Seit heute morgen beraten die Intendanten der ARD-Sender und versuchen so auf einen gemeinsamen Nenner zu kommen. Den gibt es in Sachen Christiansen-Nachfolge noch immer nicht. Der WDR wünscht sich Frank Plasberg, der schon mehrfach für seinen WDR-Talk «Hart aber fair» ausgezeichnet wurde. Der NDR hingegen mag sich mit dem Gedanken, einem WDR-Gesicht den NDR-Sendeplatz zu überlassen, nicht richtig anfreunden. Deswegen soll es - geht es nach dem Willen des NDR - Anne Will richten, die derzeit noch bei den «Tagesthemen» Nachrichten verliest. Außenseiterchancen werden auch Sandra Maischberger eingeräumt.
Über die drei Konzepte, eines mit Will, eines mit Maischberger und eines mit Plasberg debattiert man derzeit in Frankfurt. Höchstwahrscheinlich morgen fällt dann eine Entscheidung. Doch diese ganzen Beratungen sind eigentlich überflüssig. Diese Diskussion würde es bei keinem anderen Fernsehsender geben. Dass Plasberg der Beste ist, weil am öftesten ausgezeichnet und mit viel Erfahrung versehen, steht außer Frage. Vielmehr ist es interessant, warum die ARD-Verantwortlichen nicht das naheliegendste der Welt machen? Den besten Kandidaten wählen und das, ohne lange herumzulaborieren.
Die Antwort ist ganz einfach: Jeder ist sich wohl selbst nahe. Während WDR und SWR (Peter Voß brachte Plasberg sofort nach Jauchs Rücktritt ins Spiel) für Plasberg sind, versucht der NDR wohl mit aller Macht seine Kandidaten Anne Will durchzudrücken. Versüßen könnte man dies den Kollegen von WDR und SWR mit dem Angebot einer Talkshow auf dem bisherigen «Maischberger»-Sendeplatz. Das wäre ein Kompromiss. Dennoch: Kompromisse sind nie die 1a-Lösung.
Würde es allen Beteiligten wirklich nur um das Wohl des Ersten Deutschen Fernsehens gehen – und nicht zu einem großen Teil auch um die Kuchenverteilung innerhalb des Verbundes – würde die heute angesetzte Beratung wohl schon zu Ende sein. Man darf nun gespannt sein, wer die Muskeln wie stark spielen lässt und welcher TV-Star deswegen unter die Räder kommt. Wirklich gewinnen kann bei diesem Spiel aber eigentlich niemand.