"Es war eine richtige Entscheidung, dass wir uns vom 12-Uhr-Sendeplatz getrennt haben." Seit gut einem Jahr moderiert Mareile Höppner das Magazin «Sat.1 am Mittag». Mit Quotenmeter.de sprach sie über die inhaltlichen Veränderungen der Sendung, die letztlich dazu führten, dass das Format ein Erfolg wurde.
Frau Höppner, umschreiben Sie Ihre Sendung «Sat.1 am Mittag» doch einmal mit drei Worten.
«Sat.1 am Mittag» ist informativ und persönlich. Das dritte Wort wäre dann „Service“.
Informativ, persönlich und Service – welches dieser drei Worte ist denn das wichtigste für die Sendung?
Ich glaube, es gibt da kein Wichtigstes. Alle drei zusammen sind wichtig für das Format.
Sie haben früher bei RTL das Regionalprogramm um 18 Uhr moderiert und wurden dann gefragt, ob Sie bei ProSieben nicht «Newstime» machen wollen. Mussten Sie da lange überlegen, bevor Sie zugesagt haben?
Nein, die Entscheidung ist mir eigentlich relativ leicht gefallen. Eine deutschlandweite Nachrichtensendung zu machen – das ist schon eine große und spannende Herausforderung.
Was sind Ihre Erinnerungen an die Zeit bei «Newstime»? Sie haben die Sendung die meiste Zeit über ja sogar mit Doppelmoderation präsentiert – etwas, das es in einer Hauptnachrichtensendung in Deutschland bis dato noch nicht gab.
Ich erinnere mich gern an die Zeit zurück. Es war wie gesagt sehr spannend. Und in der Tat haben wir mit der Doppelmoderation so etwas wie Neuland beschritten, mussten dann aber doch relativ bald feststellen, dass so etwas nicht immer ganz unproblematisch ist. In der Kürze der Zeit eine Doppelmoderation unterzubringen, war nicht immer einfach.
Im Januar 2006 sind Sie dann zu «Sat.1 am Mittag» gegangen. Anfangs waren die Quoten bei weitem nicht so gut wie heute. Waren Sie da enttäuscht?
Natürlich ist man da enttäuscht, weil wir im Vorfeld auch jede Menge Herzblut in dieses Format gesteckt haben. Umso mehr freuen wir uns aber heute, dass wir es geschafft haben, die Sendung so erfolgreich zu machen.
Wie erklären Sie sich den enormen Zuschauerzuwachs?
Wir haben hart an uns gearbeitet – und uns auch selbst gefunden. Auch die Zuschauer haben uns inzwischen gefunden. Das dauert immer eine kleine Zeit, ehe dann selbst der letzte Zuschauer eine neue Sendung entdeckt hat. Zuvor gab es ja nur die Informationen am Morgen und am Abend bei Sat.1 – ein Magazin am Mittag war vollkommen neu.
Wie gut hat es Ihnen getan, dass Sie nun nicht mehr gegen «Punkt 12» antreten müssen?
Das war wichtig. Es war eine richtige Entscheidung, dass wir uns vom 12-Uhr-Sendeplatz getrennt haben.
Wenn man sich eine der ersten Sendungen von «Sat.1 am Mittag» ansieht und heute bei Ihnen ´reinschaut, stellt man fest, dass sich die Sendungen deutlich unterscheiden. Worin liegt der Hauptunterschied Ihrer Meinung nach?
Wir haben an uns gearbeitet und Elemente weggenommen, von denen wir gemerkt haben, dass sie bei unseren Zuschauern am Mittag nicht so gut ankommen. So verzichten wir weitestgehend auf Talk-Elemente – das ist beispielsweise ein großer Unterschied. Wir setzen nun noch verstärkter auf Reportagen – das haben wir auch am Anfang schon gemacht – aber nun machen wir das in weitaus größerer Form. Sie sehen aber, dass sich unsere Justierungen ausgezahlt haben.
Sie haben nicht nur Talkelemente weggelassen, sondern auch alles, was im engeren Sinne mit dem Wort „Nachrichten“ zu tun hat. Will der Zuschauer um 11 Uhr nicht wissen, was in Berlin und den USA passiert?
