So spannend wie zur Jahreswende war es im bayerischen Radiomarkt schon lange nicht mehr. Die aktuellen Ergebnisse sprechen eigentlich eine deutliche Sprache: Der private Radiosender Antenne Bayern führt mit großem Vorsprung vor der öffentlich-rechtlichen Station Bayern 3. So hat die Antenne laut MA 2007 II in der Durchschnittsstunde 985.000 Zuhörer, Bayern 3 kommt hingegen nur auf 577.000. Während das öffentlich-rechtliche Programm allerdings klar zulegen konnte, musste man in Ismaning Verluste von mehr als neun Prozent hinnehmen.
Und noch etwas stimmt nicht beim meistgehörten Programm Bayerns: Einige Mitarbeiter, vor allem die langjährigen, sind unzufrieden. Im Sommer 2007 verließ bereits Katrin Müller-Hohenstein den Sender im Streit mit Programmdirektorin Valerie Weber, nun folgt Stefan Parrisius, der seit über 15 Jahren für den Sender tätig und zudem ein Aushängeschild war. Seine samstägliche Talksendung entfiel bereits am vergangenen Wochenende.
Dass die Trennung nicht von Senderseite ausging, verriet sein neuer Arbeitgeber, Bayern 2. Der Sender sprach von einer Kündigung Parrisius’ beim Privatsender. Ab Januar 2008 wird er immer montags um 16.05 Uhr durch “Das Tagesgespräch” bei Bayern 2 führen. Der Flurfunk vermeldet zudem, dass weitere Antenne-Mitarbeiter den Sender verlassen werden. Wer die Sendungen von Stefan Parrisius übernehmen wird, steht derzeit noch nicht fest. Im Advent sind wohl Sendungen mit Grüßen vom Weihnachtsmarkt geplant - ohne Moderation.
Bayern 3 wittert unterdessen eine Chance, das Blatt auf dem bayerischen Radiomarkt zu wenden. Mit großem Mut hat Programmchef Walter Schmich in einem Interview in der vergangenen Woche das Ende des Formatradios ausgerufen. Künftig wolle sich sein Sender wieder deutlich von der privaten Konkurrenz abheben. Spekuliert wird auch über deutlich längere Wortbeiträge im Tagesprogramm.
Fest seht unterdessen, dass der Sender ab dem 07. Januar 2008 täglich 24 Stunden live senden wird. Bislang sendete Bayern 3 nur in der Nacht von Donnerstag auf Freitag und Freitag auf Samstag ein eigenes Nachtprogramm. Ansonsten übernahm man die Sendung “Luna” von SWR 3. Wie zu hören war, kämpften die Mitarbeiter des Senders schon länger darum, auch nachts selbst senden zu dürfen. Woran es bislang scheiterte, ist nicht ganz klar. Vermutlich dürfte aber das Geld keine ganz unbedeutende Rolle gespielt haben.
Einen ersten Schritt machte man bereits im vergangenen Sommer. “Bayern 3 - Die Nacht” (in der Nacht von Freitag auf Samstag) - in den Jahren zuvor nur in den zwölf kalendarischen Sommerwochen zu hören - blieb auch im Herbst im Programm und nun schon seit fast eineinhalb Jahren on Air. Aus einer Nachtsendung wurden also zwei. Unklar ist, wieso die Verantwortlichen sich genau jetzt für ein vollständiges 24-Stunden-Programm aussprechen. Beim bayerischen Rundfunk ist man jedenfalls stolz darauf. Wer die Nachtsendungen moderieren wird, soll in den kommenden Tagen bekannt gegeben werden. Geplant ist wohl ein wöchentlicher Wechsel - ob für die zusätzlichen Schichten neue Moderatoren eingekauft werden, oder ob bisherige Mitarbeiter mehr arbeiten werden, ist nicht klar.
Unklar ist auch, ob es Änderungen im Tagesprogramm der Popwelle geben wird. Genaue Programmabläufe für das neue Jahr wurden von Bayern 3 nicht veröffentlicht. Sollte man am bayerischen Radiomarkt allerdings wirklich etwas drehen wollen, müsste mehr geschehen als die Hereinnahme eines eigenen Nachtprogramms. Immerhin: Wie der Flurfunk meldet, produziert man derzeit ein neues Jinglepaket in den USA.