Am Samstagmorgen zeigt ProSieben zukünftig die verbleibenden Folgen des Quotenflops «Survivor». Auch das Reality-Urgestein «Big Brother» musste im Laufe der Jahre Federn lassen. Sind Reality-Shows am Ende? Fabian Riedner und Fabian Böhme mit Einschätzungen.
Von Fabian Böhme:
Warum «Survivor» floppte, weiß man nicht genau. Vielleicht war es der Sendeplatz, vielleicht die fehlenden Aha!-Erlebnisse, vielleicht falsche Promotion – am Konzept kann man den Misserfolg sicher nicht festmachen. Die Idee, eine Gruppe von Menschen auf einer Insel auszusetzen, ist nicht neu. In den USA läuft das Format seit etlichen Jahren sehr erfolgreich – wohl ein Grund, warum ProSieben die Show adaptierte. Das Konzept ist toll, die Umsetzung war ebenfalls akzeptabel – am Format selbst kann man keine nennenswerte Kritik üben.
Ohne Reality wäre das Fernsehen zudem nur halb so lustig. Würden wir nur Ficiton sehen, würde uns jeglicher Sinn fürs Fernsehen fehlen. Sendungen wie «Big Brother» waren in ihrer erfolgreichsten Phase Gesprächsthema Nummer Eins auf Schulhöfen, im Büro, überall. Zugegeben, so etwas kann man auch mit fiktionalen Stoffen erreichen, aber über wahre Geschichten zu reden, ist viel interessanter. Wirtschaftlich ist eine Reality-Show in den meisten Fällen günstiger als eine aufwändig produzierte Serie. Auch unter diesem Aspekt betrachtet ist Reality ein wichtiges Standbein für einen TV-Sender: Relativ günstig, wirft bei Erfolg zudem relativ viel ab. Besser geht es doch nicht.
Auch «Popstars» zählt zu den Reality-Shows und was diese Sendung hervorbringt, ist kaum mit einem fiktionalen Format erreichbar. Auch die «Super-Nanny» ist Reality-TV. Außerdem gibt das deutsche Fernsehen genügend positive Beispiele ab – nicht alle Reality-Spielshows floppen. «Popstars» schwächelt momentan zwar, hat aber bei ProSieben in der letzten Staffel für sehr gute Quoten gesorgt. Ob Reality-Shows eine Zukunft im deutschen Fernsehen haben? Ja, haben sie.
Von Fabian Riedner:
Erneut hat sich ein Fernsehsender an eine Reality-Gewinnshow gewagt und ging damit baden. Die Rede ist natürlich vom international erfolgreichen TV-Format «Survivor», das beim amerikanischen Marktführer CBS mit der 14. Staffel immer noch Top-Quoten von 14 Millionen Zuschauern holte. Das Prinzip der Show ist relativ einfach, denn 18 Kandidaten, aufgeteilt in zwei Teams, müssen in unterschiedlichen Matches gegeneinander spielen. Am Ende bleibt eine Person übrig, die einen großen Gewinn mit nach Hause nehmen darf.
Doch ProSieben setzte in der ersten Folge nur auf ein kleines Spiel - ansonsten erinnerte die Aufmachung ein wenig an «Big Brother». Die Kandidaten saßen herum, lästerten und erzählten über ihr Leben. Dass mit einer so langsamen Auftaktfolge die Quoten nicht zufriedenstellend sind, hätte man sich denken können. Vor allem wenn im Gegenprogramm David Caruso mit Anzug durch Miami spaziert.
Ja, es lag wohl wirklich am Sendeplatz, den ProSieben gewählt hat. Um 20.15 Uhr musste sich das neue Format gegen eine starke Konkurrenz durchkämpfen, denn zum einen erreichte «CSI: Miami» fünf Millionen Zuschauer und zum anderen war das Lead-Out äußerst schwach. Mit einer Wiederholung von «Lebe deinen Traum», die man unter dem Namen «It’s my Life» zeigte, erreichte die rote Sieben nur mangelhafte Zuschauerzahlen. Mit der Verschiebung auf dem 22.15 Uhr-Sendeplatz war das Format schon so gut wie tot.
Bereits vor zwei Jahren hatte das ZDF die Idee, die Jerry Bruckheimer Reality-Gewinnshow «The Amazing Race» nach Deutschland zu importieren, doch letztlich ließ man die Finger davon. Denn das Rennen, das um die ganze Welt geht, ist extrem teuer zu produzieren. Eine Folge einer Lizenz-Serie ist wesentlich kostengünstiger zu produzieren.
Mit dem Flop von «Survivor» haben die deutschen Fernsehzuschauer erneut gezeigt, dass sie nicht auf neue, kreative Formate stehen. Um in der Bundesrepublik Erfolg zu haben, braucht man nur gute Krimiserien und Doku-Soaps, die den Nerv der Zeit treffen…