Das ist nicht ganz richtig. Wir setzen die Themen auf unsere Art und Weise um. Nachrichtenthemen beschäftigen uns durchaus. Wir setzen aber auch bei diesen Dingen verstärkt auf Reportagen. Wenn es zum Beispiel um Umweltschutz und Klimawandel geht, dann fragen wir uns, was jeder einzelne dagegen machen kann und erläutern dies in einem Beitrag. Das ist sicherlich nicht der klassische Nachrichtenstil, aber es sind in jedem Fall die Themen, die Deutschland bewegen.
Um 11 Uhr schauen vor allem Hausfrauen und Schichtarbeiter fern. In wieweit ist das Programm also auch auf diese haushaltsführenden Frauen zugeschnitten?
Natürlich machen wir uns Gedanken, dass wir die Sendung möglichst genau auf unsere Zuschauer zuschneiden. Wir möchten doch, dass sie mit «Sat.1 am Mittag» zufrieden sind.
Ist «Sat.1 am Mittag» dann Hausfrauen-Fernsehen?
Nein, das denke ich nicht. Wir sind eine gute Mischung – bei uns kann sich die Hausfrau genauso wie jeder andere auch wohl fühlen.
Ursprünglich sollte «Sat.1 am Mittag» die Informationslücke zwischen 9 und 17 Uhr schließen. Der ist ja nun hinfällig, finden Sie es schlimm, dass Sat.1 tagsüber so wenig über aktuelle Dinge wie zum Beispiel Politik berichtet?
Ich würde das so nicht unterschreiben. Wir lassen unseren Zuschauer nicht informationslos im Raum stehen. Wir bringen dem Menschen die Themen auf einem etwas anderen Weg nahe, setzen bei unserer Berichterstattung eher auf Reportagen. Und wir sind eine Live-Sendung, können also jederzeit aktuell reagieren.
Welche Themen kommen derzeit beim Zuseher besonders gut an?
Service und Orientierung – das ist jedem wichtig, das geht Ihnen sicherlich auch so. Man will wissen, ob das Schund oder doch etwas Gutes ist, was man da gerade einkauft. Insofern sind das besonders die Themen, die dem Zuschauer wichtig sind.
Wie sieht denn Ihr Arbeitsalltag aus?
Der beginnt um sieben Uhr morgens mit dem ausführlichen Lesen diverser Zeitungen. Im Anschluss konferieren wir und dann fange ich an, meine Texte für die Moderation zu schreiben. Dabei stehe ich selbstverständlich immer im Kontakt mit den Kollegen und mit dem Chef vom Dienst. Wir fummeln da sozusagen unsere Sendung zusammen (lacht). Irgendwann gehe ich dann in die Maske – und bin dabei immer viel zu spät. Dann haben wir dort logischerweise viel zu wenig Zeit und ich bekomme Schimpfe von der Maskenbildnerin. Ich springe dann hinüber ins Studio und dort geht es meistens auch schon sehr bald los.
Nach der Sendung gibt es noch einmal eine Kritik zur gerade ausgestrahlten Sendung und am Nachmittag bereiten wir die Ausgabe für den kommenden Tag vor.
Sind Sie auch privat immer auf dem letzten Drücker da?
Wenn Sie sich mit mir verabreden, komme ich vielleicht fünf Minuten zu spät (lacht) – nein, keine Sorge, ganz so schlimm ist es auch nicht.
Sie waren ja – wir haben das schon thematisiert – lange Zeit Nachrichtenmoderatorin. Möchten Sie dorthin wieder zurück oder fühlen Sie jetzt jetzt im Boulevardbereich so wohl, dass Sie das gar nicht vermissen?
Ich bin aktuell sehr glücklich – es macht Spaß, bunte Themen, die in alle möglichen Richtungen gehen, anzumoderieren. Aber: Ich weiß auch nicht, was das Leben in einigen Monaten oder Jahren bieten wird.
Was konnten Sie bei «Sat.1 am Mittag» dazulernen?
Man lernt so wunderbar viel über Menschen, über deren Sorgen und Nöte, aber auch über das, wovon sie träumen und was sie glücklich macht. Im besten Fall können wir ihnen sogar helfen.
Von 5.30 Uhr bis 12 Uhr laufen bei Sat.1 mit einer Stunde Pause durchgehend Magazine. Zunächst das «Frühstücksfernsehen» und dann ab 11 Uhr Ihre Sendung. Wie sehr muss man aufpassen, dass man Themen nicht doppelt abarbeitet?
