Schwerpunkt

US-Sender: Serienausstrahlung am Stück ist passé

von  |  Quelle: Variety
Die Networks legen verstärkt Wert auf eine geteilte Ausstrahlung. Serien wie «Heroes» sollen noch spannender werden.



Foto: NBC UniversalNBC schickte Ende September 2006 einen neuen Serienhoffnungsträger ins gnadenlose Quotenrenner: «Heroes». Nach elf ausgestrahlten Episoden ging die Serie, die besonders beim werbewirksamen Zielpublikum zum Renner wurde, in eine knapp sechswöchige Pause. Doch warum pausieren US-Networks überhaupt? Die Marketing-Kosten sind extrem hoch. Im Spätsommer 2006 musste «Heroes» als Neuling stark beworben werden. Nach der eingelegten Winterpause läuft die Marketingmaschine wieder auf Hochtouren. Denn das Comeback muss dem Fernsehvolk klar gemacht werden.



Der Grund für die Ausstrahlungsteilung von «Heroes», die beileibe nicht die einzige Serie ist, die nicht an einem Stück gesendet wird, erklärt sich durch eine Pausierung, die bei dieser Art von Cliffhanger-Dramaturgie durchstrukturierten Serie nötig ist. Laut der Sendermeinung gewinnen die Serials so weiter an Spannung. Die nötigen Twists, die das Publikum mittlerweile fordert und erwartet, geraten zu Dreh- und Angelpunkten.



Diese neue Sendemethode zwingt die Networks zum Überdenken ihrer kompletten Programmgestaltung und Marketingstrategien. Es genügt einfach nicht mehr die Zuschauer für die Premiere einer neuen Show, die meist im Herbst startet, zu gewinnen. Auch die Wintermonate und der Frühling wollen beworben werden. Diesen neuen Trend brachte FOX im Jahr 2006 mit der geteilten Ausstrahlung von «Prison Break» (Foto) auf. Auch ABC folgte dem Ruf und startete im Herbst mit sechs neuen «Lost»-Episoden. Dann war erst einmal Schluss. Keine Wiederholugen. «Lost» verschwand vom Bildschirm. Dann - im Februar - folgten die restlichen 16 Episoden der dritten Season. Im Hintergrund hat sich allerdings viel getan. Zum Beispiel wurde die Serie gestrafft, da nach sechs Staffel endgültig Schluss ist.








Das alte Ausstrahlungssystem hat scheinbar ausgedient, jedenfalls was die Serials betrifft. Wurden früher bei einer Serie die neuen Folgen im wechselseitigen Modus mit den Wiederholungen auf den Networks, was mit den Lizenzgebühren der Sender an die Produktionsstudios zusammenhängt, ausgestrahlt, nimmt aktuell die gesplittete Ausstrahlung zu.Foto: NBC Doch «Law & Order» (Foto) und Konsorten halten an dem alten Format weiter fest. Deren Wiederholungen holen auch in der zweiten Ausstrahlung noch respektable Quoten. Aber die so genannten Serials, die jede Woche auf den Geschehnissen der vorausgegangenen Episode aufbauen, erzielen in ihrer ersten oder zweiten Wiederholung miese Quoten. Mike Benson, Marketing-Macher bei ABC, kommentiert: „Es gibt viele Shows, die sich für Wiederholungen nicht eignen.“ Auch die kleinen Kabelsender folgen dem neuen Muster. «Entourage» auf HBO startete mit sechs Episoden, pausierte und kehrte nach einigen Monaten mit den restlichen Folgen der Season zurück.



Um die Zuschauer während der Ausstrahlungspause bei der Stange zu halten, gehen die Networks neue Wege. CBS setzt dabei auf das Internet und bastelte für die sendefreie «Jericho»-Zeit ein riesiges Web-Angebot für die Fans der Serie zusammen – Infos über bereits ausgestrahlten Folgen, Foren für Gerüchte und Kommentare sowie Teaser. NBC hält für «Heroes»-Neulinge alle bisherigen Folgen auf iTunes und NBC.com bereit. Auf seinen Schwestersendern – Scifi und Bravo – gibt es «Heroes»-Marathon-Nächte. Eine Partnerschaft mit dem Online-Videodienst Netflix wurde auch klargemacht. Für Mitglieder gibt es eine spezielle DVD, die eine Zusammenfassung aller bisherigen Folgen beinhaltet.



Der ABC-Mensch Benson verfolgt ähnliche Pläne: „Es geht mir nicht nur darum, die Serie überall zu senden. Wir müssen die Menschen an sie binden. Wir müssen sie hungrig machen. Sie müssen Lust auf mehr bekommen.“ Er ist der Meinung, dass das Fernsehen die Marketing-Ideen der Filmindustrie übernehmen solle. Video-Spiele, Zeitschriften, Bücher, DVD-Veröffentlichungen – ähnlich dem Franchise von Blockbustern wie «Star Wars» und «Spider Man».



Zurück zu «Heroes»: Der Produzent und Schöpfer Tim Kring der Serie empfindet die Ausstrahlungsteilung als Segen. Da er bereits vor der Ausstrahlung der ersten Season wusste, dass sie in drei Teilen erfolgen würde, konnte er diese Information für seinen kreativen Schreibprozess nutzen. „Es ist eine großartige Chance. So kann ich der Serie die typische Drei-Akt-Struktur eines Drehbuchs verpassen. Ich hoffe, dass dieses Sendeformat weiter genutzt wird. Es ist sehr hilfreich.“



Ob der aktuelle Trend in Zukunft fortgesetzt wird, bleibt fraglich. Benson sorgt sich beispielsweise um das jüngere Publikum. Während der Pausierung einer Show könnten sich die jüngeren Zuschauer schnell einer anderen Show zuwenden und mit dem bisherigen Liebling brechen. Und das Marketing einer Show macht nicht immer deren Erfolg aus. Preston Beckman, Programmgestalter bei FOX, warnt: „Man muss einen guten Plan haben wie die Show in die Pause geht und wie sie wieder zurückkommt. Ein guter Cliffhanger und eine gute Auflösung sind wichtig.“ Sonst verlasse der Zuschauer die Serie.

Kurz-URL: qmde.de/18758
Teile ich auf...
Kontakt
vorheriger ArtikelPrimetime-Check: Sonntag, 11. Februar 2007nächster Artikel«ProSieben Fight Night»: Auch Pocher ist am Ring
Weitere Neuigkeiten

Optionen

Drucken Merken Leserbrief




E-Mail:

Quotenletter   Mo-Fr, 10 Uhr

Abendausgabe   Mo-Fr, 16 Uhr

Datenschutz-Info

Letzte Meldungen

Werbung

Mehr aus diesem Ressort


Jobs » Vollzeit, Teilzeit, Praktika


Surftipp


Surftipps


Werbung