US-Fernsehen

Im Januar dominiert Reality die Primetime

von  |  Quelle: New York Times
Das Fernsehprogramm im Dezember 2007 wird traditionell mit Wiederholungen und Weihnachtsspecials bestückt, ab und an werden neue Episoden einiger Serien ausgestrahlt. Direkt danach startet die Midseason, in der die quotenschwachen Formate aus der Primetime genommen werden und neue Serien einstarten. Da die US-Fernsehsender aufgrund des Autorenstreiks kaum eine Serie im ersten Quartal fortsetzen können, setzen sie auf Reality-Shows.

Die Gewerkschaft Writers Guild of America rief im November 2007 zum Streik auf und noch folgen alle Autoren deren Aufforderung. Deshalb planten die Networks in den letzten Wochen neue Reality-, Nachrichten- und Doku-Programme, die schon im Januar 2008 starten werden. So moderiert Mark Walberg (Bild) die neue FOX-Show «The Moment of Truth», in der Menschen einen Lügendetektortest unterzogen werden. Die Premiere ist für Januar 2008 angesetzt, eine genaue Sendezeit steht allerdings noch nicht fest. Die fünf großen Networks müssen ab Januar 2008 zirka 27 Stunden pro Woche mit neuen Inhalten füllen, «The Moment of Truth» ist mit einer Länge von 60 Minuten nur ein Tropfen auf dem heißen Stein.

Der Autorenstreik hat die Möglichkeit, das amerikanische Fernsehen für die nächsten Jahre grundlegend zu verändern. Denn für eine Reality-Produktion benötigten die Studios keine Autoren und wenn ein neues Programm erfolgreich abschneidet, werden die Sender an den günstigen Alternativen festhalten. Deshalb wird damit gerechnet, dass die neuen Serien «K-Ville» (FOX) und «Bionic Woman» (NBC, Bild) demnächst eingestellt werden. Zwar starteten beide Serien gut ein, fielen allerdings dann in ein Mittelmaß ab. Ein Wiedersehen nach dem Ende des Streiks dürfte ausgeschlossen sein. Bereits 1988 als die Gewerkschaft WGA zur Niederlegung der Arbeit aufrief, zeigten sich die Sender kreativ und so startete FOX sein bis heute erfolgreiches Reality-Line-Up am Samstag, das aus einer Doppelfolge «Cops» und «America’s Most Wanted» besteht.

„Zweifelsohne einiges [von den Realityprogrammen] ist streikbedingt“, fasst Vince Manze, Programmplaner von NBC, zusammen, „Aber ein Teil davon ist es nicht. Wir setzen immer im ersten Quartal auf Reality“. Manze verweist auf das vergangene Jahr, als man während der «Heroes»-Pause andere Programme ausprobierte.




Bereits im Mai 2007 kündigte der Sender ABC die neue Oprah Winfrey-Show «Oprah’s Big Give» an, in der die bekannte und reiche Talk-Moderatorin unterschiedlichen Menschen Träume erfüllt. Die Fernsehstation plante das Format für Anfang 2008, allerdings will man möglichst hohe Reichweiten einfahren und überlegt, ob man das Format zwischen Wiederholungen zeigen möchte.

Bereits einen festen Sendetermin hat die Neuauflage der 1980er Show «American Gladiators», in der Kandidaten gegen durchtrainierte Frauen und Männer antreten müssen. FOX setzt unterdessen auch auf «When Women Rule the World», eine Sendung, in der männliche Kandidaten in einer Welt leben müssen, in der Frauen die Regeln bestimmen.

Doch das Fernsehprogramm besteht ab Januar 2008 nicht nur aus Wiederholungen und Reality-Shows, sondern auch weiterhin aus Drama- und Comedy-Serien. So wurden erfolgreiche Serien wie die Mystery-Serie «Lost» (Bild) zur Midseason angekündigt. Auch die einstündige Drama-Serie «Medium» wird in den nächsten Wochen mit einer neuen Staffel auf den Fernsehschirm zurückkehren. ABC kündigte unterdessen die neue Sitcom «Eli Stone» an, FOX setzt auf «Terminator: The Sarah Connor Chronicles».

Betrachtet man die Situation aus Sicht der Kosten, so handeln die Fernsehsender richtig. Verschlingt die Produktion einer Reality-Show meist eine Million Dollar pro Episode, müssen die Networks meist zwei bis drei Millionen Dollar pro Folge einer Drama- oder Comedy-Serie hinlegen. Als CBS im Jahr 2000 mit «Survivor» bis zu fünfzig Millionen Zuschauer unterhalten konnte, baute man das Programm weitgehend um. So erhöhte sich die Reality-Stundenanzahl von fünf Jahren von vier auf 18 Stunden bei allen Networks.

Die schon im Sommer 2007 erfolgreich gestartete Game-Show «Power of 10» mit Drew Carrey wird schon Anfang des nächsten Jahres fortgesetzt. Auch drei Ausgaben von «Big Brother» zeigt der Marktführer CBS im Programm. Unterdessen erhöht NBC seinen Realityanteil von vier auf sieben Stunden. Die Promi-Version von «The Apprentice» die ohnehin schwache Serien «The Office» (Bild) und «Scrubs» ersetzen.

Ebenfalls gut vorgesorgt hat ABC, denn man bringt die früheren Shows «Supernanny» und «Wife Swap» zurück, die schon in den letzten Jahren ordentliche Reichweiten einfuhren. Darüber hinaus gibt es im März 2008 neue Staffeln der Erfolgsshows «Dancing with the Stars» und «The Bachelor» (Bild), unter dem Label der Nachrichtenmagazine werden Doku-Soaps gezeigt. Im Januar 2008 startet FOX wieder seine Casting-Show «American Idol», die schon im vergangenem Jahr bis zu dreißig Millionen Amerikaner ansahen. Wenn der Sender wieder die Casting- und Entscheidungs-Shows dehnt, erringt man nicht nur den Tagessieg, sondern füllt auch die Programmlücken.

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