Die Kritiker

«Vater auf der Flucht»

von
Story
Der frisch geschiedene Alex hat es nicht leicht: Zu den finanziellen Ansprüchen seiner Ex-Frau Petra kommen Unterhaltszahlungen für Töchterchen Lisann hinzu. Das Sorgerecht für Lisann teilen sich die geschiedenen Eheleute, aber das Aufenthaltsbestimmungsrecht wird der Mutter zugesprochen.

Diese will zudem mit ihrem neuen Lebensgefährten nach Hamburg umziehen. Dort soll Lisann in ein Internat. Das verzweifelte Kind fühlt sich abgeschoben. Es bittet den Vater, ihr zu helfen. Eigentlich hat Alex die Kleine laut gerichtlicher Regelung nur alle 14 Tage für 48 Stunden Besuchszeit. Doch ihn rührt der Kummer seiner Tochter so sehr, dass er sie mit einem kleinen Überraschungsurlaub trösten will: Für 350 Euro nach Mallorca, das kann er sich gerade noch leisten.

Endlich mal für ein paar Tage Papa und die Sorgen vergessen – da verdrängt Alex die richterlichen Auflagen. Als Alex ihr die Tochter nach zwei Tagen nicht zurückbringt, wendet sich die Mutter an die Polizei.

Darsteller:
Oliver Korittke («Das siebte Foto») ist Alex Langer
Eva Hassmann («Speer und er») ist Petra Langer
Helena Siegmund-Schultze («Es war Mord und ein Dorf schweigt») ist Lisann Langer
Mandala Tayde («Meine verrückte türkische Hochzeit») ist Sofia Quenionez
Matthias Klimsa («Nachtasyl») ist Bernd Venske
Martin Armknecht («FC Venus») ist Maximilian Terhaage
Nadja Zwanziger («Zwei Engel für Amor») ist Bettina Hartmann

Kritik:
Das Familien-Drama «Vater auf der Flucht» vom ZDF wurde von der Regisseurin Franziska Meyer-Price bieder inszeniert. Die knapp geschnittene Handlung lässt wenig Raum für Emotionen und verwehrt den Schauspielern die Möglichkeit zu glänzen.

Oliver Korritke und Eva Hassmann bleiben emotionale Szenen verwehrt beziehungsweise sind sie so kurz gehalten, dass die psychischen Zustände beider Rollen nur „angespielt“ werden. Die Szenen von Alex, die Festnahme vor der Tochter oder das Gespräch mit Sophia auf der Finca hätten emotionaler ausgebaut werden können. Eva Hassmann merkt man nicht einmal eine tiefe Erleichterung bei der Übergabe der Tochter an. Somit sind die charakterlichen Züge beider Rollen nur oberflächlich präsentiert.

Dieser geringe Tiefgang hat weniger mit den schauspielerischen Leistungen zu tun, sondern eher mit dem Stil des Films. Er vermittelt zunächst das fürsorgliche und liebende Verhältnis zwischen Tochter und Vater. Der spendierte Urlaub, den sich Alex eigentlich nicht leisten kann, ist anerkennenswert. Mit der vermeintlichen Entführung und der anschließenden Trennung der Familienteile müsste dann gezielt das zerstörte Familienglück aufgearbeitet werden. Dies versucht die Regisseurin mit kurzen, blaugetönten Szenen, die immer wieder nach der Festnahme als Erinnerung von Lisann eingeblendet werden. Dies wirkt unangebracht.

Die folgende Wiedervereinigung zwischen Tochter und Mutter am Flughafen (wie weiter oben schon erwähnt) wirkt ebenfalls unterkühlt. Petra, die aus Sorge um ihr Kind die Polizei einschaltet, merkt man eine spürbare Erleichterung, ein „Stein-vom-Herz-fallen“, nicht an. Den einzigen emotionalen authentischen Ausbruch erlebt sie, als sie Lisann bei Ihrem Vater verabschiedet und nach Hamburg aufbricht. Das ist zu wenig, um den Zuschauer zu fesseln und an den Fernseher zu binden.

Ein leichter Unterhaltungsfilm, den man schon nach dem Ausschalten des Fernsehers vergessen haben wird.

Das ZDF zeigt «Vater auf der Flucht» am Montag, 11. Juni 2007, um 20.15 Uhr

Kurz-URL: qmde.de/20498
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