Pro & Contra

Wäre Springer besser für ProSiebenSat.1?

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Die Axel Springer AG durfte ProSiebenSat.1 nicht übernehmen. Nach dem Einstieg von KKR und Permira stellt sich nun die Frage, ob das deutsche Verlagshaus dem Medienunternehmen nicht doch besser getan hätte. Fabian Riedner und Manuel Weis diskutieren.

Von Manuel Weis
Welch Aufschrei ging durch die Medienbranche, als bekannt wurde, dass der Axel Springer-Konzern möglicherweise ProSiebenSat.1 übernehmen konnte. Noch mehr Macht für die Bild? Undenkbar in Deutschland. Auch dem Kartellamt war nicht wohl bei dem Gedanken, dass ein Konzern dermaßen viele Blätter (und dann hinzukommend noch Fernsehsender) besitzt. Das Ende der Geschichte ist bekannt. Springer durfte nicht und Haim Saban musste sich nach neuen Eignern umschauen.

Diese hat man gefunden – doch im Endeffekt sind sie alle gleich. Und Franz Müntefering, der einst den Begriff der Heuschrecken prägte, hat Recht behalten. Das, was derzeit mit der ProSiebenSat.1-Gruppe passiert, ist eigentlich Alltag in deutschen Firmen. In Firmen, die von ausländischen Investoren gekauft wurden, um sie möglichst schnell und vor allem möglichst gewinnbringend wieder abzustoßen.

Man kann jetzt von Springer halten, was man will. Aber es ist kaum vorstellbar, dass die Gruppe die derzeitigen Zustände ertragen hätte müssen, wäre das deutsche Verlagshaus nun Besitzer der Sendergruppe. Ganz im Gegenteil: Der Verlag wäre vermutlich sogar ein Befürworter des Ausbaus der Informationsstrecken gewesen. Daraus folgt, dass es unter Springer nicht zu einem derartigen Aderlass gekommen wäre, wie es nun bei Permira und KKR der Fall ist. Ein guter Arbeitsplatz ist ein ungemein wichtiges Standbein im Leben eines Menschen. Hier wurde mit diesem Bein ganz klar zu fahrlässig umgegangen.

Und noch etwas spricht für Springer: Er hätte wohl ein längerfristiges Interesse an der Gruppe gehabt. Natürlich wäre es auch dem Verlagshaus um gute Zahlen gegangen, aber bei ProSiebenSat.1 hätte man auch andere Ideen verfolgen können. Natürlich wäre es brenzlig geworden und natürlich wäre ein fader Beigeschmack bei jedem positiven Bild-Bericht über Sat.1- oder ProSieben-Sendungen geblieben. Geblieben wären vermutlich aber auch Arbeitsplätze.

Die damalige Entscheidung des Kartellamts als gänzlich falsch zu bezeichnen ist eine harte Einschätzung. In jedem Fall wäre eine Springer-Übernahme aber besser gewesen als das jetzige Desaster. Von ausländischen Heuschrecken sollte die Medienbranche spätestens seit dieser Woche genug haben.

Von Fabian Riedner:
Die ProSiebenSat.1 Media AG gehört nun den Finanzinvestoren Permira und KKR, die ebenfalls an der SBS Broadcasting Group beteilgt sind. Um aus den zwei Fernsehgruppen einen großer Medienkonzern zu formen, kaufte die ProSieben-Gruppe den anderen Konzern für 3,3 Milliarden Euro. Dass Geld findet man nicht auf der Straße und um die Gruppe langfristig aus den Schulden zu bringen, sind Einsparungen notwendig.

Man kann die Summe der Rendite kritisch betrachten, denn 30 Prozent ist wirklich hoch. Dennoch sollte jedes Produkt, das man anbietet, sich selbst tragen können. «Sat.1 am Mittag» und «Sat.1 am Abend» waren eben zwei Formate, die ihre Ausgaben nicht decken konnten. Eine Einstellung dieser Formate ist deshalb nachvollziehbar. Neben den Mitarbeitergehältern musste Sat.1 hohe Kosten für die Produktion aufbringen, letzterer Part fällt nun komplett weg. Stattdessen zeigt man nun zwei Wiederholungen, dessen Produktion keinen Cent zusätzlich gekostet hat.

Viele Fernsehredakteure schreiben, dass Sat.1 einen großen Imageschaden von den plötzlichen Absetzungen bekommen hat. Dass «Sat.1 am Mittag» als Nachrichtensendung konzipiert war und dann zur Hausfrauensendung umgewandelt wurde, interessiert heute niemanden mehr. Insofern verlor Deutschland am Vormittag nur ein Boulevardmagazin, wovon es noch viele gibt.

Die Entscheidung, dass Axel Springer die ProSiebenSat.1-Gruppe nicht übernehmen durfte, war gut überlegt. Denn unter Springer wäre die Fernsehgruppe aufgelöst und in den hauseigenen Konzern eingegliedert worden. So wäre es mit Sicherheit ebenfalls zum Stellenabbau gekommen, denn auch Springer hat seine Abteilungen - einen eigenen Vermarkter beispielsweise.

Der Unterschied zwischen Permira/KKR und Axel Springer besteht darin, dass die Finanzinvestoren die Sendergruppe bestehen lassen und die verlustbringenden Geschäfte korrigieren oder gegebenenfalls beseitigen.

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