das offenbar noch längst nicht zu Ende ist - schenkt man jedenfalls den Einschaltquoten Glauben.
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Doch auch Sat.1 feierte inzwischen Erfolge, der Donnerstag wurde nach dem Aus von «Für alle Fälle Stefanie» zum Prunkstück, was eben nicht nur an der «Schillerstraße», sondern eben auch an «Navy CIS» lag. Mittlerweile hat die Krimiserie am Sonntag gemeinsam mit «Criminal Minds» eine Heimat gefunden und der Donnerstag ist weitgehend ein Trümmerfeld - mit leichter Tendenz nach oben. Gerade das Beispiel Sat.1 zeigt aber auch, dass US-Serien nicht immerhin ein Allheilmittel sind. «Without a Trace», «Navy CIS» und «Numb3rs» holten erwartungsgemäß nur magere Quoten, der Erfolg blieb bislang aus.
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Schon lange musste man hierzulande auf einen eigenproduzierten Serien-Neustart bei RTL warten. Zu groß war die Angst, mit einer neuen Serie ähnlich grandios zu scheitern wie mit hochklassigen Formaten á la «Die Sitte» oder «Abschnitt 40». Kaum eine Serie aus Deutschland schaffte es in den letzten Monaten in die deutschen Wohnzimmer. Ausnahmen sind da wohl nur öffentlich-rechtliche Produktionen und «Alarm für Cobra 11». Nun steht also viel auf dem Spiel: Gelingt es RTL endlich wieder, eine erfolgreiche Eigenproduktion etablieren zu können, die – wenn überhaupt – nicht nur knapp über dem Senderschnitt liegt? Wünschenswert wäre es durchaus, zu sehr mussten die Sender in der letzten Zeit unter dem immensen Erfolg amerikanischer Waren leiden.
Den letzten Flop musste kürzlich erst die ProSieben-Serie «Verrückt nach Clara» kassieren. Im Gegenprogramm lief – na klar – «CSI» bei RTL mit mehr als 25 Prozent Marktanteil in der wichtigen Zielgruppe. Produzent Nico Hofmann steht vor einem Rätsel: „Es ist für ihn ein "Phänomen, warum «CSI» geradezu beliebig erweiterbar ist und grundsätzlich Marktanteile jenseits der 25 Prozent holt, während wir mit unseren deutschen Programmen nicht einmal ansatzweise in Betrachtung kommen“, sagte er am Mittwoch in einem Interview.
Bei Sat.1 ist die Angst vor neuen Serien aus Deutschland ebenfalls groß: Nach spektakulären Flops verzichten die Berliner derzeit komplett auf eigene Serien im Programm, zeigen lediglich Wiederholungen vom «Bullen von Tölz». Erst, wenn RTL seine «Superstars» aus dem Mittwochsprogramm verbannt, wagt man sich mit «Allein unter Bauern» an ein neues Projekt. Vorerst hängt jedoch alles an «Post Mortem». Es geht nicht nur um „irgendeine Serie“, in gewisser Weise hängt vom Erfolg auch die Zukunft weiterer Produktionen ab. Wenn den Zuschauern «Post Mortem» nicht gefällt, stellt sich ernsthaft die Frage, was das deutsche Publikum wirklich sehen möchte. Es wird ein spannender Tag für RTL. Am Freitagvormittag sind wir schlauer.
● Die Kritiker: «Post Mortem»