Mit der «Ahornallee» wollte RTL eigentlich den seit Monaten chronisch kranken Sendeplatz um 17.00 Uhr aufmöbeln. Das von Tresor TV produzierte Format wird seit Februar 2007 in einer Gründerzeitvilla in München produziert. Doch nun ist das genaue Gegenteil eingetroffen. Die Quoten sind deutlich schwächer als bei «Unsere erste gemeinsame Wohnung» oder gar «Unser Bauernhof». Am Dienstag holte das Format beispielsweise nur 5,4 Prozent Marktanteil in der Gesamtgruppe – nur die Shopping-Sendungen am Morgen holten geringere Werte.
Konnte sich RTL in der ersten Woche noch damit trösten, dass zumindest die Reichweite an sich stabil bei rund 800.000 Zuschauern ab drei Jahren lag, muss man sich nun nach sieben ausgestrahlten Folgen der Realität stellen, dass nun sogar der harte Kern zu bröckeln droht. Dass die Ensemble-Serie kaum von Anfang an einschlagen würde, war wohl allen bekannt. Dass sie so schnell zu einem derartigen Flop gerät, überrascht aber dennoch. Kurz vor dem Start erklärte Tresor TV-Geschäftsführer Roost-Macias im Interview mit unserer Redaktion, dass eine gewisse Eingewöhnungszeit nötig sei. „Ich mache mir aber keine Sorgen, denn ich weiß, dass RTL uns die Zeit geben wird, die wir brauchen,“ so Roost-Macias. Problematisch wäre es erst, wenn das Format selbst nach drei Monaten nicht laufe.
Bleiben also noch elf Wochen – elf Wochen, in denen die «Ahornallee» ihre Marktanteile in beiden Gruppen verdoppelten muss, um überhaupt in den grünen Bereich – sprich über Senderschnitt – zu kommen. Die einzige Stellungnahme, die von RTL in Bezug auf die Daily am Dienstag zu bekommen war, lautete: "Wir sind bisher nicht zufrieden mit den Quoten und arbeiten am Format.“ Keinen Kommentar gab es auf die Nachfrage, ob man überhaupt noch an das Format glaube und ob man so lange durchhalten wolle, bis die Veränderungen, die jetzt wohl vorgenommen werden, greifen.
Dies würde nämlich rund zwei Monate dauern – so weit im Voraus wird die Serie produziert. Auch die dritte Daily Soap der Kölner, «Alles was zählt», startete schwach. Dennoch kann man keine Parallelen ziehen. Immerhin verlor die Serie mit Tanja Szewczenko nach der Premiere nicht noch weitere Zuschauer, sondern hielt sich auf konstantem (wenn auch niedrigem) Niveau. Obendrein war die Soap nie so weit vom erfolgreichen Bereich entfernt, wie es nun die «Ahornallee» ist.
Dennoch: Bislang hat RTL großes Geschick in Sachen Soaps bewiesen – und einen langen Atem. „Wenn die Geschichten stark sind – und das sind sie aus unserer Sicht – dann wird der Zuschauer recht schnell zu uns finden“, sagte Tresor TV-Chef Roost-Macias vor dem Start im Quotenmeter.de-Interview voraus. Dies ist wohl auch bitter nötig, sonst könnte in diesem Fall selbst RTL bald der „lange Atem“ ausgehen.