Story
Seit Jahren lebt Nina bereits in Südafrika, einem Land, in dem es ihr im Urlaub so gut gefallen hat, dass sie sich entschied, bei ihrem dort lebenden Jan zu bleiben. Im Hier und Jetzt erfährt die in Deutschland lebende Familie, zu der Nina keinen Kontakt mehr hatte, dass sie gestorben ist. Die Einzige, die davon wirklich betroffen zu sein scheint, ist Caroline, ihre Schwester. Ohne wirklich nachgedacht zu haben, welche Gefahren ihr lauern könnten, reist sie ins ferne Land.
Dort beginnt sie auch gleich mit den Ermittlungen, da sie einfach nicht glauben kann, dass ihre Schwester durch einen Unfall gestorben ist. So wird Caro gleich mit den dort herrschenden Verhältnissen konfrontiert: Sie muss sich in Slums behaupten, in denen die Korruption herrscht, sie muss durch komplizierte Vernetzungen der Menschen blicken und schlussendlich klären, wer Nina umgebracht hat. Dafür gibt sie kurzzeitig ihr gesittetes Leben in Deutschland auf. Auf was hat sie sich da eingelassen?
Darsteller
Désirée Nosbusch («Eine Liebe in Saigon») ist Caroline
Bernadette Herrwagen («Ich bin die Andere») ist Chantal
Jan Gregor Kremp («Der Untergang der Pamir») ist Jan
Tshamano Sebe («The Piano Player») ist Ngomo
Peer Jäger («Free Rainer») ist der Vater
Marie Anne Fliegel («Deadline») ist die Mutter
Kritik
Miguel Alexandre hat sich mit «Der Tod meiner Schwester» an einen TV-Film gewagt, der sich irgendwo zwischen Familiendrama und Thriller einpendelt. Zuvor hat er den Kritikern in «Die Frau vom Checkpoint Charlie» längst bewiesen, dass er es versteht, einen guten Film zu machen. Auch in «R.I.S. - Die Sprache der Toten» hat er in zwei Episoden Regie geführt. Mit der ZDF-Produktion zeigt er nun, dass er auch eine etwas seichte Geschichte zu einem streckenweise packenden Film umsetzen kann.
Wenn man sich den Plot des Films zum ersten Mal durch den Kopf gehen lässt, könnte man meinen, dass es sich um einen 08/15-Pseudothriller mit vorhersehbarem Ende handelt. Doch als die Spurensuche richtig begonnen hat und die Geschichte an Fahrt aufnimmt, entwickelt sich ein Sog, der bewirkt, dass der Zuschauer unbedingt wissen will, wie der Film endet. Die am Anfang noch austauschbare Familientragödie wird ersetzt durch ein recht komplexes Drama, in dem erschreckende Tatsachen aufgedeckt werden.
Dazu trägt in erster Linie Désirée Nosbusch bei, die hier wirklich eine Glanzleistung abliefert. Die vielschichtige Persönlichkeit Caroline weiß sie gekonnt darzustellen und hilft dem Film so, niemals in Klischees abzurutschen. Wutausbrüche spielt sie ebenso authentisch wie stille, retardierende Momente. Auch Bernadette Heerwagen als Chantal kann zum größten Teil überzeugen.
Die teilweise miserable Synchronisation muss an dieser Stelle bemängelt werde. Die Darstellung derjenigen Menschen, die in Südafrika leben, wie zum Beispiel Ngomo, leiden an der minderen Qualität. In diesem Zuge stellt sich auch die Frage, warum Afrika überhaupt als Kulisse herhalten musste. Denn für den Film ist es vollkommen unerheblich, ob sich die Geschichte in Südafrika oder in Berlin-Kreuzberg abspielt. Natürlich – für tolle Bilder sorgt es allemal (obwohl das Potenzial nicht vollends ausgeschöpft wurde) – doch wirklich nötig ist es nicht.
Ninas Vater wirkt an einigen Stellen zu simpel gestrickt. Caroline und Chantal strotzen zwar nicht vor Tiefsinnigkeit und Vielschichtigkeit, aber der Vater ist einfach nur der brutale Mensch, der seine Gewalt nicht zügeln kann. Hier hätte etwas mehr Hintergrund gut getan.
Das ZDF zeigt «Der Tod meiner Schwester» am 26. Mai um 20.15 Uhr.