Riedners Filme: «Die Legende von Paul und Paula»

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Die neue Reihe von Quotenmeter.de-Chefredakteur Fabian Riedner präsentiert außergewöhnlich gute und abnorme Spielfilme. Egal ob großer Hollywoodblockbuster, Eigenproduktion eines Fernsehsenders oder Nischenfilm in den Kinos, «Riedners Filme» stellt Produktionen vor, die man kennen sollte.

1967 kam der bekannteste und wohl auch beste Film der Deutschen Demokratischen Republik in die Kinos des anderen Deutschlands. DDR-Staatsratsvorsitzende Erich Honecker höchstpersönlich überprüfte das Drehbuch von «Die Legende von Paul und Paula» auf die Linientreue zum Staat.

Die Geschichte handelt von Paul (Winfried Glatzender, «Die Flucht», «Sonnenallee») und Paula (Angelica Domröse, «Tal der Ahnungslosen», «Polizeiruf 110»), zwei ganz gewöhnlichen DDR-Bürgern. Während Paul unglücklich verheiratet ist, lebt gegenüber die alleinstehende Paula mit ihren zwei Kindern. Zufällig treffen sich die beiden Helden in einem Nachtclub und lernen sich dort besser kennen.

Die Mutter zweier Kinder fühlt sich seit der leidenschaftlichen Begegnung im Nachtclub wie im siebten Himmel, Paul allerdings bleibt distanziert. Um den Schein seiner Ehe zur erhalten und damit nicht sein Berufsleben zu gefährden, sind die beiden in der Öffentlichkeit stets getrennt. Die schönen Momente kann Paul durchaus genießen, aber die Affäre sowie die Folgen beunruhigen ihn stets.




Nach einiger Zeit stirbt Paulas Sohn durch einen schrecklichen Unfall auf offener Straße, durch diesen tragischen Verlust wendet sie sich von Paul ab. Erst als er ihren Verlust spürt, merkt er, wie stark seine Liebe zu Paula ist. Daraufhin bemüht sich der noch verheiratete Ehemann, die Liebe von Paula zurück zu gewinnen und er kann es auch schaffen. Paul und Paula werden ein Paar, das gemeinsam in der DDR lebt. Um die Beziehung für immer zusammen zu schweißen, möchte Paula ein weiteres Kind. Sie wird schwanger und überglücklich. Doch die Ärzte prognostizieren ihr, dass sie als werdende Mutter ihr Kind abtreiben soll, um ihr Leben zu retten. Doch Paula entscheidet sich für das Kind und stirbt bei der Geburt.

Somit wurde der Film «Die Legende von Paul und Paula» selbst zur Legende und ist der mit Abstand einzige DDR-Film, der heute noch gerne gesehen und auf den dritten Programmen ausgestrahlt wird.

Der Autor und Regisseur Heiner Carow, der am 19. September 1929 in Rostock geboren wurde und am 1. Februar 2007 verstarb, war noch eine Zeit nach der Gebietserweiterung der Bundesrepublik Deutschland im Film- und Fernsehbereich tätig. So inszenierte er die Serien «Kanzlei Bürger», «Praxis Bülowbogen», «Die Drei» und «A.S. – Gefahr ist sein Geschäft». Ebenfalls am Drehbuch wirkte Ulrich Plenzdorf mit, der erst am 9. August 2007 verstarb. In den 90er Jahren verfasste er «Vater Mutter Mörderkind», «Liebling – Kreuzberg», «Der Trinker» und beendete seine Karriere 1998 mit der Miniserie «Der Laden». Plenzdorf schrieb 1979 mit dem Roman „Die Legende vom Glück ohne Ende“ eine Fortsetzung, in der Paul auf Laura trifft. Sie sieht Paula zum Verwechseln ähnlich. Laura bemüht sich, dem gebeutelten Familienvater über dessen Verlust hinwegzuhelfen, aber glücklich werden die beiden nicht.

Betrachtet man die Handlung der DDR-Produktion aus heutiger Sicht, gibt es kaum besondere Merkmale. Die Geschichte, dass zwei Menschen ihr Glück in einer Gesellschaft finden, die der DDR kaum ähnlich sieht, wäre beinahe vor der Aufführung verboten werden. Obwohl «Die Legende von Paul und Paula» in keiner Weise das System des damaligen Staates angreift, gab es heftige Diskussionen.

Es klingt fast wie ein modernes Mädchen, dass eine Frau mittleren Alters seinem Verliebten ein Kind schenkt und dafür ihr eigenes Leben opfert. Mit Sicherheit hätte sich Paula über das neue Kind gefreut, doch Paul wäre lieber mit Paula zusammen geblieben.

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