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Es ist eine der faszinierendsten Gegenden der Erde, voll wilder Natur, bizarren Vulkanen - und Bewohnern, die der Abgeschiedenheit ebenso trotzen wie dem kalten Krieg, der dort nach wie vor herrscht: Die Region von Kamtschatka über die Kurileninseln bis zu Japans Nordinsel Hokkaido. Grimme-Preisträger Klaus Scherer, langjähriger Asien-Berichterstatter und künftiger USA-Korrespondent der ARD, hat sie mit einem Kamerateam für sein neuestes Abenteuerprojekt bereist.
Auf dem ersten Teil der 4.000 Kilometer langen Route besucht er traditionelle Rentiernomaden in den Bergen und ein Tanzensemble sibirischer Ureinwohner. Er blickt mit hartgesottenen Hubschrauberpiloten in die mächtigsten Vulkankrater des Kontinents und spricht im Militärhafen Petropawlowsk mit dem Beichtvater der russischen Atom-U-Boot-Flotte.
Ein 60-Minuten-Film, nah an den Menschen, mit atemberaubenden Bildern. Teil zwei, der über die umstrittenen Kurileninseln nach Nordjapan führt, läuft am Ostermontag um 19.00 Uhr. Als Buch ist Scherers Reisereportage unter gleichem Titel erschienen.
Kritik
Zunächst möchte ich bemerken, dass es nicht sehr empfehlenswert ist, während der Dokumentation zu essen oder zu trinken. Denn wenn in Großaufnahmen auf sehr voyeuristische Weise detailliert vorgeführt wird, wie nach alter russischer Tradition Fischen der Kopf abgetrennt wird und wie man diese ausweidet, kann sich einem sehr leicht der Magen umdrehen.
Allerdings lässt sich sagen, dass «Von Sibirien nach Japan» eine durchaus gelungene Produktion ist, wobei allerdings einige Abstriche zu machen sind. Die Dokumentation setzt nämlich einiges an Fachwissen über die russische Geschichte, insbesondere die Sowjet-Zeit, die Perestroika, sowie über das Kolchose- und Sowchose-Prinzip, voraus. Wenn man aber eine Dokumentation drehen will, die vor allem lokale Bräuche, sowie den Alltag von Menschen in einem fremden Gebiet darstellen soll, kann man von einem durchschnittlichen Zuschauer nicht erwarten, dass er sich vorher mit massenhaft theoretischer Fachliteratur eingedeckt hat, um die Zusammenhänge zu verstehen.
Auch fehlt es der Dokumentation an der nötigen Moderation durch einen Kommentator. Man lässt immer nur Eingeborene zu Wort kommen, wobei der Sprecher aus dem Off diese Aussagen nur höchst selten in Bezug zur Wirklichkeit oder historisch relevanten Dingen setzt. Somit wirkt die Dokumentation im Ganzen etwas abgehackt; eine schönere Abrundung, vor allem an dem etwas unvermittelten Schluss, wäre wünschenswert gewesen.
Ein weiterer Kritikpunkt ist, dass man den ersten Teil der Dokumentation mühelos von einer Stunde auf fünfundvierzig Minuten Sendezeit hätte kürzen können. Denn sehr häufig trifft man auf langweilige Passagen, die sich wie Kaugummi in die Länge ziehen, obwohl man schon längst zur nächsten Szene hätte schneiden können, da keine nennenswerte Information preisgegeben wird.
Auf der positiven Seite bietet die Dokumentation aber sehr eindrucksvolle Landschaftsaufnahmen und auch äußerst interessante Passagen. Die Tatsache, dass die Gegensätze am Leben in der Kamtschatka stets hervorgehoben werden und Klaus Scherer nie müde wird, die Moskauer Regierung für die dortige Armut (so verstehe ich zumindest seine ständigen Seitenhiebe) verantwortlich zu machen und er auch noch in der Lage ist, dies anständig zu begründen, machen die Dokumentation spannend und interessant. Nicht unter den Tisch fallen dürfen auch die größtenteils interessanten Gespräche mit den Einwohnern, allen voran den Rentiere züchtenden Nomaden.
Daher kann man dem interessierten Publikum «Von Sibirien nach Japan – Mit Klaus Scherer durch ein unvergessenes Paradies» nur wärmstens empfehlen, wobei die Zuschauer, die sich nicht für die Lebensweise anderer Kulturen begeistern können, gelangweilt weiter schalten werden.
Die ARD strahlt die Dokumentation «Von Sibirien nach Japan – Mit Klaus Scherer durch ein unvergessenes Paradies» am Karfreitag um 19.00 Uhr aus.