"Der Zuschauer ist ein rätselhaftes Wesen." Das sagte der ehemalige Sat.1-Chef Roger Schawinski in einem Interview mit dem Berliner "Tagesspiegel". Niemand wisse, wie er reagieren wird. "Aber unterschätzen Sie mir den Zuschauer nicht. Der Zuschauer weiß ganz genau, was er will und was nicht. Und so geht er auch mit seinem Zauberstab – der Fernbedienung – um. Sehr, sehr zielgerichtet."
Der gebürtige Schweizer hat bei deutschen Sendern derzeit eine "Ratlosigkeit" ausgemacht, was die Produktion eigener Serien angeht. Dass RTL seine Serie «Die Anwälte» nach nur einer Folge wieder aus dem Programm nahm, sei "nachvollziehbar", so Schawinski im "Tagesspiegel"-Interview. "Man hätte sich überlegen können, ob man die Serie überhaupt hätte starten sollen. Das Geld ist ja eh weg. Aber wenn man sich einmal dafür entscheidet, weiß man, dass man sich mit einem solchen Ruckzuck-Rausschmiss blamiert."
Das Problem sieht Schawinski in der Stärke des amerikanischen Fernsehmarktes. "Einen Charaktertypen wie «Dr. House» gibt es in deutschen Serien bisher nicht. Da können Sie so lange suchen, wie Sie wollen. Kai Wiesinger als «Anwalt» ist sicher ein guter Schauspieler, aber das reicht nun einmal nicht mehr."
Seine Prognose für die Zukunft fällt eher düster aus: "Viel Neues sehe ich in der Unterhaltung mit Ausnahme von «Schlag den Raab» bei Pro Sieben nicht", so Schawinski gegenüber dem "Tagesspiegel". Gleichzeitig verweist auf die derzeitigen Quoten-Erfolge aus Köln: "Das «Dschungelcamp» von RTL, wegen Imageproblemen eigentlich schon ausgemustert, wurde reanimiert, weil man nicht genug Quotenträchtiges im Köcher hatte. Und siehe da: Die Quote war wunderbar, und der Protest blieb sogar aus", so Schawinski. Man habe sich offenbar sogar "an das öffentliche Verspeisen von Känguruhoden als abendlichen Kitzel gewöhnt. Auch «DSDS» ist bereits ein angejahrtes Format, das weiter funktioniert."