Es bieten sich glücklicherweise genügend Themen an. Beim «Frühstücksfernsehen» gibt es ganz viele Talkgäste – deswegen behindern wir uns da keineswegs. Im Gegenteil: Wir schließen den Morgen eher ab und geben weiter in den Tag. Das ist keine Konkurrenz, sondern eher eine gegenseitige Befruchtung. Und selbst wenn man mal die ein oder andere Geschichte gemeinsam macht: Auch das kann von Vorteil sein.
Stehen in der nächsten Zeit Veränderungen bei «Sat.1 am Mittag» an?
Wir denken immer über uns nach. Große Veränderungen wird es in naher Zukunft aber nicht geben.
Aber ein bisschen was?!
Wir sind in der Entwicklung – es eilt nichts. Hin und wieder passen wir einige Dinge den aktuellen Gegebenheiten an.
Es ist dennoch davon auszugehen, dass Sie sich vermehrt den Reportagen, die das Leben betreffen, widmen.
Das wird so bleiben, ja.
Haben Sie persönlich ein Ziel? «Wetten, dass…?» oder andere Sendungen?
(lacht) Ich bin eigentlich ein Mensch, der sich im Hier und Jetzt sehr wohl fühlt. Ich sage selten, dass ich gerne dies oder das machen würde. So wie es jetzt gerade läuft, bin ich glücklich. Aber natürlich weiß ich nicht, wo ich in zehn Jahren sein werde.
Welche Ihrer bisherigen Aufgaben, bei RTL, ProSieben oder Sat.1, hat am meisten Spaß gemacht oder die besten Eindrücke hinterlassen?
Ich habe jetzt schon eine verdammt gute Zeit.
Also ist Sat.1 das Highlight?
Ich glaube schon, ja. Ich muss aber auch sagen, dass meine Zeit bei RTL sehr gut war – ich hatte einen tollen Chef, von dem ich viel gelernt habe. Bei alle Stationen hatte ich tolle Kollegen und Menschen um mich herum. Aber wenn ich ein Highlight nennen müsste, dann würde ich «Sat.1 am Mittag» sagen.
Welche Arbeitszeit ist Ihnen denn lieber? Das frühe Aufstehen…
…oh, gar nicht.
Also doch lieber das späte Nach-Hause-Kommen nach der «Newstime»?
Das Magazin geht völlig gegen meine innere Uhr. Das würde auch dafür sprechen, dass ich irgendwann doch einmal etwas anderes moderiere. Ich bin einfach kein Frühaufsteher und würde am liebsten erst um elf Uhr morgens aufstehen. Der Mensch ist aber ein Gewohnheitstier und ich glaube, ich habe mich langsam umgestellt. Selbst wenn ich Urlaub habe, wache ich gegen sechs Uhr auf und das zeigt, dass sich meine innere Uhr langsam einstellt (lacht).
Zum Abschluss stellen wir unseren Interviewpartnern kurze und knappe Sonntagsfragen.
Frau Höppner, welche Fernsehsendung verpassen Sie nach Möglichkeit nie?
Den «Tatort».
Welche drei Dinge oder Menschen würden Sie mit auf eine Insel nehmen?
Ich nehme meinen Mann mit, dann wird es nicht so langweilig. Ich nehme ein Feuerzeug mit (lacht), damit ich dort überleben kann. Und als drittes eine Flasche Sekt, damit der erste Abend nicht so langweilig wird.
Der Inhalt der Flasche ist ja dann bald leer…
Ja, aber das Feuerzeug rettet mich doch – und außerdem: Irgendjemand wird mich schon wieder abholen.
Vor was haben Sie Angst?
Vor Haien. Das geht bis in meine Kindheit zurück. Wir hatten zu Hause keinen Fernseher – meine Nachbarn aber schon. Dort lief dann «Der weiße Hai» – und der hat mir ziemlich zugesetzt.
Das prägt. Wen würden Sie denn gerne einmal treffen, haben es bisher aber noch nicht getan?
Den Papst und den Bundespräsidenten.
Frau Höppner, wir bedanken uns herzlich für das Interview. Wir wünschen alles Gute.